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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Autoren: Robert J. Jesse
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seine Kette zurückgeben, wenn er sich als deren rechtmäßiger Eigentümer zu erkennen gab.
    Nur Fenja wollte es nach dem Abendessen genauer erfahren, was vorgefallen war. Ihr reichte die Erklärung Tankronds nicht aus. Sie glaubte auch zu wissen, was wirklich geschehen und warum Tankrond ins Wasser gefallen war. Als er auf seinem Zimmer war, kam sie sogleich und stellte ihn zur Rede. Er sagte jedoch nichts zu seiner Verteidigung und ließ die Vorwürfe seiner Cousine unbeantwortet im Raum stehen. Dies ärgerte Fenja und sie geriet leicht außer sich.
    »Willst du dich umbringen? Ich weiß genau, dass du auf eines der Schiffe steigen wolltest!« Tankrond sagte immer noch nichts und so sah sich Fenja genötigt, eine Tirade an Worten über ihn zu ergießen, die darauf abzielte, dass er einer Liebe nachhinge, die schon lange nicht mehr da sei, wenn sie das denn jemals gewesen war. Tankrond verstand sie, doch kam es ihm irgendwie so vor, als ob da aus Fenja auch ein Quäntchen Eifersucht sprach. Sie hatte ihre viel gerühmte Sachlichkeit abgelegt, die alle so an ihr zu schätzen wussten. Alle Gründe, die sie für die Torheit Tankronds aufzählte, waren zwar gerechtfertigt. Aber zu impulsiv und hart kamen ihre Worte bei ihm an, als dass er sich dieser Frage nicht bewusst wurde. Da er kein Wort zu seiner Verteidigung sprach, ging sie schließlich wutentbrannt aus seinem Zimmer. Er hatte es für besser gehalten, nichts zu sagen. Sonst wäre die Unterhaltung sicher endlos verlaufen und Fenja hätte einen Grund, ihn noch öfters darauf anzusprechen. Genau dies wollte er durch sein Schweigen vermeiden. Er wollte einfach nicht mit jemand anderem über seine Gefühle sprechen. Sie gehörten ihm alleine – und so sollte es auch bleiben. Als er schließlich einschlief, tat er dies mit dem süßen Gedanken, etwas für seine Liebe getan zu haben. Es störte ihn dabei auch nicht, dass Valralka es nie erfahren würde. Für ihn war seine Handlung am heutigen Tage etwas wert gewesen. Endlich hatte er etwas gegen die Ohnmacht unternommen, die ihn befiel. Und das zählte für ihn mehr als alles andere an diesem Tag.
    Was Tankrond nicht wusste, war, dass niemand an Bord des Schiffes bemerkt hatte, dass er einen Versuch unternommen hatte, es zu erklimmen. Alle Seeleute waren an jener Seite des Schiffes beschäftigt gewesen, die zum Kai zeigte. Sie sahen Tankrond erst, als er schon fast wieder am Ufer angelangt war. Sie wunderten sich zwar darüber, dass er im Hafenbecken schwamm. Doch wussten sie nichts davon, dass er versucht hatte, ihr Schiff zu besteigen. Als dann alle Schiffe der Anyanar in See gestochen waren, fand ein Seemann an einer Rahnock die Halskette Tankronds. Er wunderte sich über das schmucklose Teil, das sicher aus keiner der Goldschmieden Maladans stammte. Am Abend fragte er dann herum, ob einer seiner Kameraden es verloren hatte. Als sich niemand fand, der darauf einen Anspruch erhob, behielt er es für sich und legte es in seine Seekiste. Wenn er wieder zu Hause war, könnte er es sicher irgendjemandem zum Geschenk machen. Er empfand es als zu schmucklos und fade, um es selbst zu tragen.
    Während einer Nachtwache, sie hatten gerade die nördlichsten Ausläufer Ivalthanirs passiert, hatte der Seemann eine gemeinsame Frühwache zusammen mit Helmor, der der zweite Navigator auf dem Schiff war. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählte er diesem noch einmal von seinem Fund. Helmor wollte daraufhin die Halskette sehen. Als der Mann sie geholte hatte und Helmor sie in seinen Händen hielt, fand er großen Gefallen an der Schlichtheit des Stückes und er fragte den Mann, ob er sie ihm verkaufen würde. Da sie jedoch keinen angemessenen Preis dafür festlegen konnten, kam es zu einem Tauschhandel. Helmor hatte einen Dolch aus Knüppelfarn. Dieses Holz war sehr selten und kam hauptsächlich oder auch nur in den Wäldern des Haman-Elin vor. Der Seemann, der aus einer bürgerlichen Familie stammte, war ganz angetan von diesem schönen Stück, das Helmor ihm im Tausch gegen die Halskette anbot. Und so wechselte Tankronds Erbstück zum zweiten Male innerhalb kürzester Zeit seinen Besitzer.
    Der Seemann würde, wenn die Schiffe zurück nach Schwarzenberg fuhren, nicht mehr an Bord sein. Er kam auch nicht auf die Idee, dass die Halskette dort jemandem gehören könnte, der sie gerne wieder zurückgehabt hätte. Wenn er in Elkanah das Schiff verlassen würde, war seine Zeit auf den Meeren Vanafelgars um. Er wollte heiraten und eine
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