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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte
Autoren: Hans-Christian Huf
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angenehmen Platz im Paradies. Zu einer Zeit, als die irdische Existenz sehr schmerzhaft und kurz sein konnte, war dieser letzte Beweggrund nur zu verständlich. So begann für die Europäer die große Reise nach Übersee mit den mittelalterlichen Kreuzzügen. Ob dabei die eigentlich zu rettenden christlichen Heiligtümer Konstantinopel oder Jerusalem eher geplündert als gerettet wurden, wen kümmerte es. Weiter und weiter wagten sich die Europäer in die Welt hinaus, von der sie seit römischer Zeit immer mehr die Kenntnis verloren hatten. Man nennt es gerne das Zeitalter der Entdeckungen. Dazu sei ausdrücklich gesagt, dass Entdecken und Entdecktwerden zwei sehr unterschiedliche Angelegenheiten sind. So bekamen die Menschen am Rande der europäischen Welt ihre Kenntnis von den Fortschritten der Europäer immer dann, wenn wieder ein Heerzug in ihre Länder einbrach oder ein Kriegsschiff sich ihnen bedenklich näherte. Sehr viele von ihnen haben den wirtschaftlichen Aufschwung Europas mit ihrem Leben bezahlt. Sie legten vermutlich überhaupt keinen Wert darauf, von uns entdeckt zu werden.
    Das mit der Entdeckung Amerikas war am Ende auch so ein Zufall. Was wäre eigentlich passiert, wäre Kolumbus daran vorbeigefahren oder vorher in einen tödlichen Sturm geraten? Wäre er dann so berühmt geworden, dass man – wie Mark Twain schrieb – in einem Museum in Havanna zwei seiner Schädel ausgestellt haben soll, den des jungen Kolumbus und den des erwachsenen? Die Geschichte des Entdeckers Christoph Kolumbus ist so abenteuerlich, dass sie eigentlich nur wahr sein kann. Er fuhr mit der sicheren Gewissheit los, in Richtung Westen den Osten zu erreichen. Die karibischen Inseln hielt er für Vorboten des indischen Festlands. Und bis zu seinem Tod hielt er daran fest, auf dem amerikanischen Festland eigentlich Indien entdeckt zu haben. Zum Dank nennen wir die Menschen, denen er dort begegnete, bis heute Indios beziehungsweise Indianer. Mit Kolumbus’ starrsinniger Suche nach den Reichtümern der östlichen Länder begann auf dem amerikanischen Kontinent der Wahnsinn des Goldrausches. Immer mehr Menschen strömten über das Meer, um irgendwo in Urwäldern, Steppen oder auf Bergen Städte aus Gold zu finden.
    Reisen durch die Geschichte
    Einer der Ideengeber für die Hatz nach der goldenen Stadt war daran vollkommen schuldlos. Er hieß Marco Polo, lebte in Venedig und hatte Jahrhunderte zuvor die Reise immer weiter nach Osten angetreten, weit über die Grenzen der bekannten Welt hinaus. Er war nicht der Erste in der Familie, denn er folgte den Spuren seines Vaters und Onkels, die beide schon Peking erreicht hatten und ihn nach ihrer Rückkehr mit auf eine zweite Reise durch das Reich des mongolischen Großkhans nahmen, der über große Teile Asiens herrschte. Obwohl alle drei wohlbehalten in ihre Heimatstadt zurückkehrten, ist nur Marco Polo der Nachwelt bekannt geblieben. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Er hat seine Reise aufgeschrieben für die Nachwelt und von unglaublichen Reichtümern im Osten berichtet. Menschen wie ihn gab es zu allen Zeiten.
    Durch das antike Griechenland bis nach Ägypten wanderte Pausanias und schrieb alles auf, was ihm von Bedeutung erschien. Auch die islamische Welt des Mittelalters kannte phänomenale Reisende wie Ibn Jubayr und Ibn Batuta, die wirklich unglaubliche Touren durch ferne Gegenden und Kulturen unternahmen, alle Widrigkeiten und Gefahren überlebten und zu Hause von ihren Erlebnissen berichteten. Stellen Sie sich einmal vor, eine Reise in fremde Länder über viele Jahre zu unternehmen, ohne Reiseführer, Sprachkenntnisse, Reiseleiter, ohne Kreditkarte, Autos, Expeditionsbekleidung, ohne Medikamente oder Ärzte, ohne Landkarten oder Navigationsgeräte, durch Landstriche, in denen wilde Tiere und Räuberbanden den Reisenden erwarten, durch die Staaten verrückter Gewaltherrscher, in denen Krieg und Anarchie herrschen. Können Sie sich nicht vorstellen? Diese Reisenden haben genau das getan.
    Mit den Eroberungszügen der Europäer und den verbesserten Verkehrsmitteln zu Wasser und zu Land wurde es dann immer einfacher, die Welt zu umrunden. Der Erste, der das aus rein touristischem Interesse tat, quasi unser aller Urahn im Bereich der Urlaubsreise, war ein heute ziemlich vergessener italienischer Kavalier namens Giovanni Francesco Gemelli Careri. Er startete
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