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Unter den Straßen Berlins

Unter den Straßen Berlins

Titel: Unter den Straßen Berlins
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Blut auf dem Handtuch sehen. Das Wesen tastete über den Stoff und biss in die blutige Stelle.
    Ob es mich dort noch riecht? dachte Katja. Mein Gott.
    Wieder biss das Tier in das blutige Handtuch. Katja weinte leise. Sie fuhr sich mit der Hand über den Rücken. Rot. Blut …
    Von der Badewanne aus langte sie nach einem Wäschestück und zog es zu sich heran. Eins von ihren Unterhemden. Sie rieb das Blut an ihrer Hand auf den Stoff. Dann warf sie es dem Tier entgegen. Das Stoffstück landete einen halben Meter von dem blutigen Handtuch entfernt. Sofort sprang das Wesen dem Hemd entgegen und biss hinein.
    Der Geruch, es ist der Geruch … oder
    Vielleicht hatte es das Unterhemd auch heranfliegen sehen.
    Jetzt musste sie ruhig bleiben. Und nachdenken. So gut man nackt in einer Badewanne mit einem beißwütigen Monster im Zimmer eben denken konnte. Sie richtete  sich auf und reckte sich nach dem kleinen Badregal neben der Wanne. Mit den Fingerspitzen zog sie einen sauberen Waschlappen aus dem Regal. Sie kippte etwas von Juliens Duschgel darüber, das nach einem teuren Herrenparfüm roch. Dann warf sie den Lappen Richtung Tür. Keine Reaktion. Also doch. Dieses Ding flog auf ihren Duft, auf Menschenduft.
     
    Markus erwischte die Leiter und erklomm die ersten Sprossen. Bernd war dicht hinter ihm.
    »Ruhig, Mann«, sagte Bernd. »Das sind doch nur ein paar Viecher. Die fallen schon nicht über uns her.«
    »Der Vielbeiner eben hat dich gebissen, Bussi! Das hast du nicht gemerkt bei deinen Stiefeln. Die beißen!« Markus erreichte die Oberfläche und stemmte sich aus dem Kanal.
    Bernd schrie. Markus sprang auf und sah in den Schacht hinunter. Bernd stand auf halber Höhe der Leiter. Fünf Vielbeiner saßen auf ihm und bissen ihm in die Arme und den Oberkörper. Eines saß sogar auf seinem Helm und mühte sich an der glatten Oberfläche ab.
    »Los! Weiterklettern! Weiter!!«, schrie Markus. Bernd kletterte schreiend weiter.
    Markus sah sich um. Der Hochduckreiniger! Nein, die Düse konnte Beton von der Wand sprengen. Damit würde er Bernd verletzen …
    Markus warf sich auf den Boden und streckte den Arm nach unten. Es war ein schrecklicher Anblick. Die Vielbeiner strömten von allen Seiten herbei. Bernd war unter den wimmelnden Köpern kaum noch auszumachen.
    »Komm schon, Bussi!! Ein paar Stufen noch! Gib mir deine Hand!«
    Bernd stieß einen Schrei aus, wie Markus ihn noch nie von einem Menschen gehört hatte.
    Ein Ton zwischen Todesangst und Kampfansage. Und dann griff er nach der letzten Sprosse der Leiter. Markus packte ihn und zog ihn aus dem Kanal heraus. Bernd und die Vielbeiner, die auf ihm saßen, fielen auf die Straße.
    Markus schob den schweren Kanaldeckel an seinen Platz und verschloss das Loch im Boden. Dünne schwarze Arme fühlten durch die Löcher im Deckel und tasteten über den Asphalt, während Markus zum Wagen lief und die Beifahrertür öffnete. Er zog eine kleine Axt und den Gasbrenner unter dem Vordersitz heraus. Dann rannte er zu Bernd, der sich schreiend unter den Tieren wand.
    »Stillhalten!«, schrie Markus. Er zündete den Brenner und hielt ihn an eines der Wesen. Es kreischte schrill und fiel von Bernd ab. Es wand sich auf dem Boden und Markus Axt hieb es mittendurch.
    »Ich brenn euch den Arsch ab, ihr Scheißviecher!«
    Er fuhr mit dem Brenner über die Tiere, die schreiend von Bernd abließen. Markus erledigte die meisten mit gezielten Axthieben. Blutige Bisswunden überzogen Bernds Körper, der einfach nur noch sein Gesicht mit den Armen schützte und vor sich hin wimmerte.
    Ein Auto fuhr die Straße entlang und bremste scharf neben den beiden Männern, während Markus weiter die Vielbeiner von Bernds Körper herunter brannte.
    Der Fahrer stieg aus und starrte mit offenem Mund zu ihnen herüber.
    »Rufen Sie 112 an! Los!«, schrie Markus ihn an.
     
    Katja setzte einen Fuß auf den Fliesenboden. Dann noch einen. Sie nahm mehrere Unterhosen und Unterhemden von sich und warf sie in die Waschmaschine. Dann nahm sie ein T-Shirt und drückte es sich in Rücken auf die Wunde. Vorsichtig näherte sie sich dem schwarzen Spinnentier. Nein, Spinnen waren anders. Dieses Ding schien keinen abgegrenzten Körper zu haben. Vielmehr einen hautigen Knoten, aus dem unterschiedlich lange Tastbeine hervorwuchsen.
    Es schien ihr Näherkommen zu bemerken, aber damit hatte Katja gerechnet. Sie legte das T-shirt auf die Fliesen und zog es langsam über den Boden. Das Tier hob für eine Sekunde die
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