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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht
Autoren: Julia Arden
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vor.
    »Hallo«, begrüßte Ellen Sylvia ungezwungen.
    Karens Schwester! »Hallo«, erwiderte Sylvia betreten und kam sich ob ihres Gefühles jetzt albern vor. Selbst wenn Ellen nicht Karens Schwester wäre, sondern eine enge Freundin: Für sie, Sylvia, bestand kein Grund zur Eifersucht!
    »Wie geht es voran?« fragte Ellen. Karen konnte nicht deuten, auf welches der Themen des gestrigen Gespräches – Miriam, Sylvia oder Drechsler – Ellen sich bezog. Und verständlicherweise war es ihr unangenehm, dass Sylvia von irgendeinem dieser drei Kenntnis bekam.
    »Das Übliche«, winkte sie deshalb nichtssagend ab. »Nichts Neues.« Genaugenommen hatte sie damit auch alle drei Möglichkeiten beantwortet.
    Ellen wandte sich Sylvia zu und musterte sie ganz ungeniert. »Sie sind also die akademische Wunderwaffe, die meiner Schwester zugeteilt wurde?«
    Sylvia blieb nicht verborgen, dass sie von Ellen eingehend betrachtet wurde. Verlegenheit stieg in ihr auf. So ungefähr musste sich Karen unter ihrem, Sylvias, Blick gefühlt haben, als sie Karen am Sonntag das erste Mal betrachtete.
    »Du hast recht«, wandte sich Ellen jetzt an ihre Schwester. »Sie macht einen netten Eindruck.«
    Karen bohrte ihre Augen drohend in Ellen, was soviel hieß wie: Ein Wort mehr und . . .
    Ellen wechselte brav das Thema. »Du hast hoffentlich nicht wieder Vaters Geburtstag vergessen? Denk dran, morgen Abend findet das jährliche hochherrschaftlichen Essgelage statt.«
    »Ist es schon wieder soweit?« seufzte Karen.
    »Leider, und lass mich bloß nicht hängen. Vaters Geschäftspartner, dieser aufdringliche Krämer, wird da sein. Ich brauche dich also unbedingt. Du bist die einzige, die diesen Kerl wirkungsvoll auf Distanz halten kann. Ich verlasse mich auf dich!« beschwor Ellen.
    »Warum Vater diesen Widerling immer wieder einlädt?« murrte Karen.
    »Weil er einer der stärksten Finanziers ist«, meinte Ellen lakonisch.
    »Das gibt ihm nicht das Recht, Frauen zu belästigen. Und schon gar nicht meine Schwester.«
    Ellen grinste. »Das hast du ihm ja letztes Jahr klargemacht.« Die Erinnerung ließ die beiden Schwestern kichern.
    An Sylvia gewandt erklärte Ellen: »Karen hat Krämer auf die Nase geboxt. Er blutete wie ein Schwein. Anschließend hat sie ihm die Rechnung für die Reinigung des Teppichs geschickt. Und er hat gezahlt!«
    »Hört sich sehr amüsant an«, sagte Sylvia nun auch mit einem Lächeln.
    »Vielleicht möchten Sie ja auch zur Party kommen. Vater hätte nichts dagegen, wenn wir eine Freundin mitbrächten.« Ellens Worte waren herzlich. Sie zwinkerte Karen dabei zu.
    Sylvia zögerte. »Das geht doch nicht.«
    »Wieso nicht?« wollte Ellen wissen.
    »Ich . . .« Sylvia rang um eine Antwort.
    »Nur keine falsche Bescheidenheit. Sie sind doch nicht etwa schüchtern?« Ellen blieb hartnäckig.
    »Sie ist keine große Partygängerin«, meinte Karen. »Als wir uns kennenlernten, stand sie, zwar sehr hübsch, aber ziemlich unwirsch, in einer Menge von Anzügen und Abendkleidern, und ich musste ihr erst erklären, wie das alles funktioniert.«
    »Partygängerin oder nicht.« Ellen ließ das nicht gelten. »Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann. Sylvia, Sie sind hiermit zwangsverpflichtet.« Damit war die Sache beschlossen.
    Wieder an der Uni fand Sylvia eine E-Mail von Bauer in ihrem elektronischen Briefkasten. Er bat um Rückruf. Sylvia rief im Sekretariat an und wurde sofort durchgestellt.
    »Reeder hat mich angerufen.« Bauer schnaufte.
    Natürlich, was sonst, dachte Sylvia.
    »Sylvia, ich hatte Sie doch so gebeten, diplomatisch vorzugehen. Sie haben Reeder vor den Kopf gestoßen.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Natürlich nicht. Aber ich konnte seinen Worten deutlich entnehmen, dass er mehr von uns erwartet hat.«
    »Wenn Sie meine Meinung hören wollen, er hat schon mehr bekommen, als eigentlich möglich ist. Ich bringe Ihnen gerne die Unterlagen zur Überprüfung«, bot Sylvia bewusst forsch an.
    »Ich zweifle ja nicht an Ihrer Arbeit«, lenkte Bauer auch sofort ein. »Seien Sie aber bitte künftig etwas sensibler.«

5.
    D er Donnerstag begann mit einem Stau im morgendlichen Berufsverkehr. Wieder mal eine neue Baustelle! Sylvia trommelte mit den Fingern ungeduldig auf das Lenkrad. Ihre Vorlesung begann in einer halben Stunde. Das würde ganz schön eng werden. Sylvia versuchte den gestressten BMW-Fahrer zu ignorieren, der an ihrem Heck klebte wie Kaugummi und anscheinend dachte, er könne den Verkehrsfluss auf
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