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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern
Autoren: Jo Clayton
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frischen Wind, der in Gesichter schlug und an Kleidern zerrte.
    „Wo entlang?“ fragte Monoreh.
    Faiseh zuckte mit den Schultern. „Spielt keine große Rolle. Wir müssen eine Fischerhütte finden und den Mann dazu bringen, uns in seinem Boot zu den Inseln hinauszubringen.“ Er winkte mit seiner Hand Richtung Horizont. „Sie sind irgendwo dort draußen, aber zu weit von der Küste entfernt, als daß man sie sehen könnte.“
    Manoreh trieb seinen Faras dichter an Kitosimes Tier heran. „Kita.“ Er legte seine Hand auf ihren Arm.
    Sie war müde, jedoch nicht zu müde, um sich nicht an der Wärme zu erfreuen, die zwischen ihnen floß. „Was ist?“
    „Sag uns, welchen Weg wir nehmen sollen. Norden oder Süden?“
    Sie berührte die Augensteine in ihrem Beutel. Nach einem kurzen Augenblick nickte sie. „Hilf mir von dieser Kreatur herunter. Wenn ich versuche, allein herunterzukommen, dann breche ich mir den Hals.“
    Mit einem leisen Lachen ergriff er ihre Hüfte und hob Kitosime von dem Faras. Langsam, fast widerstrebend ließ er sie herunter, bis ihre Füße den Sand berührten. Dann rutschte er von seinem Reittier herunter und blieb neben ihr stehen. „Was brauchst du?“
    „Süßwasser und ein bißchen Zeit.“ Ein wenig abseits von den Kindern setzte sie sich in den Sand. Sie streifte die Beutelschnur über den Kopf, nahm die Steine heraus und legte sie vor den Knien in den Sand. Manoreh brachte ihr einen der schlaffen Wasserschläuche, und sie quetschte ein paar Tropfen auf die bleichen, grauen Steine heraus, füllte die Augenlöcher mit Dunkelheit. Sie schloß ihre eigenen Augen und fühlte das Summen der Kraft sich mit dem leisen Rauschen des Meeres vereinen.
     
    Lichtblitze, kleine, flitzende Feuerfunken … Das Gesicht eines Jungen … hell in der Dunkelheit … Der Junge aus dem Tembeat … der, der sich in jener Nacht zu ihr geschlichen hatte … der Nacht, in der diese lange Reise begonnen hatte, die sie von der Puppe zur Frau hatte werden lassen … Er schaute in Flammen hinunter und trauerte … Er führte Jungen über eine Mauer … Er stahl ein Boot … Er lud die Jungen hinein … fuhr einen Fluß hinunter … einen breiten, glänzenden Fluß … Erreichte die Küste … sah die Leere des Meeres sich zum Horizont erstrecken … und hatte Angst … Er steuerte das Boot an der Küste entlang … machte in Hütten halt. Machte wieder und wieder vergeblich halt … Die Hütten waren leer … Dann kamen drei Männer aus der letzten Hütte heraus … Sie war nahe … nahe … stand auf dem weit geschwungenen Strand … Nicht weit … Drei Männer kamen aus einer Hütte und sahen das Boot … sahen und begehrten es … und fielen über die Jungen her, um es ihnen wegzunehmen … Das geschah jetzt … in diesem Augenblick … Die Jungen kämpfen … ringen … in diesem Augenblick … Halten die Männer auf Distanz … Aber um welchen Preis … Schon drei tot …
     
    Sie stöhnte und öffnete die Augen, unterbrach das leise Murmeln ihrer Worte. Manoreh und Faiseh hatten sich dicht herangebeugt, lauschten aufmerksam.
    Manoreh sprang auf. „Umeme!“
    Faiseh berührte ihren Arm. „Welche Richtung, Kitosime? Welche Richtung?“
    Sie zeigte nach Norden. „Dort“, sagte sie, „Dort, wo die Klippen dicht wie ein ins Wasser hineinstechender Finger an die See herankommen. Auf der anderen Seite.“
    Faiseh stand neben Manoreh. Sie wechselten einen Blick. Dann streckte Manoreh eine Hand zu ihr hinunter. Sie sammelte die Augensteine ein, steckte sie in den Beutel zurück, ließ sich dann von ihrem Mann auf die Füße ziehen. „Kita“, sagte er. „Wenn wir weg sind, warte ein paar Minuten, dann komm mit den Kindern hinterher. Wirst du stark genug sein?“
    „Bin ich eine Puppe?“
    „Ganz und gar nicht.“ Er umarmte sie schnell, dann rannte er zu seinem Faras. Sekunden später waren er und Faiseh zu dem Klippenvorsprung unterwegs.
    Kitosime ging langsam zu ihrem Faras zurück, blieb stehen und schaute die Kinder der Reihe nach an. Sie waren zu müde, um neugierig zu sein, saßen nur passiv auf ihren Faras und warteten darauf, daß ihnen gesagt wurde, was zu tun sei. Sie seufzte. Sie mußten halt machen und ausruhen. Sie legte eine Hand auf den Sattel ihres Faras. „Nein“, murmelte sie. „Ich gehe besser zu Fuß.“ Sie ergriff den Nüsternzügel des Faras und schaute die Kinder an. „Folgt mir“, sagte sie mit fester Stimme. Sie drehte sich um und stapfte davon, blickte dann und wann über
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