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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes
Autoren: Darius von Benin
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erneut.
     
     
    Als ich im Büro ankam, funkelten mich die Augen von Claudia Westermann,
meiner Sekretärin, erst böse an. „Chef! Wo waren sie? Ich habe mir schon Sorgen
gemacht! An ihr Telefon gehen sie nicht und bei ihrem Handy erreiche ich nur
die Mailbox.“
     
    Ich tastete in meine Jackentasche. Tatsächlich, der Mobilknochen war
nicht an seinem Platz. Was war das für ein beschissener Tag? „Das muss ich zu
Hause vergessen haben. Aber jetzt bin ich ja da.“
     
    „Das ist auch gut so. Der Alte hat schon nach Ihnen gefragt. Sie sollen
sofort in sein Büro kommen.“
     
    „Was will er denn?“ Normalerweise lässt er mich und meine Abteilung in
Ruhe, es sei denn, er hat wieder ein Projekt aus dem Hut gezaubert und will, am
besten Vorgestern, einen ausgearbeiteten Finanzierungsplan dafür.
     
    Sie zuckte mit den Schultern. „Das kann ich ihnen auch nicht sagen, ich
soll sie sofort zu ihm schicken. Nicht vergessen, ich hab ihm gesagt, sie wären
beim Zahnarzt gewesen.“
     
    Ich war erstaunt, sie hatte für mich gelogen. „Warum beim Zahnarzt?“
     
    Sie zuckte mit den Schultern. „Mir fiel spontan leider keine andere
Ausrede ein, warum Mr. Perfect heute unpünktlich ist!“
     
    „Claudia, sie sind ein Schatz. Wenn der Alte gute Laune hat, dann
probier ich eine Gehaltserhöhung für sie rauszuschlagen.“ Ich grinste sie an.
     
    Sie schüttelte ihren Kopf. „So, wie der sich angehört hat, wohl eher
nicht. Aber egal: Bon Chance!“
     
     
    Im Vorzimmer vom Alten wurde ich gleich durchgeschleust, es schien also
wichtig zu sein. Dem Anklopfen folgte ein kurzes „Herein“, ich öffnete also die
Tür und betrat das Allerheiligste. Konrad Schulze-Everding, seines Zeichens
alleiniger Inhaber der Everding Bauelemente oHG, telefonierte gerade,
anscheinend mit seiner Ehefrau, denn in jedem Satz war so etwas wie: „Ja,
Gudrun, wird gemacht.“ Er winkte mich zu sich und bedeutete mir, mich zu
setzen. Was für ein merkwürdiger Tag!
     
    „Geldermann! Wo waren sie heute Morgen?“ Er hatte sein Telefonat
mittlerweile beendet.
     
    Ich legte alle Unschuld, die ich hatte, in meine Stimme. „Beim
Zahnarzt, aber das hat ihnen doch Frau Westermann sicherlich erzählt. Was gibt
es denn so Wichtiges?“
     
    „Also, wie sie ja wissen, hat meine Frau bald Geburtstag. Eigentlich
wollte ich sie zu ihrem 60.sten mit einer Kreuzfahrt überraschen, aber gestern
habe ich erfahren, was sie sich tatsächlich wünscht.“ Er blickte mich fast
hilfesuchend an.
     
    Ich zog meine Augenbrauen hoch, das konnte nur teuer werden. „Und was
wünscht ihre Gattin sich?“
     
    „Ein Labyrinth!“ Er atmete deutlich höher war aus.
     
    Ich war perplex, was war das für ein verrückter Tag! „Ein Labyrinth?“
     
    Er seufzte und fasste sich ins schlohweiße Haar. „Ja! Sie will ein
Labyrinth und den Rasen hinter unserem Haus in einen englischen
Landschaftsgarten umgestalten. Ich glaube, ihre dämliche Schwester hat ihr
diesen Floh ins Ohr gesetzt. Sybille ist ja mit diesem englischen Dandy
verheiratet, der sein Lebtag noch nie gearbeitet hat.“
     
    Die Grasfläche hinter der Fabrikantenbehausung hatte die Ausmaße von
knapp drei Fußballfeldern, ab und an stand mal ein Baum oder Strauch vereinzelt
herum, alles in Allem sehr pflegeleicht. Ich räusperte mich. „Und wie kann ich
ihnen dabei helfen?“
     
    „Geldermann, erstens will ich wissen, wie viel ich auf dem Konto habe
und zweitens, sie haben doch da diesen Landschaftsgärtner an der Hand, der
ihren Garten gemacht hat.“ Das war also der Grund, warum ich an Ort und Stelle
war.
     
    Ich blickte meinem Chef direkt in die Augen. „Auf ihrem Privatkonto
sind knappe 180.000, ein Drittel davon in flüssigen Mitteln. Ich nehme ja nicht
an, sie wollen ein Stück von der belgischen Schokolade naschen?“
     
    Seine Gesichtszüge wurden leicht panisch. „Um Gottes Willen! Nie und
nimmer!“ Das Kakaoprodukt war der Deckname für Geld, das, sagen wir es so,
nicht der unmittelbaren Gewalt des deutschen Fiskus unterworfen war.
     
    Ich grinste ihn an. „Dachte ich mir. Ich werde dann gleich Herrn
Tenhagen anrufen und fragen, ob er den Auftrag übernehmen kann. Ich nehme mal
an, so günstig wie möglich, also nicht mehr als 20?“
     
    Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit. „Geldermann, ich
sehe, wir verstehen uns. Sie kümmern sich persönlich um die Angelegenheit,
alles andere kann zurückgestellt werden. Ich will mit der Umsetzung nichts zu
tun haben,
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