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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Autoren: Angelika Röbel
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Nachrichten, dass sich der Zyklon Tracy genau über der Stadt Darwin befand.
    Plötzlich gab es einen Knall, und lang anhaltendes Dröhnen setzte ein. Instinktiv hielt sich jeder schützend die Hände über den Kopf und duckte sich. Das Licht ging aus, und bereitgestellte Kerzen waren schnell angezündet. Erst jetzt sah man, dass der Raum von einer Staubwolke gefüllt war. Die Wirtin machte Handtücher nass und gab sie den Gästen.
    „Haltet diese vor Mund und Nase, es erleichtert das Atmen.“
    Neil bemerkte erst jetzt, dass es sehr laut im Kellergewölbe war. Man hörte den Sturm heulen und die Wucht, mit der irgendwelche Gegenstände aufschlugen.
    Am nächsten Morgen wagte sich Neil mit einigen Gästen nach oben. Aber so einfach war das nicht, irgendetwas lag vor der Tür. Sie ließ sich nicht öffnen.
    Die Wirtin zeigte ihnen einen anderen Weg. Es ging durch einen unterirdischen Gang. Im Kerzenschein sah Neil, dass der Gang oberhalb trocken war und er aber bis zum Knöchel im Wasser stand. Er vermutete, dass der Gang vor der Küste enden müsste. Das könnte der Grund für den Wassereinbruch sein. Endlich kamen sie an eine Holztür, die sich leicht öffnen ließ. Tatsächlich, als erstes blickten sie auf die noch immer aufgewühlte See, wo immer noch meterhohe Wellen in der Brandung klatschten. Der Sturm war noch gewaltig, aber man konnte aufrecht gehen, und es flog nichts Größeres mehr herum.
    „Wir müssen hier lang, um zur Pension zu kommen.“
    Doch als sie sich umdrehten und in die Stadt blickten, war fast keine Stadt mehr zu sehen. Die Wirtin hielt sich beide Hände vor das Gesicht und war einer Ohnmacht nahe.
    Der Zyklon Tracy war mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 300 Stundenkilometern über die Stadt gerast. Innerhalb von vier Stunden waren zweidrittel der Stadt zerstört. Straßenzüge waren nicht mehr zu erkennen. Man konnte sie nur erahnen, da auf zwei Seiten Trümmerberge lagen, konnte nur dazwischen die Straße sein. Auch umgefallene Strommasten deuteten auf den Straßenverlauf hin. Sie lagen kreuz und quer, und an den zerrissenen Enden sprühten Funken heraus.
    Eine Frau lag bewegungslos auf der Straße. Neben Neil stand ein junger Mann, er rannte unüberlegt auf die Frau zu, um zu helfen. Neil rief ihm noch zu, er solle nicht zu ihr gehen, wegen der Stromleitungen, doch er hörte es nicht mehr. Ein gewaltiger Stromschlag von 10.000 Volt durchzuckte seinen Körper – ein kurzer Aufschrei – und er lag regungslos neben der Frau. Die Wirtin drehte sich um und vergrub ihr Gesicht in Neils Hemd. Er streichelte tröstend ihren grauen Schopf. Niemand konnte helfen, also gingen sie weiter.
    „Passt auf die Stromleitungen auf“, mahnte Neil.
    Sie stiegen über Schutt und achteten dabei auf Hilferufe. Plötzlich blieb die Wirtin stehen. „Hier ist, nein, hier war meine Pension.“
    Die drei Männer schauten sie an.
    „Ja“, sagte sie „die Laterne vor meiner Pension hatte diesen roten Farbstreifen. Jemand wollte sich vielleicht einen Scherz machen. Ich weiß nicht warum, aber nur diese eine Laterne war so gekennzeichnet.“
    Vor ihnen war nur der abgebrochene Laternenmast, und von der Pension war nichts zu sehen als ein Schutthaufen.
    Von wegen solide gebaut, dachte Neil.
    Plötzlich fielen Neil die beiden Fluggäste wieder ein. Sein bisschen Gepäck, was er hatte, konnte er abschreiben. Da war nichts zu finden. Er bezahlte die Wirtin und suchte in der Stadt, die keine mehr war, den Flugplatz. Zumindest das, was davon übrig geblieben war. Die einzelnen Erdhangars konnte er von weitem erkennen. Der Tower war verschwunden und auch die Abfertigungshalle.
    Da die Stadt mit Hilfsgütern aus der Luft versorgt werden sollte, wurde die Landebahn als erstes wieder in Ordnung gebracht.
    Neil erfuhr auch, dass sich zwei junge Männer nach ihm erkundigt hatten. Man hatte sie in der provisorischen Halle untergebracht.
    Der Fluglotse, mit dem er am Tag davor über die Feriengäste sprach, sagte: „Das sind aber unangenehme Zeitgenossen. Die möchte ich nicht in meinem Hause haben wollen.“
    „Wieso?“, fragte Neil besorgt.
    „Na ja, die machen eben einen sehr gewalttätigen Eindruck. Auch ihre Äußerungen gegenüber anderen Fluggästen waren sehr beleidigend. Wir sind jedenfalls froh, dass wir sie jetzt loswerden!“
    Neil sagte nichts weiter dazu. Zu seinem Glück hatte er gestern gleich nach der Landung die Cessna aufgetankt. Er holte die Fluggäste ab und bekam sofort Starterlaubnis. So konnten
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