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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern
Autoren: Jo Clayton
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„armseligen, würdelosen“ (Gor-Zitat) Sklavinnen im Blut erschlagener Bestien vergewaltigt (wie z. B. im neuesten Gor-Band John Normans) und diese Szenen dann auch noch über mehrere Seiten hinweg genüßlich ausgeschlachtet. Dies als Vorwarnung an die Hardcore-Fantasy-Fans unter den Lesern.
    Allerdings hat Jo Clayton wiederum auch nicht den anfänglichen Fehler ihrer weitaus berühmteren Kollegin Marion Zimmer Bradley gemacht, deren frühe Romane (vergl. hierzu auch R. M. Hahns Artikel im SF-Almanach 1981, Hrsg. Hans Joachim Alpers, Moewig SF 3506) darunter litten, daß „stets mehr gehandelt als gedacht, mehr erklärt als beschrieben wurde und es den Protagonisten sowohl an Farbe wie Innenleben gemangelt hat“.
    Bei Jo Clayton passiert sehr wohl etwas, sich steigernde Spannung, farbige Abenteuer werden ruhig, liebevoll präsentiert, hier und dort blitzt ein schelmischer Humor durch, und auch deftige Szenen fehlen nicht – sowohl Kampf- als auch Liebesszenen. Nur: Gewalt findet nie sinnlos, grundlos, nur um Voyeursgelüste zu befriedigen, statt. Es wird nicht gekämpft um des Kämpfens willen, nicht getötet um des Tötens willen, und in Sachen Liebe trifft dies genauso zu. Im vorliegenden Band werden Sie entsprechende Kostproben finden.
    Die Gedanken und Gefühle ihrer Heldin Aleytys sowie deren „Satelliten“ sind Jo Clayton – zusammen mit einem eigenwilligen, experimentellen, zum Teil sehr schönen, zum Teil schonungslos knappen „Dada“-Stil, je nach handelnder Person, je nach Laune dieser Person, und immer stimmigen, atmosphärisch dichten Landschafts-, Stammes-, Ritenbeschreibungen – weitaus wichtiger. Darüber hinaus sind es die Kleinigkeiten, die den Reiz dieser Romane ausmachen: Aleytys’ Unterhaltungen mit den drei Geistern des DIADEMS, ihre Flachsereien mit Männern, ihre Anspielungen auf das Heute und Jetzt, die Art, wie sie ihre Personen handeln läßt – man denke nur an die gutmütige Bran in MAEVE (Moewig-SF 3560). Und hier und da gibt es dann auch einmal einen Rohrkrepierer. Kein Licht ohne Schatten. Auch in den DIADEM-Romanen gibt es Passagen, Sätze, die einfach nicht richtig ins Gesamtbild passen wollen.
    Gravierendstes Beispiel hierfür in IRSUD (Moewig-SF 3552): Nach ihren Abenteuern auf LAMARCHOS (Moewig-SF 3544) wird Aleytys nach IRSUD in die Sklaverei verkauft. Die insektoiden Nayids „verwenden“ sie als Wirtskörper für das Ei der Königin. Natürlich gelingt es Aleytys, dieses Ei auf sehr dramatische Weise wieder loszuwerden, den Gefahren zu trotzen, die Handlung ist schlüssig und von großer psychologischer Spannung, doch dann passiert es … Aleytys flieht, nachdem sie das Ei losgeworden ist und ihre Peinigerin getötet hat. Eine der Eingeborenen-Sklavinnen der Nayids, Aamunkoitta, nimmt sie mit. Darüber, daß die Insektenwesen mehrere Hundert Sklaven in ihrer Stadt gefangenhalten, macht die Autorin kein großes Aufhebens mehr. Aleytys zündet eine Bombe, die die Stadt vernichtet. Lakonischer Kommentar Aamunkoittas: „Um die Stadt zu töten, werden sie freudig sterben. Da sie hier lebten, war ihr Leben ohnehin früher oder später verwirkt …“ Und: „Es ist ein sauberer Tod – und ein schneller.“
    Dazu muß gesagt werden, daß erstere Aussage vielleicht noch (begründet durch Aamunkoittas schlichte Psyche) durchgehen mag, denn es soll ja Idealisten geben, die ihr Leben gern für Feind-Vernichtung und Vaterland „freudig hingeben“ – trotzdem. Es stört die ansonsten durchaus vorherrschende pazifistische Grundtendenz des Buches. Auf keinen Fall akzeptiert werden darf jedoch die zweite Aussage vom sauberen Tod. Es gibt keinen sauberen Tod, weder durch primitive Steinmesser noch durch sogenannte saubere Atom- oder Neutronenbomben.
    Nichtsdestotrotz, die Vorteile in den DIADEM-Bänden überwiegen die Nachteile bei weitem, und das obige Beispiel ist eine Ausnahme, ein Ausrutscher der Autorin, wenngleich auch ein in meinen Augen ärgerlicher Ausrutscher. Auch in diesem vorliegenden Band kommt eine ähnliche, allerdings beileibe nicht so krasse Szene vor, und auch Manorehs Ausführungen über das Töten von Feinden („Es ist ein großer Unterschied, ob du ein Messer benutzt, um einen Menschen zu Tode zu stechen, oder ob du ihn mit einem Pfeil erschießt. Eine Sache der Distanz. Es gibt nicht denselben Schock.“) kann ich persönlich nicht zustimmen, und ich empfinde Aussagen dieser Art als Diskrepanz zum ansonsten humanistischen Grundtenor der Werke.
    Noch
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