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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht
Autoren: Julia Arden
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dass das Zentrum von Karens derzeitiger Lust und Peinigung in ihren Händen lag. Karen atmete schneller. Ihr Körper spannte sich und vollführte rhythmische Bewegungen. Karens Hände schlangen sich fest um sie, ihre Finger gruben sich beinah in Sylvias Schulter ein. Sylvia spürte, dass sie Karen die Lust gab, die sie selbst kurz zuvor von ihr empfangen hatte. Sie fühlte sich förmlich berauscht von der Macht, die sie über Karens Körper besaß. Und sie spielte damit, bis Karen wohlig erschöpft in sich zusammenfiel. Sylvia wusste, sie brauchte jetzt nichts mehr tun, als sich langsam zurückzuziehen.
    Karen rollte sich nah an Sylvia heran. »Du hast heute morgen im Hotel eine ziemliche Show vor mir abgezogen.«
    Sylvia sah Karen fassungslos an. »Das wusstest du?«
    »Nicht sofort.«
    »Wann hast du es gemerkt?«
    »Das sage ich dir nicht.« Karen grinste frech. »Warum hast du das getan?« fragte sie jetzt leise. »Du wusstest, wo das hinführen würde.«
    »Deshalb habe ich es ja getan«, erwiderte Sylvia weich.
    »Nur deshalb?«
    »Und wegen dem, was jetzt kommen wird.« Sylvia strich sanft mit einem Finger über Karens Schulter.
    »Was meinst du damit?« Karen tat unwissend.
    »Kannst du es dir nicht denken?«
    »Ich möchte es hören.«
    »Ich wusste nicht, dass du so altmodisch bist.« Sylvia grinste.
    »In dieser Beziehung bin ich es«, gestand Karen. »Also?«
    Sylvia grinste. »Ich werde die Architektin meines derzeitigen Projektes mehr an mich binden. Das verspricht eine reizvolle Zusammenarbeit zu werden.«
    Karen verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und wandte Sylvia demonstrativ den Rücken zu. Sylvia drehte sie wieder zu sich herum. »Diese Frau hat es geschafft, dass ich mich in sie verliebt habe. Keine Ahnung, wieso. Und es hat mir nicht gefallen zuzusehen, wie sie sich von mir entfernt.« Sylvia küsste Karen auf die Nase. »Also tu das bitte nie wieder.«

36.
    S ylvia musste sich zusammenreißen, nicht fortwährend auf die Uhr zu schauen, während sie, mehr instinktiv als aktiv, zu den Studenten sprach.
    Ihre Gedanken waren bei Karen und dem Wochenende, welches hinter ihnen lag. Und eigentlich wünschte sie sich nur eines: Karen anzurufen und ihre Stimme zu hören. Die Minuten bis zur Mittagspause kamen Sylvia wie eine Ewigkeit vor.
    Zwölf Uhr fünfzehn. Endlich! Rascheln, Stühleklappern, Füßescharren. Der Strom der Zuhörer strömte dem Ausgang zu. Sylvia nahm ihre Tasche und ging eilig in ihr Büro. Wie eine Süchtige griff sie zum Telefon, wartete mit angehaltenem Atem. Es knackte in der Leitung, und am anderen Ende meldete sich Karen. »Candela.«
    Sylvia stellte sich vor, wie Karen in ihrem Sessel hinterm Schreibtisch saß. Souverän, konzentriert, ernst.
    »Hallo«, grüßte Sylvia zaghaft.
    »Sylvia?« Karens Stimme wurde weich.
    »Störe ich?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Jetzt kam Sylvia sich albern vor. »Ich wollte nur – wissen, was du gerade machst.« Sie brach unsicher ab.
    Es erschien Sylvia wie eine Ewigkeit, bis Karen antwortete. »Ich vermisse dich auch. Es fällt mir schwer, vernünftig zu sein und nicht einfach zu dir zu kommen.«
    Sylvia sog die Worte in sich auf. Ich liebe diese Frau, war alles, woran sie in diesem Augenblick denken konnte.
    »Sylvia?«
    »Ja?«
    »Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
    »Oh ja. – Karen?«
    »Hm.«
    »Ich bin – so aufgekratzt«, gestand Sylvia. »Ich freue mich wie ein Kind auf heute Abend, auf dich.«
    »Ich muss dich warnen.« Karens Stimme klang ungewohnt dunkel. Ihre Erregung war deutlich spürbar. »Ich glaube, ich werde ziemlich unbeherrscht über dich herfallen.«
    »Auch wenn ich dir sage, dass ich deinetwegen mein Mittagessen habe ausfallen lassen und völlig ausgehungert bin?«
    »Kein Problem, ich werde dich eben ins Schlafzimmer tragen.«
    »Willst du damit sagen, du scheust dich nicht, über eine total entkräftete Frau herzufallen?« Sylvia tat entsetzt.
    »Ich fürchte, diese Kleinigkeit würde ich in meiner Gier übersehen«, gab Karen zu.
    »Bist du dir sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?« gluckste Sylvia. »Wann kannst du heute Schluss machen? Ich könnte dich abholen«, schlug sie vor.
    »Ich weiß noch nicht so genau. Sagen wir um acht?«
    »In Ordnung«, stimmte Sylvia zu.
    »Ich freue mich«, sagte Karen warm.
    Sylvia legte auf. Verrückt! dachte sie. Absolut unvernünftig. Und unbeschreiblich phantastisch! Sie schaute zur Uhr und seufzte. Bis acht Uhr war es nur leider noch viel zu lange
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