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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern
Autoren: Jo Clayton
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die Schulter zurück, um sich zu vergewissern, daß die Kinder hinter ihr herkamen.
    Als sie die Hütte erreichten, war der Kampf vorbei. Die Leichen der Angreifer waren wie Feuerholz vor der Wand aufgestapelt, und die Jungen kreisten aufgeregt um die beiden Rangers und redeten alle gleichzeitig.
    Sie lächelte und fing an, den Kindern von ihren Reittieren herunterzuhelfen. Sie taumelten ein paar Schritte weit, ließen sich einfach in den Sand fallen, rollten sich zusammen und schliefen ein. Nur die älteren Jungen hielten sich auf den Füßen und folgten ihr zum Kai. Sie berührte Manorehs Arm. „Ist es vorbei? Sind wir zu Hause?“
    Er schaute aufs Meer hinaus. Mit einer stillen Zufriedenheit sagte er: „Noch eine Stunde segeln, und wir können bleiben.“ Er schmiegte sie in die Krümmung seines Arms. „Wir können bleiben und anfangen, wieder aufzubauen.“

 
Wolff:
     
    Sie wanderten durch graue Tage. Keiner sprach mehr, als unbedingt notwendig war. Im geschäftigen Schweigen von Schnee und Nebel kamen sie zur Ruhe, hörten die rhythmischen Geräusche ihres Gehens, das Keuchen und heisere Atmen, das Sch-Sch der Schneeschuhe und hörten sie doch wieder nicht.
    Der erste Steinhaufen. Aleytys berührte ihn, fügte jedoch keinen eigenen Stein hinzu. Sie machte diesen Treck nicht allein. Sie lächelte Grey zu. Schon begannen die schweren körperlichen Strapazen und die Einsamkeit bei ihr Wirkung zu zeigen. Ihre Blicke trafen sich. Das Lächeln vertiefte sich. Sie sagten nichts, sondern drehten sich um und gingen weiter.
    Das Schweigen zwischen ihnen war jetzt tief. Ein gemeinsames Schweigen. Ihre beiden Einsamkeiten hatten sich vereint. In den Nachtlagern waren sie manchmal Liebende. Es war eine gute Zeit, eine herrliche Zeit.
    Der zweite Steinhaufen. Sie tauschten ein stummes Lachen aus und gingen weiter.
    Wieder waren sie in getrennten Einsamkeiten gefangen, in dem grimmigen Kampf, den Verstand zu behalten, nach innen, auf sich selbst konzentriert, während sie sich über endlosen, weißen Schnee durch endlosen, weißen Nebel bewegten. Die Luft war jetzt schneidend kalt. Es war später Winter – eine schlechte Zeit für einen Treck. Der Eissturm überfiel sie unerwartet, und sie waren gezwungen, in einem Not-Unterschlupf auszuharren. Die Tage vergingen schwarz und trostlos. Sie rieben sich aneinander, bis beide kurz davor waren zu schreien. Sie behandelten einander mit einerübertriebenen Höflichkeit, die ihrem Wesen nach eine tödliche Beleidigung war. Als der Sturm verklungen war und sie in den ewigen Nebel hinauskamen, war dies fast ein Moment der Freude.
    Der dritte Steinhaufen. Sie sahen einander grimmig an und nickten. Sie gingen weiter.
    Dort, wo Grey während seiner Wanderschaft gelagert hatte, bauten sie zwei Schnee-Bunker und blieben allein, jeder in seinem Unterschlupf. Die Alpträume kamen, die Halluzinationen und der plötzliche Durchbruch zur Klarheit.
    Grey fand seinen Frieden wieder. Er beobachtete das Flackern der gelben Flamme in der Lampe und fragte sich, ob auch Aleytys ihren Frieden gefunden hatte. Er saß eine lange Zeit da, sah zu, wie die Flamme über den Docht tanzte, dann rollte er sich hinaus und wandte sich dem anderen Iglu zu.
    Aleytys kam heraus, sprang leicht auf die Füße hoch. Sie kam wie eine wandelnde Flamme über den Schnee auf ihn zu, und als sie vor ihm stehenblieb, waren ihre blaugrünen Augen von Gelassenheit erfüllt. Er streckte die Hand aus. Sie ergriff sie. Sie teilten die Wolff-Gabe, während sich die gespenstische Sonne langsam über den Zenit hinausbewegte und dem Horizont entgegensank. Keiner von ihnen sprach. Es war nicht nötig.

 
Nachwort
     
    Jo Claytons Karriere begann 1977, als ihr Erstling Diadem from the Stars (DIADEM VON DEN STERNEN, Moewig-SF 3532), der zugleich auch der erste Band ihrer mittlerweile 6 Bände umfassenden DIADEM-Serie ist, bei dem amerikanischen Verlag DAW-Books erschien. Dieser Roman wurde auf Anhieb ein Erfolg. Auch in Deutschland kommt die Serie an, obwohl es die Autorin dem Leser nicht immer leichtmacht. Man muß umdenken und mitdenken können.
    Wer nämlich nach obigem Zitat eine Raven nach Kirkscher Machart vorzufinden erwartet, einen weiblichen Conan oder einen Tarl ‚Gor’ Cabot, der wird eine herbe Enttäuschung erleben.
    In den DIADEM-Romanen um das Vryhh-Mädchen Aleytys werden nicht haufenweise Schädel gespalten, Gliedmaßen abgehackt, das Blut strömt nicht literweise, und es werden auch keine hilflosen,
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