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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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auf der Stirn.
    »Ihr Schnaufen war unüberhörbar. Mir ist das Atmen auch schwergefallen, doch Sie haben gekeucht wie eine altersschwache Dampflok.«
    Anna zuckte zusammen. Da war er wieder, der spöttelnde Unterton. Sie rückte ein wenig zur Seite und straffte den Rücken.
    »Als Sie mir dann nicht geantwortet haben, war mir klar, dass Sie sich in Schwierigkeiten befanden. Sie sind vor meiner Nase umgekippt und ich habe Sie aufgefangen. Das ist alles.«
    Sie konnte den Himmel durch das dichte Geäst nur noch schwach erkennen. Die Sonne war verschwunden und in ein, zwei Stunden würde es dunkel sein. Und was hatte er in der Zeit gemacht, neben ihr gesessen und Däumchen gedreht?
    »In der Zwischenzeit habe ich natürlich nicht tatenlos herumgesessen.«
    Himmel! Konnte eigentlich jeder in ihr lesen wie in einem offenen Buch?
    »Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass Sie noch unter den Lebenden weilen, bin ich losgezogen, um Hilfe zu holen.«
    Anna atmete tief durch, hoffentlich kam er bald zur Sache. Seine Schläfen pochten und die Halsmuskeln waren angespannt. Sie war nicht die Einzige, die sich unwohl fühlte.
    »Ich bin in Richtung Landstraße losgezogen, dem kleinen Pfad folgend.« Er legte eine weitere Pause ein.
    »Und?« Anna schnaubte ungeduldig. Wenn er in diesem Tempo weitererzählte, dann würde er vor Einbruch der Dunkelheit nicht fertig werden. Alexander erhob sich langsam und blickte suchend in den Wald, der stetig dunkler wurde.
    »Die Straße ist weg!«
    »Weg?« Anna schnappte nach Luft. »Sie haben sich verlaufen, das ist alles. Die Straße ist da, glauben Sie mir. Da komme ich nämlich her!« Jetzt reichte es aber, und sie dachte, sie wäre durcheinander. Sie war es wirklich leid, hier herumzusitzen. Auffordernd hielt sie ihm ihre Hand entgegen. »Vielleicht suchen wir gemeinsam. Ich finde die Straße schon.« Sie wartete vergebens auf seine helfende Hand, und so stemmte sie sich ein zweites Mal mühsam hoch. Schwer atmend lehnte sie sich an den kalten Stamm, doch wenigstens war ihr nicht mehr so schwindlig wie zuvor. Sie holte noch einmal tief Luft und nickte ihm ungeduldig zu. »Können wir?«
    Doch Alexander hatte offensichtlich weder vor, ihr zu helfen noch sich in Bewegung zu setzen. »Die Straße ist verschwunden, glauben Sie mir. Ich finde mich normalerweise überall gut zurecht, und diesen Wald hier kenne ich wie meine Westentasche. Aber die Straße ist genauso verschwunden wie Oskar.«
    »Oskar ist weg?«
    Nun trat er einen Schritt zur Seite und wischte sich durchs Gesicht. »Ja, verdammt, Anna. Ich habe Ihnen vorhin Glauben geschenkt, und jetzt müssen Sie mir vertrauen. Etwas stimmt hier nicht, stimmt ganz und gar nicht. Sehen Sie sich doch mal um. Der Wald …«
    Der arme Kerl war wirklich furchtbar durcheinander. Sie spähte neugierig in das satte Grün. Im gleichen Moment nistete sich in ihrem Magen ein Eisklumpen ein. Die winzigen blassgrünen Knospen, die sie heute Morgen noch bewundert hatte, waren zu tiefgrünen, großen Blättern gewachsen. Dunkelgrün und dicht, die fein gerippten Buchenblätter waren unübersehbar. Alexander hatte recht, der Wald hatte sich verändert. Es war dunkler geworden, und nicht nur weil es langsam Abend wurde. Hier wollte sie nicht bleiben. Nicht allein, nicht in Alexanders Begleitung und vor allem nicht nachts. Zitternd lehnte sie sich an den rauen Stamm. Sie musste sich beruhigen, und zwar augenblicklich. Weit würde sie nicht laufen können, aber es gab doch sicher einen geeigneteren Ort, um die Nacht zu verbringen. Eine Lichtung vielleicht, sie mussten eben ein wenig suchen. Hänsel und Gretel verirrten sich im Wald … Ein hysterisches Kichern kroch langsam in ihr hoch. Der erste Gluckser war schon hinaus. Anna hustete verlegen und erntete Alexanders vorwurfsvollen Blick. Mein Gott, Anna, reiß dich zusammen . Wenn es nun auch noch anfangen würde, zu regnen? Mit einem Mal spürte sie die Kälte deutlich durch ihr dünnes Hemd. Sie versuchte, einen Schritt nach vorn zu machen. »Dann, Alexander Bach, sollten wir uns wenigstens eine etwas geeignetere Unterkunft suchen. Nicht mehr lange, und es ist stockdunkel.«
    Der Rucksack. Wo war der Rucksack mit Bauer Carlsons Kostbarkeiten? Sie entdeckte ihn hinter dem Baum, an dem sie eben noch gelehnt hatte. Anna atmete erleichtert auf und griff mit zittrigen Händen danach, doch ihr unausstehlicher Begleiter kam ihr zuvor, schulterte den schweren Sack mit Leichtigkeit und griff sich außerdem noch
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