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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia
Autoren: P Henry
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glücklichen Ausgang gibt. Aber manchmal eben doch. Oder?« Wieder schaute sie Riley an.
    Ashley lachte. »Na, davon musst du mich aber erst mal überzeugen.«
    Riley lächelte, als mehrere der Gruppe gleichzeitig zu reden anfingen. Sie verabschiedete sich und ging ins Büro zurück, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen.
    Tom Sawyer war natürlich überhaupt nicht ihre erste Liebe gewesen - nein, Mack Logan hatte er geheißen. Riley verbannte das stets aus ihrem Bewusstsein; ihr Herz jedoch würde das niemals vergessen.
    Die Antwortkarten auf ihrem Schreibtisch holten sie in die Gegenwart zurück, zu der bevorstehenden Festwoche. Der Veranstaltungsreigen sollte dem Buchladen so viele Einnahmen bescheren, dass er sich weiterhin über Wasser halten konnte. Mit dem ambitionierten Programm wurde das zweihundertjährige Bestehen des Driftwood Cottage und gleichzeitig auch der fünfundsechzigste Geburtstag von Kitsy Sheffield, Rileys Mutter, gefeiert. Mrs Sheffield war überzeugt, dass diese Kombination einfach nicht zu überbieten war. Dennoch war damit noch nicht gesichert, dass die Einnahmen den Laden retten könnten. Die Gewinne waren im Keller, und die Buchführung wies einen unüberwindlichen Schuldenberg auf.
    Ihrer Mutter zufolge würde es das Fest aller Feste werden. Es würde dem Nationalfeiertag, der Amtseinführung des Bürgermeisters und selbst dem Jahrestag der Stadtgründung Konkurrenz machen. Aber Mama redete immer so - als könnten ihre enthusiastischen Schilderungen sie dafür entschädigen, dass ihr Leben so belanglos dahinplätscherte: mit Teekränzchen und Höflichkeitsbesuchen und stundenlangen Sitzungen vor dem Spiegel, bevor sie Tag für Tag und Jahr für Jahr zu denselben Leuten aufbrach.
    Auch Rileys Schwestern, Maisy und Adalee, wurden zum Fest erwartet. Zum ersten Mal seit sechs Jahren würde die Familie wieder zusammenkommen.
    Ein Stapel Post auf dem Schreibtisch kippte um, und die Umschläge flatterten zu Boden. Riley hob sie wieder auf und band dann ihr Haar mit einem Gummi zusammen. Sie zog eine Antwortkarte nach der anderen aus den Umschlägen und notierte die Zusagen auf einer Liste. Die Karten aus hochwertigem Büttenpapier - für Mama kam immer nur das Beste in Frage - waren alphabetisch geordnet. Die Spezialistin für Hochzeitseinladungen von Palmetto Beach hatte die Rückumschläge in Schönschrift adressiert - diesen Gefallen hatte Riley von ihr erbettelt, da es ihrer Mutter wichtig war, weiterhin den Eindruck zu erwecken, sie würden im Überfluss schwelgen. Die Familiennamen der Absender schürten bei Riley eine Sehnsucht nach den längst vergangenen Kindheitssommern voller Freiheit und Vergnügen. Sie sagte die Namen laut vor sich hin.
    Früher hatte ihre Mutter stets laut die Absender der Weihnachtskarten kundgetan. Mit singender Stimme rezitierte sie deren Namen und bemerkte dann: »Weißt du noch, wie Tante Sissy am Thanksgiving Day mal zu viel getrunken hatte? Und dann hat sie den Schrank mit dem Porzellan umgeworfen.« Oder: »Ach, die liebe Mrs Duncan, sie hat ja bei diesem schrecklichen Autounfall ihren Sohn verloren.« Jeder Umschlag weckte eine Erinnerung.
    Ausnahmsweise blieb das Telefon einmal still, und es klopfte auch nicht an der Bürotür, sodass Riley die Erinnerungen ungestört genießen konnte, während sie die Gästeliste erstellte. Eine halbe Stunde hatte sie so gearbeitet, als sie wieder nach einem Umschlag griff: Mr Mack Logan hatte ihn geschickt. Riley schloss die Augen und sprach den Namen aus. Die Laute waren ihrer Zunge fremd geworden.
    Auf einmal wurde Riley von einer Flut lebhafter Erinnerungen überschwemmt. Mack, wie er mit zehn Jahren versuchte, mitten in der Bucht das Segelboot wieder aufzurichten, und dabei brüllte, er brauche ihre Hilfe nicht; wie er mit zwölf nach einem Angelausflug vor ihr stand und die Abendsonne von hinten sein zerzaustes Haar beleuchtete; seine Gestalt mit sechzehn, groß und schlank, und mit achtzehn, als er als Erwachsener nach seinem letzten Jahr auf der Highschool zurückgekehrt war. In schneller Folge spulten die Bilder sich vor Riley ab wie Fotos in einem Album - Bilder von Mack Logan, dem besten Freund ihrer Kindheit, ihrem Verbündeten, dem Jungen, der ganz plötzlich zum Mann geworden war.
    Nun wollte Mack zur Festwoche des Buchladens nach Palmetto Beach zurückkehren, und sie würde ihn nach dreizehn Jahren wiedersehen. Was mochte aus ihm geworden sein?
    Riley verdrängte die Erinnerungen, aber es war, als wolle
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