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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Autoren: Angelika Röbel
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mich auch mit einer Dreiecksbeziehung zufrieden, wenn du damit leben kannst. Du weißt nun, wo ich wohne, und du kannst zu jeder Zeit zu mir kommen.“
    Er schaute sie ernst an und sprach weiter. „Ob für eine Stunde, für eine Nacht oder für immer.“

    Wunder der Natur

    Die Wochen und Monate vergingen, ohne dass jemand merkte, welchen inneren Kampf Sabrina führte. Maggi war die einzige, der sie aber möglichst aus dem Weg ging. Sabrina hatte immer das Gefühl, als könnte Maggi sie durchschauen.
    Kevin und Franziska genossen den Abend auf ihrer kleinen Veranda. Es war die Zeit, wo die Luft angenehmer wurde und die Hitze des Tages vergessen ließ.
    „Komm“, sagte er zu seiner Frau „lass uns ein Stück laufen.“
    Sie fassten sich an den Händen und spazierten an den Teebaumpflanzen vorbei, krochen durch die Umzäunung der Koppel und schlenderten über die Weiden von Mozzie.
    „Was hat in letzter Zeit Sabrina so oft in Brisbane zu erledigen?“, fragte schließlich Kevin, den die Frage schon seit einiger Zeit auf der Seele brannte.
    Franziska schaute ihm ins Gesicht. „Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch aufgefallen. Hat Neil dir gegenüber nichts erwähnt?“
    „Nein, ich habe ihn allerdings auch nicht gefragt.“
    Kevin entdeckte in der Nähe eines Flaschenbaumes ein Emunest. Ein dunkelgrünes Ei lag darin, aber von der Emumutter war weit und breit nichts zu sehen.
    „Vielleicht ist es verlassen?“, flüsterte Franziska.
    „Wir haben noch etwas Zeit. Solange es noch hell ist, können wir ja beobachten, ob sich an dem Gelege etwas tut. Übrigens, hier in der Nähe habe ich damals den kleinen Dingo, Stromer, gefunden.“
    „Ach, hier war das! Als wir Sabrina endlich gefunden hatten, war sie überglücklich über den kleinen Kerl. Sie zog ihn sehr liebevoll auf. Sabrina konnte mit ihm alles anstellen. Er war ganz zahm geworden. Als er schließlich starb, war er acht Jahre.“
    Nach einer Pause wechselte plötzlich Franziska wieder das Thema. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden Probleme haben. Sie führen eine tadellose Ehe. Ich glaube, wir machen uns umsonst Sorgen. Alles läuft doch Bestens. Mit den Urlaubern haben wir keine Probleme. Es sind ausnahmslos immer nette Leute hierher gekommen. Durch die Cessna sind beide beweglicher geworden und gönnen sich selbst öfters mal eine Auszeit.“
    „Psst“, Kevin stupste Franziska sanft in die Seite und zeigte mit seiner Hand zu dem Flaschenbaum. „Dort tut sich etwas.“
    Ein größerer Vogel näherte sich dem grünen Emuei. Der Haubenmilan weiß genau, dass sich eine leckere Flüssigkeit in dem Ei befindet. Mit dem Schnabel würde der Vogel niemals die harte Emuschale zerbrechen können.
    Kevin flüsterte. „Er ist das einzige Tier Australiens, welches gezielt ein Werkzeug einsetzt, um an Nahrung zu gelangen.“
    Franziska schaute Kevin verdutzt an und schmunzelte. „Das ist doch aber ein Vogel, wie soll er ein Werkzeug benutzen“, flüsterte auch sie.
    „Pass auf, was er jetzt macht.“
    Der Vogel hüpft über das trockene Gras, als sucht er etwas. Und tatsächlich, er findet einen Stein und versucht, ihn in seinem Schnabel aufzunehmen. Nach einigen missglückten Versuchen gelingt es ihm schließlich, dann hüpft er wieder zu dem verlassenen Ei und wirft gezielt den Stein darauf. Er wiederholt das mehrmals, bis dann endlich der freiwerdende Inhalt zum Vorschein kommt. Es ist ein willkommener Leckerbissen für ihn.
    Franziska kann es nicht fassen, was sie soeben gesehen hat. „Da bin ich nun schon vierzig Jahre in Australien, aber das habe ich noch nie gesehen.“
    Als die Sonne sich orangerot verabschiedete, brach die Dunkelheit sehr schnell herein, und Hand in Hand spazierten sie über die Wiesen wieder nach Hause.

    Die Entscheidung

    Weihnachten stand vor der Tür, und alle Vorbereitungen waren in vollem Gange. Sabrina ging die Speiseliste durch, damit beim Einkauf möglichst nichts vergessen wurde. Sie freute sich auf den Einkauf in Brisbane.
    Neil war misstrauisch und wollte sie begleiten, daher sagte er, für Sabrina völlig unerwartet: „Ich komme mit.“
    Für Sabrina brach eine kleine Welt zusammen. Freute sie sich doch schon länger auf die wenigen Stunden mit Jeremy.
    Ohne zu überlegen, sagte sie ganz spontan: „Das geht nicht, Neil.“
    „Warum?“ fragte er verdutzt.
    „Ich komme nicht wieder. Ich habe dich gern und möchte dir daher nicht länger eine Dreiecksbeziehung zumuten. Das hast du nicht verdient.
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