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Unter rauschenden Palmen

Unter rauschenden Palmen

Titel: Unter rauschenden Palmen
Autoren: Lindsay Armstrong
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eindeutig Wehen, und der Muttermund hat sich schon geöffnet. Wie lange es noch dauern wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Da es eine Zwillingsgeburt ist, musst du jetzt schon in den Kreißsaal, damit wir dich überwachen können. Wie fühlst du dich?"
    "Ganz gut. Wenn es nicht schlimmer wird, kann ich mich nicht beklagen." Valerie und der Dienst habende Arzt blickten sich an.
    "Bleib ganz ruhig und versuch, dich zu entspannen", riet Valerie. "Ist dir auch wirklich warm genug? Ich sage der Schwester, dass sie dir eine Wärmflasche bringen soll, denn du hast eiskalte Füße. Deine Mutter konnte Jerome übrigens immer noch nicht erreichen. Sie ruft jetzt im Gold Coast Hospital an, damit sie ihn benachrichtigen."
    Clarissas Bett wurde in den Kreißsaal geschoben, und alle gaben sich die größte Mühe, es ihr so bequem wie möglich zu machen. Da die Herztöne der Babys kräftig und regelmäßig waren, verzichtete der Arzt darauf, sie an den Wehenschreiber anzuschließen, damit sie sich besser bewegen konnte.
    Clarissa war wie benommen. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass es nun endlich so weit sein sollte, und wusste nicht, ob sie glücklich war oder einfach nur gelähmt vor Schreck.
    Sie hatte ein Operationshemd an, das im Rücken offen war, dicke Socken und war mit einer weißen Baumwolldecke zugedeckt. Ums Handgelenk trug sie ein Band mit ihrem Namen, und das Haar hatte man ihr aus der Stirn gekämmt und zurückgebunden. An der Wand standen zwei Wärmebettchen.
    Clarissa dämmerte vor sich hin. Sie lag bequem, spürte die Wehen in regelmäßigen Abständen und fragte sich, wo Jerome wohl sein mochte und wie es Sean ginge.
    Die Herztöne der Kinder wurden regelmäßig abgehört, und eine Schwester fragte, ob sie nicht lieber stehen oder gehen oder vielleicht gern warm duschen würde. Doch Clarissa lehnte ab.
    Dann kam ihre Mutter und teilte ihr mit, dass sie zwar Jerome immer noch nicht erreicht, aber etliche Leute beauftragt habe, ihn zu benachrichtigen. "Nur Bruce habe ich ans Telefon bekommen. Er sagte mir, dass Sean lediglich eine leichte Gehirnerschütterung hat und Serenas Beinbruch nicht weiter kompliziert ist."
    "Wusste denn Bruce nicht, wo Jerome ist?" fragte sie und schloss die Augen.
    "Er war schon wieder weg. Bruce meinte, Jerome habe wohl mehrmals versucht, uns anzurufen. Als er keinen erreichte, habe er sich entschlossen, sofort zurückzufahren. Er muss also gleich hier sein, Darling."
    Kaum hatte ihre Mutter ausgesprochen, verspürte Clarissa eine Wehe, die sie aufschreien ließ.
    Sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.
    "Mum!"
    "Schon gut. Ich rufe den Arzt."
    "Oho", sagte dieser, nachdem er Clarissa einige Minuten später untersucht hatte. "Die Geschwister Hewitt haben es aber sehr eilig. Ihr Muttermund ist jetzt ganz geöffnet, und Sie werden bald pressen wollen. Sie können sich ganz auf uns verlassen, es wird Ihnen nichts passieren, Mrs. Hewitt."
    Um sie her brach plötzlich eine ungeheure Geschäftigkeit aus. Eine Schwester wischte ihr mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn, eine andere rollte ein Gerät mit einer Atemmaske herbei, die Wärmebettchen wurden neben ihre Liege geschoben, und Valerie hielt ihre Hand und sprach beruhigend auf sie ein.
    Clarissa dachte nur eins, dass alle Bücher und alle Vorträge sie nicht auf den Schmerz vorbereitet hatten, den sie jetzt spürte. Die Wehen schienen sie zu zerreißen. Jedes Mal betete sie, dass sie nicht wieder kommen mochten. Und jedes Mal kamen sie wieder. Doch dann war es so weit. Heiser sagte sie, dass sie jetzt pressen wolle.
    Der Arzt nickte, bat sie aber, auf sein Kommando hin zu hecheln, denn die Kinder sollten behutsam zur Welt kommen.
    Behutsam? "Clarissa verzog vor Schmerz das Gesicht. Sollte das ein Witz sein? Aber sie hechelte und presste, wie er es ihr sagte, und hoffte, dass es möglichst schnell vorüber wäre.
    "Herzlichen Glückwunsch!" rief der Arzt begeistert aus. "Sie haben einen Sohn!"
    Clarissa konnte nur stöhnen, denn nach einer kurzen Pause setzten die Wehen erneut ein.
    Valerie kümmerte sich um das Baby, und eine Schwester kühlte Clarissa die Stirn. "Sie schlagen sich wirklich tapfer, Mrs. Hewitt. Und wie es aussieht, ist der frisch gebackene Vater auch gerade eingetroffen."
    "Jerome!" Clarissa weinte, als er in Kittel und Haube neben sie trat. "Gott sei Dank! Aber ich habe es einmal geschafft, und ich werde es auch ein zweites Mal schaffen!"
    Und das tat sie. Jerome
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