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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
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Erwachsenenalter fort.
    Das Verantwortungsgefühl, das Hailey hatte, hatte ihr das Leben oft schon schwer gemacht. Als die Gesundheit ihrer Eltern während ihrer letzten Lebensjahre nachgelassen hatte, hatte sie sie liebevoll gepflegt, wohingegen Ellen, die »die Nähe kranker Menschen nicht ertrug«, kurzerhand zuhause ausgezogen war. Trotzdem hatten ihre Eltern sich die ganze Zeit danach gesehnt, ihr jüngstes Kind zu sehen. Was ihnen Hailey nicht hatte verdenken können, wenn Ellen nämlich ab und zu für ein paar Stunden heimgekommen war, hatte sie das sonst so schwermütige Haus mit Lachen und mit Fröhlichkeit erfüllt. Mit ihrer Zuverlässigkeit kam Hailey gegen Ellens Überschwang einfach nicht an.
    Mein Gott! Ist dies vielleicht der Tag des Selbstmitleids?, ging es ihr durch den Kopf, wobei sie sich rücklings auf die Kissen warf. Was war nur heute Abend mit ihr los?
    Sie wusste es genau. Dieser verfluchte Tyler Scott. Da hatte sie sich ganz allein ein, wenn auch vielleicht farbloses und langweiliges, Leben aufgebaut, und jetzt brachte der Mann es plötzlich in Gefahr.
    Wie aufs Stichwort klingelte erneut ihr Telefon. Sie griff nur zögernd nach dem Hörer, da sie instinktiv wusste, wer der Anrufer war.

    Â»Miss Ashton«, meinte er, kaum dass sie sich gemeldet hatte. »Hier spricht Tyler Scott.«
    Â»Ja, Mr Scott. Wie geht es Faith?«
    Â»Gut. Aber ich rufe aus einem anderen Grund bei Ihnen an. Ich hoffe, ich habe Sie nicht in einem ungünstigen Augenblick erwischt.«
    Meinte er das etwa ernst? Wie konnte er sie freundlich fragen, ob er sie in einem ungünstigen Augenblick erwischte, während dieser Anruf eindeutig der Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses galt? »N…nein. Ich hatte mich nur gerade hingelegt, um mich ein bisschen auszuruhen.«
    Eine bedeutsame Pause dehnte sich zwischen den Anschlüssen aus. Doch er brauchte diese Stille nicht mit Worten auszufüllen, denn sie sprach bereits für sich. »Oh?«, fragte er schließlich gedehnt. »Ich hoffe, ich habe nicht bei irgendwas gestört.«
    Dies war eine derart unverhohlene sexuelle Anspielung, dass sie hörbar um Atem rang. »Nein, Mr Scott, haben Sie nicht«, klärte sie ihn entschieden auf.
    Â»Das tut mir leid. Treffen Sie mich morgen um eins in Sanders’ Büro. Gute Nacht.«
    Empört warf sie den Hörer auf die Gabel. Doch er hatte bereits vor ihr aufgelegt. Zur Hölle mit dem Kerl! Wie konnte er es wagen, irgendwelche Anspielungen auf ihr Privatleben zu machen? Und selbst wenn er derart schmuddelige Fantasien hatte, zeugte es von einer ungeheuren Dreistigkeit, auch noch laut zu sagen, was ihm durch den Kopf gegangen war. Sie würde ihm deutlich zu verstehen geben, was sie von seinen Bemerkungen
gehalten hatte, wenn sie ihn morgen wiedersähe.
    Morgen, dachte sie.
    Was hatte er nur vor? Warum spannte er sie derart auf die Folter? Wieso hatte er ihr nicht einfach am Telefon gesagt, dass er sie feuern wollte, und es hinter sich gebracht?
    Ohne noch an ihr Omelett zu denken, stapfte sie ins Bad. Sie hätte kein Problem damit, einen anderen Job zu finden. Frauen mit Berufserfahrung wurden schließlich jederzeit gesucht. Weshalb sollte es sie interessieren, was er machte? Sollte er sie doch ruhig feuern. Sollte er doch einfach selber ihre Arbeit machen. Ob er darin vielleicht besser war als sie? »Nie im Leben, Mr Scott«, schrie sie die Badezimmerwände an.
    Was sie brauchte, war eine Affäre. Etwas Unerhörtes. Oder vielleicht sogar Skandalöses. Plötzlich sehnte Hailey sich danach, einfach aus einem Impuls heraus zum ersten Mal in ihrem Leben etwas völlig Unerwartetes zu tun. Bisher hatte man sich stets darauf verlassen können, dass sich Hailey Ashton anständig benahm. Das hatte sie ihr Leben lang getan, doch mit einem Mal war sie es leid. Wann hatte sie jemals irgendjemanden verblüfft, enttäuscht, schockiert? Noch nie. Aber das täte ihr sicher gut. Also, was sollte sie tun? Eine Bank ausrauben? Splitternackt durch Gatlinburg spazieren? Mit irgendeinem Typen in die Kiste gehen?
    Sie hob ruckartig den Kopf und blickte in den Spiegel über dem Waschbecken. Sie hatte keine Ahnung, wie in aller Welt sie auf eine derartige Idee gekommen
war. Und genauso wenig wusste sie, wie sie auf den nächsten Gedanken kam. Ich frage mich, was Tyler Scott von mir als Frau gehalten hat.
    Objektiv betrachtet war er
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