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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen
Autoren: Alisha Bionda
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sein.
    Unter meinen Schuhen raschelte eine Papiertüte. Verdammt! Entsetzt machte ich einen Schritt zur Seite und trat auf einen Plastikbecher, der knackend zu Bruch ging. Scheiße! Ich hielt den Atem an und lauschte. Ich hoffte, Konrad nicht geweckt zu haben. Er wäre so verrückt, er würde mich bestimmt anfallen, um mir das Puzzle aus der Hand zu reißen. Stand er etwa schon im Gang? Panisch presste ich die Schachtel an die Brust. Um keinen Preis würde ich sie hergeben. Ich lauschte ... nichts ... lehnte mich mit der Schulter an den Rundbogen und fuhr wie vom Blitz getroffen zusammen, als hinter mir der Lichtschalter kippte. Klack! Die Wohnzimmerlampe flammte auf. Ich blickte in Konrads starre Augen. Er glotzte mich an, aufrecht auf der Couch sitzend, den Kopf an die Wand gelehnt und die Hände im Schoß gefaltet. Sein Mund stand offen. Er bewegte sich nicht. Sein Schlafmantel war mit dunklen Flecken besudelt, die im Licht feucht glänzten. Die Sprenkel waren auch auf seinen Händen und der Schere, die ihm bis zum Schaft in der Kehle steckte.
    Ich wollte aufschreien und davonlaufen, doch etwas hielt mich fest, und dieses Etwas ließ mich auf Konrads Leiche und das Puzzle starren. Zögerlich ging ich auf Konrad zu, setzte mich auf die Couch und hielt seine kalte Hand.
    * * *
    Ich weiß weder, wie lange ich dort gesessen hatte, noch wie ich in meine eigene Wohnung fand. Jedenfalls müssen Tage vergangen sein. Das Puzzle habe ich mitgenommen. Achtzehntausend Teile. Der Turmbau zu Babel , das Ölgemälde von Pieter Brueghel ... doch das Motiv mit den matten Farben ist ohnehin unwichtig. Ich habe die Steine mit der grünen Rückseite nach oben auf meinem Wohnzimmerboden aufgereiht. Vor mir liegt ein gigantisches grünes Mosaik. Mein Freund, ich habe dich in den Tod getrieben. Du hast es nicht geschafft, bist daran gescheitert. Du warst sowieso immer der Schwächere von uns beiden.
    Achtzehntausend Teile!
    Unmöglich , sagst du? Nichts ist unmöglich, Konrad! Ich versage nicht wie du! Ich werde es dir beweisen! Das ist unsere gemeinsame Aufgabe, unser Kind. Ich bringe es zu Ende.
    Das Telefon läutet schon wieder, wahrscheinlich ist es Clara oder das Personalbüro von Gneissl & Wombring . Es läutet schon den ganzen Vormittag, seit Tagen und Wochen.
    Ich habe keine Zeit.
    Ring, Ring.
    Ich blicke zum Telefon. Wann hört es endlich auf?
    Ring, Ring.
    Die Hamster schlafen schon seit Tagen und geben keinen Ton von sich.
    Ring, Ring.
    Die Fische treiben noch immer bäuchlings im Aquarium.
    Ring, Ring.
    Ich gehe nicht hin, zuerst muss ich noch diesen Stein finden: länglich, schräg abgeschnitten, zwei Zapfen, abgerundete Kanten ...
    ... hier ist der neunte Puzzlestein, er passt genau ins Puzzle rein!

Uschi Zietsch
    Die Erfolgsautorin Uschi Zietsch, die sich auch als engagierte Verlegerin von »Fabylon« einen Namen machte, »begegnete« mir wie Marc-Alastor E.-E. dadurch, dass ich einen Text von ihr lektorierte.
    Ihr erster Roman wurde bereits 1983 im Heyne-Verlag veröffentlicht, und seither bereichert sie die Literaturlandschaft in verschiedenen Genres.
    Uschi Zietsch ist den Lesern von Science-Fiction-Romanen auch unter dem Pseudonym »Susan Schwartz« bekannt.
    In Serien wie »Perry Rhodan«, »Maddrax«, »Bad Earth« und »Mission Mars« ist sie ebenso vertreten wie in »Das Schwarze Auge«. Besonders möchte ich ihre Serie »SunQuest« erwähnen, die sie konzipiert, redaktionell betreut und an der sie mitschreibt.
    Jüngst erschien im Bastei-Verlag »Die Chroniken von Waldsee« für Phantastik-Leser aller Altersklassen.
    Mit Uschi Zietsch arbeite ich derzeit an dem Konzept eines Fantasyromans, den wir zusammen verfassen wollen – die Leser dürfen gespannt sein.
    www.uschizietsch.de



Unter dunklen Schwingen –
wächst manch Aberglaube
    Uschi Zietsch
    Erst als der Abend hereinbrach, legte sich der Sturm, der schrecklicher gewesen war als jedes durch Legenden bekannte Unwetter; es schien, als hätte sich der Wahnsinn, der die Leute wie eine ansteckende gefährliche Seuche befallen hatte, auch auf die Natur übertragen. Männer und Frauen rannten mit hassverzerrten Gesichtern suchend in den Felsen herum, ohne auf die scharfen Kanten zu achten, die ihnen Kleidung und Haut zerrissen. Ihre Stimmen waren schon heiser, aber sie schrien weiter und stachelten sich gegenseitig immer wieder an, wenn so mancher der beginnenden Erschöpfung nachgeben wollte.
    Es war ein Kind, das sie suchten, ein verkrüppeltes kleines
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