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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen
Autoren: Katryn Smith
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Poet, Gelehrtem und Abenteurer. Er war groß und schlank mit breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beinen. Seine dichten dunklen Locken waren gewöhnlich windzerzaust und seine Wangen rosig, weil er sich viel draußen aufhielt. Trotz aller Bemühungen war es der Sonne bisher nicht gelungen, sein Gesicht altern zu lassen. Vielmehr hatte sie ihm eine gesunde Bräune verliehen. Seine strahlend blauen Augen hefteten sich an Pru. »Ich komme hoffentlich nicht ungelegen.«
    »Aber selbstverständlich nicht«, antwortete Caroline mit einem reizenden Lächeln. »Setzen Sie sich, Mr. Grey, und leisten Sie uns beim Tee Gesellschaft!«
    Mit dieser Einladung zufrieden, ließ Marcus sich am anderen Ende des Sofas nieder, auf dem Pru saß, und wandte sich ihr mit der entspannten Freundlichkeit eines Mannes zu, der an ihr als Frau nicht im Geringsten interessiert war. Sie könnte es als empfindliche Verletzung ihrer Eitelkeit auffassen, doch was würde das ändern?
    »Was haben Sie heute unternommen, Marcus?«, fragte Pru, während sie ihm eine Tasse Tee einschenkte. Er trank ihn am liebsten mit wenig Milch und mehreren Zuckerstückchen.
    »Ihr Vater zeigte mir die Ruinen der kleinen Kapelle auf dem Anwesen. Er bot mir an, dort nach Herzenslust zu graben und zu forschen.« Ein breites Grinsen erhellte seine Züge. »Also tat ich es.«
    Pru erwiderte sein Lächeln, denn es war ausgeschlossen, nicht glücklich zu sein, wenn Marcus es war. Auch Caroline wirkte regelrecht verzückt. »Ich dachte, wir hätten uns darauf verständigt, dass Sie nicht ohne mich graben«, schalt Pru ihn dennoch, wenngleich ihre Stimme alles andere als vorwurfsvoll klang. »Haben Sie etwas gefunden?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Eine alte Brille und einen Stiefel, aber deshalb bin ich nicht hergekommen.«
    »Ist etwas passiert?« Schmetterlinge flatterten in Prus Bauch. »Etwas, das mit dem Gral zu tun hat?«
    Er hielt ihr einen geöffneten Brief hin. »Ich habe schon wieder Nachrichten von unserem Freund in Frankreich.«
    Freund? Wollte er LaFavre, den arroganten kleinen Priester, der sie bereits kontaktiert hatte, allen Ernstes als Freund bezeichnen? Pru legte ihren Löffel auf die Untertasse und versuchte, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen. »Was will er diesmal?«
    Marcus trank einen Schluck von seinem Tee, ehe er antwortete: »Er schrieb, dass zwei Repräsentanten seiner Kirche in zwei bis drei Tagen hier einträfen.«
    »So bald?« Nun, das war interessant. »Die Kirche muss ja regelrecht darauf brennen, zu sehen, was wir entdecken.« So unbekümmert sie es auch aussprach, sie konnte nicht umhin, erneut misstrauisch zu werden. Wenn die Katholiken ein solches Interesse an ihrer kleinen Expedition bewiesen, dann mussten sie Grund zu der Annahme haben, dass sie einer wichtigen Spur nachgingen! Und so sehr ihr die Einmischung der Kirche missfiel, schien sie Pru vor allem ein gutes Zeichen zu sein.
    Sie räusperte sich und fragte mit betont höflicher Zurückhaltung: »Wen schicken sie?«
    Marcus stellte seine nun leere Teetasse ab und nahm den Brief auf, um das Geschriebene zu überfliegen. »Einen Pater Francis Molyneux und einen gewissen Mr. Chapel.«
    »Chapel?« Prus Mundwinkel zuckten. »Ich frage mich, ob ihn andere damit aufziehen - ein Mann namens Chapel, der für die Kirche arbeitet.«
    Marcus lachte leise. »Vielleicht betrachtet er seinen Namen als Zeichen seiner wahren Berufung. Wie dem auch sei, bis zu ihrer Ankunft habe ich noch vieles zu tun. Sie werden zweifellos all unsere Notizen und Recherchen sehen wollen.«
    Pru sah ihn verwundert an, während sie ihm eine zweite Tasse Tee einschenkte. »Werden sie all unsere Aufzeichnungen sehen?«
    Wieder grinste er. »Nein.«
    Sie schmunzelte. Es ging doch nichts über eine kleine Verschwörung!
    Marcus trank seinen zweiten Tee hastig aus, bevor er sich entschuldigte, um die Papiere durchzugehen und alles zusammenzustellen, was sie den katholischen Repräsentanten zeigen würden.
    »Ich verstehe nicht, warum du seine Gunst nicht nutzt«, sagte Caroline geradeheraus, kaum dass sie wieder allein waren. »Er ist ein höchst liebenswerter Mann.«
    Liebenswert war in der Tat eine treffende Beschreibung für Marcus.
    »Ich möchte seine Gunst nicht ausnutzen«, erklärte Pru und nippte an ihrem Tee. »Es wäre falsch von mir, das zu tun, wie du sehr wohl weißt.«
    »Warum?«, fragte Caroline verständnislos. »Warum solltest du dir nicht eine Affäre gönnen? Was ist falsch
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