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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte
Autoren: Hans Dominik
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Proben des Zusatzmittels erst in der nächsten Woche abschicken. Gerechte Strafe nur für seinen übertriebenen Ehrgeiz! Was mußte er sich mit solchen Dingen abgeben? Umsonst das ganze Unternehmen da unten! Der ganze Erfolg zunichte durch den Aberwitz dieses Toren!«
    Sein Blick richtete sich wieder auf das Telegramm. Er hob es auf, las es abermals, schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ist es denkbar?«
    Er warf sich in den Stuhl, schloß die Augen. Seine Herrschaft über die mächtigsten Ölvorkommen der Welt schien durch diese höllische Erfindung aufs stärkste bedroht. Hundertfache Leistung mußte das Teufelszeug entwickeln - das bedingte eine um ebensoviel verringerte Nachfrage nach Öl. Seine Macht war dahin!
    Ein Diener brachte die Abendzeitungen, legte sie vor Hogan auf den Schreibtisch. Mit einer Gebärde des Unmuts wollte er sie zur Seite schieben. Da fiel sein Auge auf ein paar dicke Schlagzeilen.
    »Der Deutsche Medardus Droste, Genosse des Verbrechers Wildrake, ist vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden. Die Hinrichtung wird morgen stattfinden.«
    Hogan zuckte die Achseln.
    Noch einmal überflog er die Depesche von vorhin, saß lange in angestrengtem Nachdenken.
    »Noch ein letzter Versuch!«
    Er drückte auf einen Knopf, befahl dem Diener: »Meinen Wagen, sofort!«
    Das erst kürzlich vollendete Gefängnis in Florianopolis, wohin man Medardus Droste gebracht hatte, war mit den besten neuzeitlichen Sicherheitsvorrichtungen versehen. »Eher ein Entweichen aus der Hölle als aus Florianopolis!« hatte der Baumeister lachend sich gerühmt, als es fertig stand. Auf Tejos Veranlassung waren die schier unüberwindlichen Sicherungen, mit denen Drostes Zelle versehen war, noch verstärkt worden.
    Die zweite Morgenstunde brach an. Ein Kraftwagen hielt vor dem Tor. Der Posten wollte den Besucher brüsk zurückweisen. Doch der übergab ihm einen Brief, der sofort dem Gefängnisleiter zu bringen war.
    Nach geraumer Weile erschien der persönlich, von ein paar Wachleuten begleitet. »Ah, Señor Ho.«
    Ein Wink ließ ihn verstummen. »Sind Sie bereit, mich zu dem Gefangenen zu führen?«
    »Gewiß, Sir! Es ist zwar grundsätzlich verboten, nachts einem Fremden das Tor von Florianopolis zu öffnen. Doch der Brief entbindet mich ja von meiner Instruktion.«
    »Es liegt mir daran, den Gefangenen allein zu sprechen.«
    »Kann geschehen! Er ist so stark gefesselt, daß keinerlei Gefahr für Ihre Person besteht.«
    Vor der Zelle reichte der Gefängnisleiter Hogan eine starke Lampe, ließ ihn eintreten, schloß die Tür hinter ihm zu.
    Der Gefangene lag auf einer Pritsche, Hände und Füße in schweren Ketten. Im Schein der Lampe studierte Hogan die Züge des Mannes. Sie waren von Leid und Qual gezeichnet. Blutlose, eingefallene Wangen, tief in den Höhlen liegende Augen, wirr das Haar, die linke Kopfseite mit Pflastern und Binden verklebt.
    »Sie sind Medardus Droste, Freund und Helfer Kapitän Wildrakes?«
    Mit leiser Kopfbewegung bejahte der Gefesselte.
    »Sie sind im Besitz des Geheimnisses, einen Treibstoff von außergewöhnlich großem Energiegehalt herstellen zu können?«
    Der Gefangene nickte wieder.
    »Auch das Tauchflugboot Wildrakes ist Ihr Werk?«
    Nochmals ein Nicken.
    »Wie kamen Sie dazu, sich diesem Wildrake zur Verfügung zu stellen, ihm seine Schandtaten zu ermöglichen - statt Ihre Erfindungen der Menschheit zu schenken - zu friedlichen Zwecken?«
    Lange wartete Hogan auf die Antwort. Droste warf den Kopf unruhig hin und her. Mit leiser Stimme begann er schließlich zu sprechen.
    »Der Platz des Gerechten, Starken soll an der Seite des Schwachen, Unterdrückten sein, hat man mich stets gelehrt. Euer Kampf gegen Wildrakes Vaterland - was ist er anderes als ein Krieg der Habgier, eine übermütige Vergewaltigung der Schwachen? Die Menschheit ...« Ein verächtliches Lächeln spielte um die Lippen des Gefangenen.
    »Ah! Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie Ihr Geheimnis niemals bekanntgeben wollen? Das wäre ja ... Doch ich verstehe Sie. Sie wollen den Preis recht hochtreiben - haben Pläne, Beherrscher der Energiequellen der Welt zu werden ...«
    Hogan sah nicht den grimmigen Blick, den Droste ihm zuwarf. Mit einem häßlichen Lachen fuhr er fort: »Nun, diese himmel stürmenden Ideen haben Sie wohl begraben. Morgen früh wird Ihnen das Urteil des Kriegsgerichts verkündet werden. Es lautet auf Tod durch den Strang.«
    Hogan starrte auf das Gesicht des Gefangenen. Keine Miene verzog sich darin,
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