Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Autoren: Uwe Post
Vom Netzwerk:
geleitet. Die restlichen Wanderer blieben zurück und entschieden nach kurzer Zeit, sich lieber auf die umliegenden Gaststätten zu verteilen, als über Nacht bei Regen und Kälte auf dem Platz vor der Burg auszuharren.
    »Haupt Hurgolt«, stellte der Graue sich vor und verbeugte sich tief. »Mögen keine fauligen Pilze auf deinem Weg stehen«, ergänzte er übertrieben feierlich.
    »Danke«, sagte Wahrmut freundlich.
    »Was soll das immer mit den Pilzen?«, fragte Armia Jakeed. Der schüttelte nur den Kopf und folgte Hurgolt und Wahrmut. Sie erstiegen die Mittlere Treppe, deren unterer Absatz von zwei Wahrmut-Statuen eingerahmt wurde. Diese erwiesen sich im jetzt erstmals möglichen direkten Vergleich als bemerkenswert misslungen, aber den Bildhauern hatte kein Modell zur Verfügung gestanden. Eine bessere Ausrede konnte es kaum geben. Warum man der rechten Statue allerdings zwei linke Hände verpasst hatte – und umgekehrt – würde wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.
    Schließlich öffnete Hurgolt die große Tür zum Ratssaal. Erleichtert stellte er fest, dass der Sarg unter dem Tisch verschwunden war. Dann fiel ihm die Kinnlade herunter. Die Hauptdame stand am Fenster und trug ein schlichtes, tief schwarzes Kleid.
    Materia trug die falsche Farbe!
    »Hau ...«, setzte Hurgolt an und warf einen Blick auf die Besucher, dann sah er an sich selbst hinunter. Er stellte fest, dass er als einziger Grau trug und kam sich plötzlich sehr alt vor. »Hauptdame«, begann der Berater erneut. »Ich bringe euch die Wanderer, die von weiter her kommen, als, eh ...« Seine Augen zuckten hin und her, als ihm der sorgfältig einstudierte Text nicht mehr einfiel. Während Hurgolts Mund geräuschlos auf und zu klappte, kam Materia auf Wahrmut und die anderen zu.
    »Willkommen in der Burg zu Etria«, sprach Materia feierlich.
    Armia zupfte Jakeed am Ärmel. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, das er nicht auf Anhieb verstand. » Wer ist tot?«, zischte er zurück.
    »Es freut mich, meine Wanderung in diesem hohen Hause zu beenden«, erklärte Wahrmut freundlich und warf Armia einen Blick zu. Anscheinend hatte er ihre Worte gehört.
    »Stimmt das?«, fragte Jakeed laut.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet«, entgegnete Wahrmut und setzte sich an den Tisch. Die anderen taten es ihm gleich.
    Die Hauptdame lächelte. »Möchtet ihr Tee?«
    »Sehr gerne.« Wahrmut lächelte zurück. »Du trägst Schwarz.« Hurgolt beeilte sich, den Tee zu beschaffen.
    Armia schnaubte. »Das lässt die Haut besonders bleich wirken.«
    »Armia!«, sagte Jakeed.
    »Ein Zusammentreffen wie ein Wunder«, erklärte Materia.
    »Sie riecht«, zischte Armia. »Merkt ihr das nicht?«
    »Ich hätte gerne mal unseren ... den Hauptherrvater kennengelernt«, versuchte Jakeed, vom Thema abzulenken. »Möge ... der Herr in ihm sein.«
    »Für immer«, vervollständigte die Hauptdame. »Er wird nicht kommen«, sagte sie dann.
    »Er hat sie getötet«, erklärte Wahrmut. »Und sie ihn.«
    »Ach so«, machte Jakeed. » Was? «
    »Sag ich doch.« Armia grinste.
    Drei graue Häupter eilten herein und trugen Tee und Küchlein vor sich her. Im Handumdrehen war der prachtvolle Tisch voller Geschirr.
    »Es ist an der Zeit«, sagte Wahrmut und griff nach seiner Tasse, »dass sich einige Dinge ändern. Ah, Kakawa-Kreuztee.« Er pustete leicht, und die Tasse hörte sofort auf zu dampfen. Wahrmut nahm einen Schluck. Jakeed tat es ihm gleich und verbrannte sich  Lippen und Zungenspitze.
    »Dreifach gezupft?« Wahrmut nickte anerkennend. »Beachtlich. Noch beachtlicher wäre es, wenn die Zupferinnen anständig bezahlt werden würden.«
    »Ich werde mich beizeiten darum kümmern«, sagte die Hauptdame.
    »Was ist mit dem Hauptherrvater?«, fragte Jakeed.
    »Er ist im Meer der Unklugheit versunken«, erklärte der Prophet. »Und nicht wieder aufgetaucht.«
    Gultuweiti Materia zupfte an ihrem Kleid. Sie schien sich nicht ganz wohl darin zu fühlen. »So kann man das auch sagen.«
    »Warum sehen die Leute überall Gleichnisse, wo keine sind?«, fragte Wahrmut und breitete die Arme aus.
    »Warum ist er nicht längst abgesetzt worden, wenn er doch ... versunken ist?«, fragte Jakeed. Armia legte ihre kalte Hand auf seinen Oberschenkel.
    Wahrmut zeigte auf Materia.
    So zur Antwort gezwungen, sagte die: »Nur ein Mann kann Oberhaupt der Grauen Kirche werden. Hätte ein anderer ihn ersetzt, hätte ich, nun ...«
    »Alles verloren«, murmelte Armia.
    »Diese ungerechte Regel gehört
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher