Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
du mit dem neuen Job zufriedener als mit dem alten wärst«, warf Hailey ein, als Ellen nach ein paar Minuten eine kurze Pause machen musste, damit sie wieder zu Atem kam.
    Â»Und ob! Die Leute sind viel netter! Die Frauen, die in dem anderen Büro mit mir zusammen gearbeitet haben, waren echt gemein. Ich glaube, dass sie einfach eifersüchtig waren. Ständig haben sie dem Boss irgendwelche schlimmen Dinge über mich erzählt. Deshalb musste ich um meines Seelenfriedens willen gehen.«
    Obwohl Hailey sicher davon ausging, dass der wahre Grund für Ellens Kündigung ein anderer gewesen war, widersprach sie ihrer Schwester nicht. Ellen sollte es nicht nötig haben, arbeiten zu gehen. Das entsprach nämlich einfach nicht ihrer Persönlichkeit. Sie bräuchte einen großzügigen, reichen Mann, der sie nach Kräften verwöhnte und auf Händen trug.
    Â»Ich habe ein paar neue Freundinnen gefunden, und wir gehen fast jeden Abend nach der Arbeit noch aus.«
    Â»Das klingt ja wunderbar.«
    Â»Und nächste Woche habe ich eine Einladung zu einem Riesenfest im Country Club. Wird sicher toll! Denn da laufen schließlich die richtigen Leute rum.«
Hailey seufzte innerlich. Warum in aller Welt war Ellen nur ein solcher Snob? »Nur gibt es da ein winziges Problem …«
    Hailey wusste sofort, worin das winzige Problem bestand.
    Â»Ich brauche ein neues Kleid. Und von meiner neuen Firma habe ich noch kein ganzes Monatsgehalt bekommen, weil ich schließlich gerade erst dort angefangen habe. Könntest du mir also etwas schicken, damit ich mir ein Kleid für die Party kaufen kann?«
    Â»Ellen, ich habe dir erst letzte Woche Geld geschickt«, entgegnete Hailey schroff. »Was ist damit passiert?«
    Â»Meinst du die lumpigen hundert Dollar?«
    Â»Die lumpigen hundert Dollar habe ich mir schwer verdient«, antwortete Hailey schlecht gelaunt.
    Â»Tut mir leid, Schwester. Es sollte nicht so klingen, als ob ich dir nicht dankbar wäre. Himmel, das bin ich auf jeden Fall. Aber von dem Geld habe ich mir ein Kostüm gekauft. Du kannst ja wohl nicht von mir erwarten, dass ich einen neuen Job ohne anständige Kleider anfange.«
    Hailey war sich sicher, dass der Schrank der Schwester regelrecht vor »anständigen Kleidern« überquoll. »Ich dachte, du hättest gesagt, du bräuchtest Geld für deinen neuen Telefonanschluss.«
    Â»Das hat auch gestimmt. Doch das Geld hat mir eines der Mädels aus dem neuen Büro geliehen.«
    Hailey knabberte gereizt an ihrer Unterlippe, unterdrückte dann allerdings den in ihr aufsteigenden Zorn und fragte in mühsam ruhigem Ton: »Hältst du das für
eine gute Idee, Ellen? Dir Geld von jemandem zu leihen, den du erst seit ein paar Tagen kennst?«
    Â»Oh, es hat ihr nichts ausgemacht. Und ich bin mir sicher, dass sie eine meiner allerbesten Freundinnen werden wird.«
    Und für wie lange?, hätte Hailey fast gefragt. Stattdessen rieb sie sich die plötzlich schmerzende Stirn. »Okay, Ellen, ich werde dir noch etwas schicken, aber das ist das letzte Mal.« Ihr kam das Paar harter grauer Augen in den Sinn, von denen sie heute angesehen worden war, und ihr fiel wieder ein – vielleicht wäre sie selbst bald ihren Job los.
    Â»Verstehe«, erklärte Ellen feierlich, setzte dann aber zu einer Lobeshymne auf die vielen Vorzüge der großen Schwester an. »Du bist die beste Schwester der Welt, Hailey. Ich habe wirklich unglaubliches Glück, da ich mich immer auf dich verlassen kann.«
    Mechanisch meinte Hailey: »Kein Problem«, und sie legten beide auf. Solche Szenen hatten sie schon viel zu oft erlebt, und es würde ganz bestimmt nicht lange dauern, bis sie wieder für die kleine Schwester in die Bresche springen würde. Schließlich brach man mit alten Gewohnheiten, wenn überhaupt, nur unter größten Mühen.
    Schon in ihrer Kindheit hatte sie immer auf Ellen aufgepasst. Niemand hatte ein Geheimnis aus der Tatsache gemacht, dass Ellen die Hübsche und sie selbst die Kluge war. Ellen hatte man es stets verziehen, wenn sie etwas vergessen oder ausgefressen hatte, denn sie hatte wie ein kleiner Engel ausgesehen. Auch
hatten die Eltern sie nie kritisiert, weil sie ihre große Schwester für sich denken ließ. Dabei hatte Hailey Ellen schon als kleines Mädchen häufig aus der Klemme helfen müssen. Und das setzte sich auch im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher