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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Fleur McDonald
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hinter der Scheune hervorkommen.
    »Mandy, bist du hier?«, rief er.
    »Ja«, sagte sie und richtete sich auf. »Was ist?«, fragte sie, als sie sah, dass seine Miene plötzlich wie versteinert wirkte.
    »Was tust du da?«, erwiderte er und deutete mit einem Nicken auf den ölverschmierten Lappen in ihrer Hand.
    »Ich wechsele das Öl. Sieht so aus, als wäre das jahrelang nicht gemacht worden.«
    »Der Mechaniker kümmert sich um den Traktor.«
    »Ich weiß. Aber da wir einen Filter und ausreichend Öl haben, dachte ich, wir sparen uns das Geld. Außerdem ist heute nicht viel zu tun hier.«
    »Tja, das wird sich ändern. Du musst sofort raus auf die Karru-Koppel und das Vieh reintreiben. Ich habe Natty und seine Scherer für morgen zum Crutchen bestellt«, sagte er in barschem Ton und wandte sich zum Gehen. »Ich werde erst spät zurück sein. Bin bei den Forschern auf der Saatgutstation.«
    Amanda merkte erst, dass sie die Luft anhielt, als sie hörte, wie sein Wagen gestartet wurde. Wütend schleuderte sie den Schraubenschlüssel in den Kies. Für wen hielt der sich, dass er sie herumkommandierte wie einen Hilfsarbeiter?
    Amanda öffnete das Koppeltor und schwang es weit auf, damit die Herde bequem passieren konnte. Während sie sich auf dem Motorrad den Schafen näherte, musterte sie die Tiere und schnaubte dann verächtlich. An den Hinterteilen hingen faustdicke Zotteln, und sie konnte kahle Stellen im Fell entdecken, wo die Schafe sich die Wolle herausgerupft hatten. Diese verdammten Läuse. Sie musste es ihrem Vater sagen, wenn er heute Abend zurückkam. Vielleicht konnte sie ihn davon überzeugen, ein spezielles Lausmittel für Suffolkschafe zu kaufen. Wenigstens versuchte er, dem Parasitenbefall vorzubeugen, indem er die Hinterteile ausscheren ließ, aber die Scherer würden sicher ihren Unmut zeigen, wenn sie diese Schafe sahen.
    Die Jungtiere, die sich dicht bei ihren Müttern hielten, stammten offensichtlich aus verschiedenen Lammungen. Manche schienen vier Monate alt, andere neugeboren; keines hatte eine Ohrmarke. In der Zucht wurde die Herde idealerweise innerhalb von sechs bis acht Wochen gedeckt, damit die Lämmer markiert und rechtzeitig abgesetzt werden konnten und kein heilloses Durcheinander entstand. Morgen während der Schur wollte Amanda sich um die Kennzeichnung der Lämmer kümmern.
    Plötzlich übermannte sie ein klaustrophobisches Gefühl, sodass sie auf dem Motorrad anhalten musste. Wollte sie wirklich so weitermachen? Ihr Vater war ein guter Farmer, und dieses Chaos vor ihren Augen sah ihm gar nicht ähnlich. Es schien fast, als hätte er aufgegeben. Aber Amanda konnte nicht verstehen, warum. Schließlich gab es genug für ihn zu tun, selbst wenn ihre Mutter tot war. Warum ließ er in seiner Trauer Kyleena so verkommen?
    Amanda hatte sich viele Gedanken gemacht über das Erbe, das ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Da ihr nun die Hälfte der Farm gehörte, gab ihr das ein wesentlich größeres Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Vielleicht war das der Weg, ihrem Vater mehr Raum zu geben und ihm wieder auf die Beine zu helfen. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, ihren Modernisierungsplänen zuzustimmen oder ihr wenigstens einigermaßen freie Hand zu lassen, und wenn er keine schwere Arbeit mehr verrichten musste, hätte er vielleicht wieder Interesse an der Farm. Und sie würde vielleicht doch bleiben. Mit aufkeimender Hoffnung fuhr sie weiter.
    Als die Schafe später gemächlich in das Hofgehege trabten, bemerkte Amanda den Pick-up ihres Vaters in der Toreinfahrt. Sie hatte gedacht, er wäre schon längst weg. Sie beobachtete, wie sich eine weiße Limousine auf der Zufahrt näherte und neben dem Pick-up hielt. Brian stieg aus und begrüßte einen älteren Mann in Anzug und Krawatte, der ebenfalls ausgestiegen war. Sie wechselten ein paar Worte, dann öffnete der Mann die hintere Tür seines Wagens und nahm eine Aktentasche heraus. Er breitete irgendwelche Unterlagen auf der Motorhaube aus und gab Brian etwas, das wie ein Stift aussah. Dieser unterschrieb offenbar, gab die Dokumente dem Mann zurück und schüttelte ihm wieder die Hand. Dann stieg er in seinen Pick-up und fuhr weiter zur Straße. Währenddessen stieg der Fremde wieder in seine Limousine und fuhr auf den Hof, auf die Scheune zu. Amanda ließ den Motor aufheulen, um die letzten Schafe in das Gehege zu treiben. Sie sicherte das Tor mit einer Kette und ging dem fremden
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