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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Fleur McDonald
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ungeöffnet zur Seite. Es waren sechs Briefe gekommen in drei Monaten. Außerdem hatte Malcolm Mackay, sein Finanzberater, mehrmals angerufen. Brian ignorierte das Telefon und überließ alles dem Anrufbeantworter. Unliebsame Nachrichten löschte er sofort. Ihm war klar, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. Die Frage war nur, woher er die Energie nehmen sollte, um eine Entscheidung zu treffen. Mit Helena an seiner Seite hätte er sich einen Plan überlegen können, aber nun kümmerte es ihn nicht mehr.
    Brian stemmte sich vom Schreibtisch hoch und ging hinüber zu dem Bild an der Wand. Sein Vater und seine Mutter lächelten ihn an, und Brian fragte sich nicht zum ersten Mal, was sie von seinem Leben halten würden. Frau verloren, fast bankrott und eine Tochter, die er sich vom Leib halten musste, weil sie ihn ständig bedrängte, ohne zu wissen, wann es genug war.
    Er wusste, dass Amanda es kaum erwarten konnte, die Farm zu übernehmen, aber so einfach war das nicht. Brian gehörte zu einer Generation, die gelernt hatte, dass nur Söhne geeignet waren, eine Farm zu leiten. Dank Helenas Unterstützung hatte er begonnen, seine Vorbehalte zu überwinden, als sie plötzlich starb. Hass und Wut hatten alles wieder zunichtegemacht. Hinzu kam der Umstand, dass Amanda glaubte, sie wüsste schon alles, nur weil sie drei Jahre lang Theorie studiert hatte. Aber was war mit der praktischen Erfahrung? Ohne sie konnte man keine Farm bewirtschaften. Zweieinhalbtausend Hektar Land bedeuteten viele Schafe, Rinder und Felder, und man musste sich mit all dem gut auskennen, damit es rund lief. Brian liebte seine Tochter, aber Amanda hatte nicht genug Zeit auf Kyleena verbracht, um die notwendige Erfahrung zu sammeln. Er wusste, Helena hätte sich gewünscht, dass er Amanda ermutigte – Helena hatte selbst einige sehr fortschrittliche Ideen –, aber er hatte einfach nicht die Energie dazu. Er brauchte seine ganze Kraft, um jeden Morgen aufzustehen und sich dem Tag zu stellen.
    Er sammelte die Briefe von der Bank ein und legte sie zurück in den Aktenschrank. Dann schloss er sein Büro ab und ging in die Küche, um zu sehen, was Amanda zum Abendessen vorbereitet hatte.
    Amanda blickte auf den Umschlag in ihrer Hand. Sie war froh, dass sie nach Esperance gefahren war. Zuvor hatte sie auf einer Anhöhe vor der Stadt haltgemacht, wo sie Handyempfang hatte, und eine halbe Stunde mit Hannah geplaudert. Sie hatten sich den neuesten Klatsch erzählt über ehemalige Studienfreunde, über die Vor-und Nachteile von Hannahs Job als Saatguthändlerin diskutiert und über Amandas Schwierigkeiten mit ihrem Vater und ihre Pläne für Kyleena gesprochen. Während Amanda der Stimme ihrer besten Freundin lauschte, war ihr der Tag erträglicher vorgekommen, und sie war in wesentlich besserer Stimmung zur Post gefahren, um ihre Briefe zu holen.
    Neben der üblichen Sammlung aus Fachzeitschriften und Reklame hatte sie eine Postkarte von Katie erhalten, die gerade ein Landwirtschaftspraktikum in Irland machte, und einen dicken, cremefarbenen Umschlag mit einem goldenen Emblem oben links in der Ecke, der von einer Kanzlei stammte. Ihr Name war in großen schwarzen Buchstaben gedruckt, und darüber stand in roter Schrift Persönlich & vertraulich . Amanda machte den Umschlag auf und begann den Brief zu lesen, wobei ihre Augen immer größer wurden. Dann brach sie in Tränen aus. Ihre Mutter hatte Amanda ihre Hälfte der Farm vermacht.

Kapitel 4
     

1934
     
    D er zwanzigjährige Michael Greenfield schwang sich aus seinem Dodge Truck und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Eine Staubwolke wirbelte hoch um seine Stiefel, und er wischte die kleinen Buschfliegen ab, die sich um seine Augen sammelten.
    Dann stand er ganz still und lauschte. Ihm war gesagt worden, dass es auf diesem Stück Land einen Fluss gab und dass er ihn finden würde, indem er einfach dem Geräusch folgte, wenn er ihn hörte. Dort wollte er sein Lager aufschlagen. Aber er hörte nur ungewohnte Vogelschreie. Er ließ den Blick über die Buschlandschaft schweifen, die ihm ebenso fremd war, und machte ein paar zögernde Schritte. Das Land war dicht bewachsen mit Eukalyptusbäumen und Akaziensträuchern – er musste die einzelnen Arten erst noch lernen –, aber trotzdem war es leicht begehbar, und man konnte sehen, dass der Boden fruchtbar war. Ja, das Land hatte Potenzial.
    Zuzugeben, dass er Angst hatte, wäre das Eingeständnis von Schwäche, aber seine gemischten
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