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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Fleur McDonald
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freundliche Augen sie musterten. Sie wusste, was er sah, sie hatte es an diesem Morgen selbst im Spiegel gesehen. Ihr Gesicht war zerfurcht von Kummer und Übermüdung, und ihre braunen, leicht gewellten Haare hingen ihr strähnig über die Schultern. Ihre Augen waren gerötet, und sie sah älter aus als zweiundzwanzig.
    »Gut, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Malcolm.
    »Ich befürchte, Dad will Kyleena verkaufen. Allerdings bin ich mir sicher, dass er dafür meine Zustimmung benötigt. Ich habe vom Notar ein Schreiben erhalten, in dem steht, dass Mum mir ihre Hälfte der Farm vermacht hat«, sprudelte es aus Amanda heraus.
    »Ja, ich kenne das Testament. Und Sie haben recht, Ihr Vater benötigt Ihr Einverständnis. Aber wie ich Ihnen bereits neulich gesagt habe, ist Verkaufen nur eine von mehreren Optionen.«
    »Ich kann nicht fassen, dass mein Vater ernsthaft einen Verkauf in Erwägung zieht«, sagte Amanda. »Nachdem er und Großvater so hart gearbeitet haben, um die Farm aufzubauen. Das ist einfach nicht richtig. Wenn er die Farm nicht mehr weiterführen möchte, dann mache ich es eben alleine.«
    Der Finanzmanager machte ein zweifelndes Gesicht. »Möchten Sie wirklich die Verantwortung übernehmen für eine so große Farm, die zudem hoch verschuldet ist?«, entgegnete er. »Sie sind erst zweiundzwanzig. Ich hätte gedacht, in Ihrem Alter geht man lieber feiern mit seinen Freunden.«
    »Das habe ich getan, drei Jahre lang, am College«, antwortete Amanda. Sie schüttelte den Kopf. »Mir war nicht bewusst, wie schlecht es um Kyleena steht, aber jetzt, wo ich es weiß, bin ich bereit, darum zu kämpfen. Ich habe einen Businessplan aufgestellt.« Sie beugte sich herunter und öffnete die abgegriffene Aktentasche aus Leder, die ihrer Mutter gehört hatte, um eine Klarsichtmappe herauszunehmen. Sie legte sie Malcolm vor die Nase. »Das ist ein Fünf-Jahres-Plan. Ich habe ihn in den letzten Monaten immer wieder aktualisiert. Wenn Sie mir Ihre Unterstützung zusichern, werde ich Sie nicht enttäuschen.« Sie blickte ihn mit entschlossenem Gesicht an.
    Malcolm machte keine Anstalten, sich die Unterlagen näher anzusehen, sondern beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Sie dürfen nur eine Sache nicht vergessen, Amanda. Ihnen gehört lediglich die Hälfte der Farm. Die andere Hälfte gehört Ihrem Vater, und nach meinem letzten Gespräch mit ihm bezweifle ich, dass Sie seine Meinung ändern werden. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass Sie in wenigen Monaten für ein Praktikum nach England gehen. Habe ich das falsch verstanden?«
    Für einen kurzen Augenblick erlaubte sich Amanda, an ihre Auslandspläne zu denken, die sie, wie ihr nun klar war, aufgeben musste. Es war ausgeschlossen, dass sie nach England ging, wenn sie ihr Vorhaben umsetzen wollte …
    »Nein, aber ich kann nicht zulassen, dass Kyleena verkauft wird. Dafür ist die Farm schon zu lange in Familienbesitz. Mir ist klar, dass es nicht leicht sein wird, meinen Vater umzustimmen, aber ich hoffe auf Ihre Unterstützung.« Amanda hielt kurz inne und fuhr dann fort: »An dem Tag, an dem Sie bei uns auf dem Hof waren und mir von dem Gutachten erzählt haben, hatte ich abends einen Streit mit meinem Vater. Ich … Ich habe die Farm verlassen. Aber wenn mein Plan Ihnen zusagt und Sie mir die nötige finanzielle Unterstützung bieten, könnte es uns gelingen, Dad weichzuklopfen.«
    »Wo sind Sie untergekommen?«
    »Im Backpacker-Hostel«, gestand Amanda. »Aber ich kann dort nicht mehr lange bleiben. Ich bin nicht gerne in der Stadt, und außerdem geht mir bald das Geld aus. Ich habe Dad mehrmals gebeten, mir ein Gehalt zu zahlen. Aber er steckt mir immer nur hier mal einen Hunderter und da mal einen Fuffziger zu. Jetzt weiß ich auch, warum. Ich verstehe nur nicht, warum er nie mit mir darüber gesprochen hat.« Ihre Stimme verriet ihre Kränkung.
    »Ihr Vater ist seelisch am Boden«, sagte Malcolm sanft. »Ich denke, das ist der Grund, weshalb er aus dem Farmgeschäft aussteigen möchte. Vielleicht benötigen Sie beide noch etwas Zeit, bevor wir weitere Maßnahmen ergreifen. Aus Rücksicht auf den Trauerfall in Ihrer Familie wäre die Bank bereit, Ihnen ein paar Wochen Verlängerungsfrist zu gewähren. Damit Sie mit klarem Kopf entscheiden können. Schwierige Entscheidungen sollte man niemals unter Druck treffen. Das würde Ihnen auch Zeit verschaffen, um sich mit Brian einig zu werden. Vielleicht brauchen wir gar nicht zu
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