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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte
Autoren: Hans Dominik
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brennt der Boden unter den Füßen. Nicht eher finde ich Ruhe, bis wir den Verkauf hinter uns haben.«
    »Haha, Adeline!« lachte Franz. »Jetzt hat dich die Ungeduld gepackt, den Staub Winterloos von den Füßen zu schütteln. Das Testament - haha! Du furchtest, es könnte noch in letzter Minute auftauchen, unsere Pläne über den Haufen werfen, daß wir als Bettler nach Dobra zurückkehren? Haha! Wie oft hast du mich früher ausgelacht, mich Feigling geschimpft! Jetzt bist du es, die zittert und bangt! Warum wolltest du auch durchaus in das verwünschte Mausoleum, diesen unheimlichen Bau? Es mögen arge Sünder unter den begrabenen Winterloos sein, daß sie heute noch als Gespenster um die Gräber spuken!«
    Adeline durchquerte nervös das Zimmer. »Gespenster, Franz? Lächerlich!
    Glaubst du, ein Gespenst hätte mir das Testament aus der Hand gerissen? Gewiß, ich war stark erregt. Doch zu deutlich sah ich das Papier vor mir, erkannte ja auch die Schriftzüge des Oheims ...«
    »Nerven, meine liebe Adeline!«
    Adeline wandte sich ab. »Sind wir mit dem Erlös über die Grenze, will ich’s glauben, daß meine Furcht grundlos und alles nur Einbildung gewesen. Einstweilen aber bleibe ich dabei: Das Testament« - sie schrie das Wort laut heraus - »ist da! Ist ...«
    Sie hielt jäh inne, deutete mit der Hand zum Fenster. »Der Notar Hartwig kommt über den Hof. Was will der hier?«
    Franz zuckte die Schultern. »Irgendein Käufer wird ihn als Beistand mitgebracht haben.«
    Adeline schüttelte den Kopf. Von einer Ahnung getrieben, trat sie auf den Flur, wo der Anwalt eben mit einem anderen Mann auf sie zukam. Auch Franz war seiner Schwester nachgegangen und stand auf der Türschwelle, als der Notar bei Adeline anlangte.
    Hartwig deutete auf den mitgekommenen Herrn. »Ein Vertreter des Gerichts in Neustadt. Er hat den Auftrag, die Versteigerung zu untersagen.«
    »Warum?« Franz trat einen Schritt näher heran. »Was soll das?«
    »Das Testament des Freiherrn von Winterloo, in dem er seinen Neffen Oswald zum Alleinerben einsetzt, ist gefunden und an Gerichtsstelle hinterlegt. Hier eine Abschrift davon!«
    Franz wollte nach dem Papier greifen, als ein wilder Aufschrei Adelines ihn innehalten ließ. Sie drohte zu Boden zu stürzen, sank ohnmächtig in seine Arme.
    Während Franz um die Schwester bemüht war, trat Hartwig auf den Hof. sprach zu den dort Versammelten. Wenige Minuten später lag der weite Raum verlassen.
    *
    Schloß Winterloo wartete auf den rechtmäßigen Herrn.
    Droste hatte sich eben zum Schlafen hingelegt, als ein Monteur von draußen seinen Namen rief. Ärgerlich kleidete er sich an, trat zur Tür.
    Die Empfangsstation arbeitete nicht? Was konnte das bedeuten? Vor ein paar Stunden noch hatte er mit Wildrake gefunkt.
    Droste riß das Fenster auf, blickte hinaus in dunkle Nacht. Schwach nur drangen die Lichter des Stationsgebäudes durch die Finsternis. Er machte sich auf den Weg dahin. Da - plötzliche Tageshelle!
    Überrascht schaute er empor: Zwei Flugzeuge, von Hubschraubern gehalten, über ihm, die mit starken Scheinwerfern die ganze Station in blendende Helligkeit tauchten. Und nun vom Gebäude her wirres Schreien und Rufen.
    In raschem Lauf eilte Droste dorthin, riß die Tür auf, prallte erschrocken zurück: Der Raum gefüllt von brasilianischen Soldaten, die seine Leute überwältigten!
    Schnell wollte er davonstürzen, da stieß er draußen auf einen Trupp Brasilianer, die, geführt von einem Offizier, ihn umringten und nach kurzer Gegenwehr gefangennahmen. Im Nu war er an Händen und Füßen gefesselt.
    »Laßt ihn hegen!« rief der Offizier. »Wir müssen zu jenem Hause.« Er deutete auf den Bau, aus dem Droste gekommen. »Major Tejo ist schon dort. Der Leiter der Station soll da wohnen.«
    Bei der Erwähnung von Tejos Namen war Droste, der halb besinnungslos gelegen, wieder zu sich gekommen. Er suchte seine Hände freizumachen. Die Fesseln an der einen Hand, nur lose geschlungen, gaben nach. Bald war er seiner Bande ledig. Doch vergebens spähten seine Augen nach einem Versteck. Die Scheinwerfer erschwerten das Entkommen. Doch ein Versuch mußte gewagt werden. Flink erhob er sich, stürmte in langen Sätzen dem Furo zu. Erreichte er das andere Ufer, den dichten Wald dort, so konnte er den Verfolgern vielleicht entrinnen.
    Schon war er bis auf wenige Schritte an das Flußufer herangekommen, da krachte ein Schuß. Eine Kugel streifte seinen Kopf. Betäubt fiel er den steilen Abhang
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