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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Autoren: Robert J. Jesse
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langen Stangen vom Kai weg und zogen sie auf der anderen Seite mithilfe von Winden in Richtung der Baumstämme. Da gerade alle Seeleute an Bord der Schiffe zum Kai zugewandt standen, sah Tankrond hier seine Chance, auf ein Schiff zu klettern. Mit etwas Glück würde ihn niemand sehen, wenn er zu einem der Baumstämme schwamm und von dort aus an der Leine entlang auf ein Schiff kletterte. Das Wasser war zwar noch kalt, aber es würde schon gehen. Da die Schiffe nahe beieinanderlagen, verdeckten sie durch ihre Anordnung auch den Blick dahinter. Vom Kai aus würde ihn also niemand sehen. Nur von dem Ort, an dem er sich jetzt befand, hatte man einen guten Überblick darüber, was sich hinter den Schiffen abspielte. Als er sich genauer umsah, stellte er jedoch zu seiner Zufriedenheit fest, dass er hier alleine war. Niemand sonst war zu sehen.
    Er überlegte nicht mehr lange und ging zum Wasser hinunter. Dort schaute er sich ein letztes Mal um, ob ihn auch wirklich niemand sah, dann watete er ins Wasser hinein. Schnell drang die Kälte des Wassers in seine Glieder und seine Kleidung sog sich voll. Doch er war stark und schaffte es zu schwimmen, ohne dass seine Kleider ihn unter Wasser zogen, wie er zuerst befürchtet hatte. Es war zwar sehr anstrengend, aber es funktionierte. Mit kräftigen Zügen schwamm er dem Baumstamm entgegen, der ihm nun auf einmal sehr weit entfernt vorkam. Als er ihn endlich erreicht hatte, erkannte er ein weiteres Problem, das er nicht bedacht hatte. Die Leine, die vom Schiff aus zu dem Stamm hinüberführte, war so hoch oben angebunden, dass er sie nicht erreichen konnte. Es gelang ihm auch nicht, an dem dicken Pfahl emporzuklettern. Dieser war nass und glitschig und seine vollgesogenen Kleider taten mit ihrem Gewicht ein Übriges, das Hinaufklettern zu erschweren. Nun befand er sich in einer misslichen Situation. Einerseits hatte ihn bisher tatsächlich noch niemand entdeckt, er hatte sein Ziel schon ganz nah vor Augen. Andererseits schien er sich jedoch weiter davon entfernt zu haben, seinen Plan verwirklichen zu können. Die Kälte des Wassers zehrte an seinem Durchhaltevermögen. Seine Zähne begannen schon zu klappern und er fing an zu zittern. Wenn er nicht erfrieren wollte, musste schnell etwas geschehen. Dann kam ihm ein letzter Gedanke. Wenn dieser Versuch scheiterte, den er nun vorhatte, würde er schnellstens zurückschwimmen müssen, um nicht zu sterben. Immer mehr spürte er, wie ihn seine Kräfte verließen. Schnell zog er sich seine Halskette über den Kopf und versuchte, sie aus dem Wasser springend über den Rand des großen Pfahls zu schwingen, sodass sie sich vielleicht dort verhakte. Und er hatte Erfolg! Schon beim zweiten Versuch blieb sie am Rand des Stammes hängen und spannte sich unter seinem Gewicht. Tankrond wusste, dass sie vielleicht einen, höchstens zwei Fingerbreit über den Rand des Stammes gespannt war. Trotzdem probierte er nun, sich mit beiden Händen an der Kette hochzuziehen. Wenn er nur erst einmal eine Hand auf den Kopf des Pfahls bringen würde, dachte er angestrengt unter der Last seines eigenen Gewichts. Er hatte nicht einen Augenblick Angst, dass die Kette reißen würde. Auch jetzt, wo er mit aller Gewalt daran zog, verschwendete er keinen Gedanken daran. Er schaffte es schließlich, sich mit der rechten Hand am Kopf des Pfahles festzuhalten. Sein Linke krallte sich noch immer an die Kette, die nun drohte, ihm in die Hand zu schneiden. Wenn er auch mit der Linken die Kette losließe, um sich an dem Pfahl festzuhalten, würde sie sicherlich ins Wasser fallen. Das Hafenbecken war hier jedoch tief und er würde sie nie wieder finden können. Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Aber was konnte er noch tun? Mit letzter Verzweiflung versuchte er, die Leine zu ergreifen, die vom Kopf des Pfahles schräg nach oben zum Schiff hin führte. Gerade als er zupacken wollte, hob sich diese jedoch wie durch eine Zauberhand geführt etwas an und er griff ins Leere. Diese Belastung, als er wieder nach unten sackte, war zu viel für seine Linke und er ließ die Kette in dem Glauben los, gleich noch einen weiteren Versuch, den Pfahl zu erklimmen, starten zu können. Aber da hatte er falsch gedacht. Denn einer der Seeleute an Bord des Schiffes war es gewesen, der die Leine anhob, als Tankrond nach ihr gegriffen hatte. Als Tankrond den Mann sah, wunderte er sich darüber, dass dieser, wie es aussah, ihm einen Stock hinhielt, an dem er sich festhalten konnte. Aber sein
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