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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
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ehemals nur von einer Familie bewohnten Villen aufgeteilt worden in Eigentumswohnungen oder teuere Mietobjekte.
    Das Haus, das Leng suchte, lag nahezu am Ende der Ferdinand-Müller-Allee und war ein stattliches Anwesen. Ein Vorgarten, eingefasst von einem schmiedeeisernen Zaun, schirmte es zur Straße hin ab und schützte gleichzeitig vor neugierigen Blicken. Neben dem Eingangstor befand sich nur ein Namensschild, woraus er schloss, dass es sich entweder um ererbten Besitz handelte oder die Besitzer über ein beträchtliches Vermögen verfügen mussten.
    Leng hatte sein Fahrrad an einen Laternenpfahl gebunden und wartete nun darauf, dass sein Klingeln beantwortet würde. Stattdessen ging im Nachbarhaus ein Fenster auf und eine Frau, die etwa in seinem Alter sein mochte, sah ihn mit einem Blick an, der ihm nur allzu deutlich zu verstehen gab, dass sie ihm nicht über den Weg traute. Er konnte es ihr nicht verdenken. Mit seiner grauen Jacke, dem Rucksack, den er auf dem Rücken trug und vor allem mit seiner türkisfarbenen Strickmütze, die seinen von nur dünnem Haar bedeckten Kopf warm halten sollte, sah er nicht gerade wie der Prototyp eines Kriminalhauptkommissars aus. Trotzdem gefiel es ihm nicht, wie ein möglicher Einbrecher taxiert zu werden.
    „Da werden Sie kein Glück haben“, gab die Frau mit einer Stimme, die ihr Misstrauen offen zum Ausdruck brachte, aber die Neugierde nicht zu verbergen mochte, zu bedenken, wobei sie das Glück nicht näher definierte. Wollte sie andeuten, dass das Gebäude Alarm gesichert war oder nur niemand zu Hause? Da sie keine weiteren Erklärungen abgab, drückte Leng weiter völlig unbeeindruckt auf die Klingel.
    „Haben Sie mich denn nicht verstanden?“ sagte sie in einem Ton, mit dem man normalerweise einem kleinen, unfolgsamen Kind eine Rüge erteilte.
    „Ist die Klingel etwa defekt?“ Leng stellte sich bewusst tölpelhaft an.
    Sie schüttelte ärgerlich ihren Kopf.
    „Ich hab Ihnen doch gesagt, dass niemand zu Hause ist.“
    Nun bewegte Leng seinen Kopf amüsiert hin und her.
    „Nein, das haben Sie nicht. Sie haben lediglich gesagt, dass ich kein Glück haben werde.“
    Von soviel Spitzfindigkeit überfordert, knallte sie das Fenster zu, um es im nächsten Moment mit hochrotem Kopf wieder aufzureißen.
    „Es ist jedenfalls niemand zu Hause.“
    Ihre Stimme erinnerte jetzt fast an das Kläffen eines Yorkshireterriers.
    „Dr. Burghausen ist heute Morgen mit dem Wagen in die Praxis gefahren, und seine Frau ist für einige Tage verreist.“
    „Tote fahren keine Autos“, wäre es Leng fast über die Lippen gekommen, bevor er es sich dann anders überlegte.
    „Haben Sie ihn heute morgen das Haus verlassen sehen?“ fragte er vorsichtig nach.
    Dem eilig hervor gebrachten „Ja“ folgte ein Moment des Nachdenkens, dann aufkommender Zweifel, der schließlich in der Beteuerung mündete: „Nein, aber er fährt jeden Morgen um viertel vor acht mit seinem Wagen in die Praxis.“
    „Haben Sie ihn nun heute Morgen gesehen oder nicht?“
    Sie schaute den Hauptkommissar unschlüssig an, schien einen Moment zu überlegen. Statt einer Antwort konterte sie mit einer patzig hervor gebrachten Frage:
    „Wer sind Sie überhaupt. Wieso interessieren Sie sich für die Burghausens?“
    „Hauptkommissar Leng von der Kölner Kriminalpolizei.“
    Er vermied es zu diesem Zeitpunkt natürlich noch, das Wort Mordkommission zu erwähnen. Stattdessen zog er seinen Ausweis aus der Tasche und sagte: „Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie sich den hier gerne aus der Nähe anschauen. Die Fragen, die ich stelle, haben durchaus ihre Berechtigung. Mehr kann ich Ihnen dazu im Moment nicht verraten, da es sich um laufende Ermittlungen handelt.“
    Sie nickte mit dem Kopf, als ob sie etwas begriffen hätte, blieb aber im Haus.
    „Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes passiert?“
    Die Worte kamen langsam über ihre Lippen.
    Leng ließ die Frage unbeantwortet.
    „Wissen Sie denn, wann Frau Burghausen zurück erwartet wird?“ wollte er in beiläufigem Ton wissen.
    „Morgen. Sie müsste morgen wieder hier sein. Das hat sie jedenfalls gesagt. Letzten Samstag ist sie nach Bad Ems gefahren. Für eine Woche, wenn ich sie recht verstanden habe.“
    „Haben Sie denn vielleicht eine Adresse oder eventuell eine Telefonnummer?“
    Er war nicht überrascht, als sie mit dem Kopf schüttelte.
    „Ich danke Ihnen“, sagte er auf eine für ihn ungewöhnlich freundliche Art, bevor er sie ohne ein weiteres Wort
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