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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Autoren: Mina Hepsen
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lächerlich! Geister! Gespenster!
    Liebes, ich bitte dich! Und wieso um diese Zeit? Hätte das nicht bis morgen warten können?« Cems Vorhaltungen wirkten hilflos - es war offensichtlich, dass er sich bereits geschlagen gegeben hatte und nur noch den Schein wahrte.
    Victoria stemmte ihre Hände in die Hüften. »Dasselbe hätte ich vor drei Monaten über Vampire gesagt, Schatz.
    Aber euch scheint es ja zu geben! Außerdem ist es noch gar nicht so spät.«
    Ihr Blick fiel auf Adam, und da glättete sich ihre gerunzelte Stirn und wurde durch ein strahlendes Lächeln ersetzt. Doch dann sah sie die Uhr über seiner Schulter, und ein erschrockener Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
    »Schon fast neun! Sie wird jeden Moment da sein!
    Schnell, Cem, du musst was Schwarzes anziehen! Wir müssen alle schwarze Kleidung anhaben. Das hat sie gesagt. Ach, ich muss Grace wecken, sie hat sich kurz hingelegt ...« Und sie eilte mit flatterndem schwarzem Neglige davon.
    »Ein höchst ausdrucksvolles Gesicht«, bemerkte Adam.
    »Sie hängt viel zu sehr an ihrer Schwester.«
    »Darf ich daraus schließen, dass du nicht sonderlich begeistert von deiner neuen Schwägerin bist?«
    Cem seufzte. »Victorias Eltern sind früh gestorben. Sie hat sich in den letzten fünfzehn Jahren um Grace gekümmert. Und jetzt scheint sie nicht mehr damit aufhören zu können, dabei ist Grace mittlerweile sechsundzwanzig. So, wie sie sich benimmt, könnte man meinen, sie ist nicht älter als zehn.«
    Adam legte die Hand auf die Schulter seines Freundes. »Du musst Geduld haben, alter Freund. Es kann nicht leicht sein für Victoria, ihrer Schwester zu verheimlichen, was vor sich geht. Wahrscheinlich hat sie das Gefühl, sie zu hintergehen, weil sie sie belügen muss. Und das kompensiert sie jetzt mit Überfürsorge.«
    »Ja, ich weiß. Aber, Mann, es ist verdammt schwer. Grace fällt von einer Krise in die andere, nur um Victorias Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Das klang, als ob Cem sich da einen hübschen Brocken angeheiratet hatte. »Na ja, hat keinen Zweck, sich jetzt darüber aufzuregen. Los, zieh dir was Schwarzes an. Ich bin ja zum Glück schon passend gekleidet. Sieht so aus, als würden wir gleich eine interessante Einführung in die Arbeit eines Exorzisten bekommen.«
     

3. Kapitel
     
    Lea blickte stirnrunzelnd zu den hell erleuchteten Fenstern des Georgianischen Anwesens hinauf. Doch dann entdeckte sie das mit schwarzem Papier verklebte Fenster. Also doch die richtige Adresse. Sie rückte ihre lange schwarze Perücke zurecht und zupfte nervös an den vielen Ketten, die sie über ihrem weiten, viel zu großen schwarzen Kleid anhatte.
    »Liam?«, flüsterte sie.
    »Zur Stelle«, antwortete der junge irische Geist fröhlich.
    Er schien direkt neben ihr zu stehen. »Ziemlich schicke Hütte. Glaubst du wirklich, dass es da spukt?«
    Lea wusste genau, was er meinte. Beim letzten Mal, als sie in ein ähnlich schönes Anwesen gerufen worden waren, hatte sich das Ganze als Jux herausgestellt. Die reiche Besitzerin hatte ihren ebenso reichen Freunden eine Show bieten wollen. Aber Lea war, trotz ihrer pittoresken Aufmachung, keine Betrügerin. Sie wollte nur den Seelen helfen, die hier hängen geblieben waren, ins Licht zu finden.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie zögernd, »aber das werden wir ja gleich rausfinden, nicht?« Sie schwieg einen Moment.
    »Wie sehe ich aus?«
    Liam seufzte. »Du weißt, wie ich es hasse, dich zu kränken, aber musst du dich unbedingt als alte Hexe verkleiden?«
    Lea ging lachend die Eingangsstufen hinauf und drückte auf die Klingel über dem kleinen Schild mit dem Namen Bilen. Liam wusste ganz genau, warum sie sich in einen alten schwarzen Umhang hüllte, ihr hübsches Gesicht mit grauem Make-up zukleisterte und eine kratzige Perücke aufsetzte. Die Leute erwarteten das einfach. Es passte in das Bild, das sie sich von Menschen machten, die mit übersinnlichen Phänomenen zu tun hatten. So seltsam es auch war, diese lächerliche Aufmachung verlieh ihr Glaubwürdigkeit und Autorität. Und die brauchte sie, wenn sie den Seelen helfen wollte.
    »Ja?«
    Lea erkannte die Stimme - es war die Dame, mit der sie telefoniert hatte.
    »Mrs. Bilen? Ich bin Madame Foulard.«
    Der falsche Name kam ihr mühelos über die Lippen.
    Sie benutzte zwar keinen ebenso falschen französischen Akzent, erzählte der Kundschaft aber immer, ihre französischen Eltern seien bei einem Urlaub in Edinburgh ums Leben gekommen. Sie sei dann bei einer
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