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Unterwirf dich

Unterwirf dich

Titel: Unterwirf dich
Autoren: Molly Weatherfield
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und richtete seine Kleidung. Dann hockte ich mich auf die Knie – mit hoch erhobenem Kopf und gesenktem Blick, Brüste vorgereckt, und wartete, bis er wieder etwas von mir wollte. Er griff über mich hinweg nach einer Zeitschriftenmappe und zog eine Zeitung heraus. Dann schlug er das Wall Street Journal auf und begann entspannt zu lesen. Mir wurde klar, dass er noch kein Wort zu mir gesagt hatte, seitdem er … na ja, er hatte überhaupt noch nichts zu mir gesagt. Ich fragte mich, ob er wohl jemals das Wort an mich richten würde.
    Es fiel mir zunehmend schwerer, still dazuhocken. Es lag nicht nur an den Schmerzen in meinen Knien oder dem Problem, das Gleichgewicht im fahrenden Auto zu halten, sondern vor allem an der Stille und dem Mangel an Bildern. Ich versuchte mich zu erinnern, was ich von ihm gesehen hatte. Groß gewachsen schien er mir nicht. Aber seine Hände waren groß. Ich hatte den Eindruck, dass er kräftig gebaut war, breit für seine Größe. In guter Verfassung für sein Alter – Ende vierzig vielleicht? Seine Stimme hatte ich auf der Auktion gehört, als er zu mir an das kleine Ausstellungspodest getreten war. Mit kräftigen, trockenen Fingern hatte er meine Arschbacken auseinandergezogen und einem Assistenten gegenüber etwas über meine »reine Leidenschaft zum Gehorsam« gesagt. Sein Englisch war akzentfrei und präzise, aber ich vermutete, es war nicht seine Muttersprache. Er hatte leise gelacht, als er gesehen hatte, wie ich zusammengezuckt war, als ich seine Finger in mir spürte. Er hatte Recht; ich wollte ihm tatsächlich gehorchen. Allerdings hatte er vielleicht eher gemeint, ich wollte allen gehorchen.
    Aber jetzt gerade tat ich das nicht. Ich war unruhig. Ich musste seine Stimme hören. Ich konnte ihm ohne Weiteres gehorchen, wenn er mir etwas befehlen würde, aber es fiel mir schwer, die ganze Zeit über zu warten, obwohl dies das Wichtigste war. Ich hatte wohl erwartet, dass er mir einen kleinen Vortrag über sich halten würde – Sir Stephen, der die O darüber informiert, wie sehr er Gewohnheiten und Rituale liebt. Er hätte gar nicht viel sagen müssen, nur ein bisschen, um dem Ganzen einen Rahmen zu geben.
    Ja, sagte ich mir, während das Auto über die glatte Asphaltstraße rollte und das Sonnenlicht durch die getönten Scheiben drang, das sieht dir ähnlich, Carrie. Für dich ist das Leben nur real, wenn du es in eine Geschichte verpacken kannst. Aber je mehr ich mit mir schimpfte, desto stärker wurde der Drang, den Blick zu heben und ihn anzusehen. Nur ganz kurz, sagte ich mir. Nur um seinen Mund zu sehen.
    Breit. Entschlossen. Faltige Wangen, eckiges Kinn. Mehr gestattete ich mir nicht. Nur ein kurzer Blick unter den Wimpern hervor. Damit konnte ich mich beschäftigen, um den Rest der Fahrt zu überstehen. Ich konnte mir vorstellen, welche Person solche Hände haben könnte, so schmecken und riechen könnte. Er war sehr reich, hatte der Assistent mir gesagt. Und er liebte es, Geschäfte zu machen.
    Schließlich hielt der Wagen vor einem Hotel. Er stieg aus und drehte sich um, damit ihm jemand einen Mantel um die Schultern legen konnte. Ich sah schwarze Cowboystiefel. Es war Stefan, der Assistent von der Auktion, der respektvoll eine Erwiderung murmelte, als Mr. Constant ihn anwies, mich bereitzuhalten, wenn ich etwas gegessen, gebadet und geruht hätte. »Ich komme um acht zu ihr«, schloss Mr. Constant und fügte mit seiner weichen, akzentlosen Stimme hinzu: »Oh, und gib ihr zwei Hiebe, um sie daran zu erinnern, dass sie ihre Augen gesenkt halten soll.«
    Die Hiebe waren schnell und heftig gewesen. Beim ersten hatte ich gekeucht, beim zweiten war ich in gurgelndes Schluchzen ausgebrochen. Und sie waren präzise platziert worden, dachte ich jetzt, als ich mich im Spiegel musterte, während ich darauf wartete, dass die große Badewanne sich mit Wasser füllte.
    Es dauerte eine Weile, obwohl das Wasser mit voller Kraft aus den Hähnen in die viereckige Wanne strömte, die in den Badezimmerboden eingelassen war. Schwarzer Marmor. Hässlich und teuer. Schwarze Fliesen an den Wänden mit einer Art Liliendesign, das zur Prägung der metallischen Tapete passte, die den oberen Teil der Wände bedeckte. Und zu viel Licht. Auch zu viele Spiegel, vor mir und hinter mir. Neugierig starrte ich auf die unendliche Parade blasser, nackter Mädchen in grausamen schwarzen Kragen und knallroten, X-förmigen Striemen auf den Hinterteilen. Es war, als sähe ich das Jahr, auf das ich mich
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