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Unter rauschenden Palmen

Unter rauschenden Palmen

Titel: Unter rauschenden Palmen
Autoren: Lindsay Armstrong
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wenn du bewusst keine Schwangerschaft geplant hattest, kann es unbewusst dein Wunsch gewesen sein."
    Endlich allein in ihrem Büro, schüttelte Clarissa fassungslos den Kopf. Mit der Tatsache, dass Mutter Natur trotz aller Gegenmaßnahmen dennoch ihre eigenen Wege gegangen war, musste sie sich erst einmal abfinden.
    Clarissa blickte sich in dem vertrauten Raum um, der ganz in Blau gehalten war, die Wände hell, der Teppich tief dunkel. Beherrscht wurde das Zimmer von einem riesigen Mahagonischreibtisch, auf den sie sehr stolz war. Sie hatte ihn auf einem Trödelmarkt erstanden und von einem Restaurateur aufarbeiten lassen. Jetzt ließ sie sich seufzend davor nieder und betrachtete die Bilder an der Wand, moderne Grafiken in schlichten Alurahmen.
    Sie hatte ihre Sekretärin angewiesen, die nächste halbe Stunde keine Gespräche durchzustellen. Sie brauchte jetzt unbedingt Zeit für sich. Die Konsequenz, dass sie dafür anschließend umso intensiver arbeiten musste, nahm sie dafür gern in Kauf. Ihre Kanzlei lief äußerst gut, viel zu gut, als dass sie allein damit fertig werden konnte. Obwohl Clarissa eine erfahrene Bürovorsteherin beschäftigte und ihre Sekretärin eine ausgebildete Rechtsanwaltsgehilfin war, waren die Mandate von ihr allein kaum mehr zu bewältigen. Was sie brauchte, war ein Partner.
    Hatte sie dieses Problem bisher immer noch vor sich herschieben können, war es mit einem Schlag brisant geworden. Ihr Blick blieb auf dem Bild über ihrem Aktenschrank ruhen, ausnahmsweise keine Grafik, sondern ein Foto - die Luftaufnahme eines Neubaugebietes in Lennox Head.
    Die modernen Einfamilienhäuser standen auf dem ehemaligen Ackerland der Hewitts. Als die Farm sich nicht mehr rentierte, hatte sich die Familie entschlossen, das Land zu parzellieren, Häuser darauf zu bauen und diese dann zu verkaufen. Der Auftrag für die rechtliche Abwicklung dieses gewaltigen Projektes war an sie, Clarissa Montrose, ergangen, kurz nachdem sie die Kanzlei von ihrem Vorgänger übernommen hatte.
    Damals hatte sie ihr Glück kaum fassen können. Ihr Vater, zu dem sie eine recht schwierige Beziehung hatte, hatte zwar angedeutet, dass sie diesen Auftrag allein seinen Beziehungen zu verdanken habe, war jedoch nie in die Details gegangen.
    Clarissa waren diese auch egal gewesen. Für sie war einzig und allein wichtig gewesen, dass sie diesen Auftrag bekommen hatte, denn er war zum Grundstein ihres Erfolgs geworden und hatte viele Anschlussaufträge nach sich gezogen. Als Folge davon hatte sie jetzt mehr Arbeit, als sie bewältigen konnte.
    Clarissa verdiente ausgezeichnet und hatte sich eine exklusive Wohnung mit Blick aufs Meer und einen schnittigen dunkelroten Sportwagen leisten können. Fand sie einmal Zeit für Urlaub, brauchte sie unter ihren Traumzielen nur zu wählen.
    Erst als sie schon ein halbes Jahr für Jerome Hewitt gearbeitet hatte, war sie diesem persönlich begegnet. Vorher hatte sie nur mit seinem Geschäftsführer verhandelt, von diesem aber schon viel über die Familienverhältnisse erfahren. Sie wusste, dass Jeromes Großvater zu seiner Zeit sehr viel Land für sehr wenig Geld gekauft hatte, dass die Hewitts in einem wunderschönen Haus lebten und ihnen Plantagen gehörten, auf denen Macadamianüsse und Avocados angebaut wurden.
    Clarissa konnte sich an jenen Tag, an dem sie Jerome das erste Mal begegnet war, noch ganz genau erinnern. Sie hatte gerade in ihrem Terminkalender geblättert, als Lucy sie über die Sprechanlage informierte, dass Mr. Jerome Hewitt gerade eingetroffen sei.

    Clarissa, die wie gewöhnlich den Geschäftsführer erwartet hatte, war blass vor Schreck geworden, denn ihr Schreibtisch war unaufgeräumt, und sie hatte den ganzen Morgen noch nicht in den Spiegel gesehen. Hastig hatte sie ihre Sekretärin gebeten, Mr. Hewitt etwas warten zu lassen.
    "Wenn Sie das für richtig halten, werde ich es natürlich tun, Mrs. Montrose", hatte Lucy spitz und mit offensichtlicher Missbilligung geantwortet.
    Clarissa musste lächeln, als sie an Lucys Reaktion dachte - und an ihre eigene. Sie hatte nämlich hektisch die Akten auf ihrem Schreibtisch geordnet, ihr Leinenkleid glatt gestrichen und ihr Gesicht kritisch in dem Taschenspiegel betrachtet, den sie stets griffbereit in der Schublade aufbewahrte.
    Sie hatte gerade noch Zeit gehabt, die Lippen nachzuziehen und sich mit dem Kamm durchs Haar zu fahren, als es auch schon klopfte.
    Clarissa lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Als
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