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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen
Autoren: Carter Brown
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stellte.
    »Was ist denn los, Mannie?«
gurgelte sie. »Bist du mit einer Braut unterwegs und weißt nicht, wie du es
anstellen sollst?«
    »Sag Lou Bescheid, du dumme
Kuh«, zischte ich giftig.
    »Ist ja schon gut.« Ihre Stimme
klang beleidigt. »Du hast eben keinen Sinn für Humor — dein Fehler. Hallo, Lou,
mein Süßer, Mannie hat was mit dir zu reden.«
    Kestlers animierte Stimme klang wenige
Sekunden später an mein Ohr. »Was gibt’s denn, Mannie?«
    »Ärger«, flüsterte ich. »Wir
sind aufs Kreuz gelegt worden, Freund. Hurlingford hat sich mit Boyd
zusammengetan. Ich hatte ihn schon so schön vor dem Lauf, da hat mir Frankie-Boy
von hinten ein Ding verpaßt.«
    Nun tischte ich Kestler mehr
oder weniger die gleiche Geschichte auf, wobei ich natürlich die Namen
austauschte. Auch die angeblich von mir belauschte Unterhaltung wiederholte
ich.
    »Bist du allein, Lou?« fragte
ich in dem vertrauten müden Flüstern, auf das ich allmählich direkt stolz war.
»Ist außer Pearl noch jemand bei dir?«
    »Nein«, erwiderte er gepreßt.
»Ich hab’ Johnnie heute abend freigegeben, weil er
mit seinem Mädchen ausgehen wollte.«
    »Dann sei vorsichtig, Freund«,
krächzte ich. »Hurlingford wollte bei dir reinplatzen und dich umlegen, bevor
du überhaupt weißt, was los ist. Er denkt, ihn würdest du zu allerletzt mit
einer Kanone in der Hand erwarten.«
    »Mach dir keine Sorgen,
Mannie«, sagte Lou kalt. »Ich will schon aufpassen. Das Schwein wird mir nicht
zu nahe kommen.«
    »Er müßte jetzt eigentlich
gleich da sein«, sagte ich. »Ich hänge lieber auf.«
    »Was ist denn mit dir, Mannie?«
fragte er leise.
    »Ich glaube, diesmal hat’s mich
erwischt«, sagte ich und hatte beinahe Tränen in den Augen. »Mit mir geht’s zu
Ende.«
    »Kann ich denn gar nichts für
dich tun?« erkundigte er sich mitfühlend.
    »Du kannst für eine schöne
Beerdigung sorgen, Freund.«
    »Ja.« Seine Stimme wurde
plötzlich hart. »Gar nichts kann ich, du widerliche Laus!«
    »Was ist denn, Lou?« fragte ich
benommen.
    »Du hast mich eine Stange Geld
gekostet«, fauchte Kestler. »Fünftausend Eier für so ein Würstchen wie diesen
Boyd, und dann versagst du! Noch weißt du’s nicht, du Idiot, aber du kannst von
Glück reden, daß dir Hurlingford eins verpaßt hat. Boyd wäre sowieso dein
letzter Auftrag gewesen.«
    »Bist du übergeschnappt, Lou?«
krächzte ich.
    »Ich hab’ mir einen neuen Mann
zugelegt«, sagte er höhnisch. »Und zwar Johnnie. Der Junge hat Ehrgeiz. Morgen
sollte er bereits sein Gesellenstück liefern. Ich habe ihm einen Tausender
gezahlt, und er dachte wunder, wieviel das wäre.
Willst du wissen, was er gesagt hat?« Kestler lachte plötzlich auf. »>Für
die Ehre, Mannie Karsh zu erledigen, hätte ich es sogar umsonst gemacht.<«
Seine Stimme wurde wieder hart. »Das wär’s wohl. Viel Spaß beim Sterben.« Damit
legte er geräuschvoll den Hörer auf.
    Ich wartete etwa fünfzehn
Minuten, rauchte dabei mehrere Zigaretten und trank noch ein bißchen Bourbon.
Dann griff ich wieder zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei. Bixby war
nicht da, und der Beamte am Apparat blieb ziemlich reserviert, bis ich ihm
sagte, daß ich für den Leutnant eine wichtige Information im Mordfall Jenny
Shaw hätte. Daraufhin gab er mir Bixbys Privatnummer.
    Sein kurzatmiges Keuchen klang
nicht sonderlich begeistert, als er sich nach dem vierten Klingeln meldete.
    »Bixby«, knurrte er. »Was ist
denn nun schon wieder?«
    »Hier ist Boyd, Danny Boyd«,
erwiderte ich höflich. »Erinnern Sie sich?«
    »Ich habe den ganzen Tag nach
Ihnen gesucht«, sagte er kalt. »Mußten Sie ausgerechnet bis Mitternacht warten,
um anzurufen?«
    »Ich glaube Eva Mandells Leiche gefunden zu haben«, sagte ich sanft. »Auf
jeden Fall habe ich hier Mannie Karshs Leiche, denn
den habe ich in Notwehr getötet...«
    Von jetzt an war Bixby ganz
Ohr, und unser Gespräch dauerte ziemlich lange. Als wir etwa halb fertig waren,
kam Marie ins Zimmer und goß sich einen Whisky ein. Ohne Make-up sah sie blaß
aus, aber ihr Gesicht glänzte wieder vor Sauberkeit. Den schmutzigen Pelzmantel
hatte sie irgendwo draußen gelassen. Ein Blick auf ihr neues Mohnblumenkleid
wirkte bei mir belebender als eine Bluttransfusion.
    Ich berichtete Leutnant Bixby
alles bis ins kleinste, mit Namensnennung, Ort- und Zeitangaben. Von Mannies erstem Besuch und seiner Mordandrohung, falls ich
die Suche nach Irene Mandell nicht aufgab, und Kestlers Köder von zweitausend
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