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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen
Autoren: Carter Brown
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alle Gesetze verstoßen und die Leute einfach
umlegen?« brummte er. »Glauben Sie, daß Ihre Zulassung als Privatdetektiv Sie
dazu berechtigt?«
    »Nein, Sir«, sagte ich demütig.
»Aber manchmal ergibt es sich eben so. Da hat man gar keine andere Wahl.«
    »Ach«, sagte er angewidert,
»Sie machen mich krank.«
    »Ja, Leutnant«, erwiderte ich
vorsichtig.
    »Vielleicht ist es tatsächlich
eine Art Epidemie.« Er keuchte etwas. »Jeden, der in den Fall verwickelt war,
hat es erwischt. Oder warum sollte ein Mann wie Francis Hurlingford plötzlich
in Lou Kestlers Wohnung platzen und ihm vier Löcher
in den Kopf schießen?«
    »Das hat er getan?« fragte ich
erschrocken.
    »Merkwürdige Sache.« Bixby
schüttelte gereizt den Kopf. »Lou erwartete ihn seinerseits mit einer Pistole
in der Hand. Ob sich die beiden zu einem Duell oder so etwas Ähnlichem
verabredet hatten?«
    »Haben Sie Hurlingford,
Leutnant?« erkundigte ich mich beiläufig.
    »Natürlich.« Er schenkte mir
einen giftigen Blick. »Im Leichenschauhaus! Er ging gerade rückwärts aus der
Wohnung, als einer von Lous Jungens die Treppe herauf kam. Ein gewisser Johnnie Stettini , dem Vernehmen nach sollte er Mannies Nachfolger werden. Heute nacht hat er seine erste und letzte Arbeit geleistet. Er stand mit einer
Fünfundvierziger in der Hand da und ließ Hurlingford einfach an sich
herankommen, bis er an die Pistolenmündung stieß. Dann hat Johnnie zweimal
abgedrückt.«
    »Sie haben... äh... Johnnie
erwischt?« fragte ich nervös.
    »Wir wollten Lou abholen«,
sagte Bixby in enttäuschtem Ton, »und kamen gerade rechtzeitig, um noch mit
anzuschauen, wie Johnnie Hurlingford erschoß.«
    »Das ist ja ein Ding«, sagte
ich. »Na, um die beiden anderen ist es nicht schade.«
    Ein etwas fröhlicherer Ausdruck
trat in sein Gesicht. »Ich habe mir diesen Williams zum Verhör geholt«, sagte
er. »Jetzt habe ich mehr unterschriebene Aussagen, als ich brauchen kann.
Dieser feige Hund! Wußte die ganze Zeit, daß das Mädchen tot war, und wagte
nicht den Mund aufzumachen. Läßt einen anständigen Kerl wie Lowell zwei Jahre
lang in dem Glauben, seiner Angebeteten den Verlust seines Augenlichts zu
verdanken. Diesem Herrn werde ich noch gehörig einheizen.«
    »Das sollten Sie unbedingt tun,
Leutnant«, stimmte ich ihm begeistert zu.
    »Was, zum Teufel, wollen Sie
hier eigentlich noch?« fuhr er mich an. »Sie sind mir im Weg!«
    »Ich war gerade im Aufbruch
begriffen«, sagte ich dankbar.
    Ich hatte die Tür schon fast
erreicht, als er meinen Namen hinter mir herbellte.
    »Ja, Leutnant?« Ich wandte mich
um.
    » Oyster Bay«, sagte er. »Von der örtlichen Vermittlungsstelle wurden aus Hurlingfords
Haus zwei Telefongespräche registriert, eins um zehn Uhr dreißig, das andere
eine Viertelstunde später. Seltsamerweise war die erste angerufene Nummer
Hurlingfords Büro, die zweite Lou Kestlers Wohnung.«
    »Ich habe schon lange überlegt,
was Mannie wohl vorhatte, als er mich allein an dem verdammten Loch
weitergraben ließ«, sagte ich nachdenklich.
    »Ich weiß zwar nicht, was
Mannie um zehn Uhr dreißig getan hat«, sagte Bixby, wobei er plötzlich grinste,
»aber ich kann Ihnen genau sagen, was er nicht getan hat: Er kann Hurlingford
nicht angerufen haben, weil er nach dem Bericht des Arztes spätestens um zehn
Uhr verschieden war.«
    »Merkwürdig«, sagte ich
unbewegt.
    »Es wird noch merkwürdiger«,
sagte er leise. »Eine der Telefonistinnen schaltete sich für ein paar Minuten
in das erste Gespräch ein — ganz routinemäßig, um die Leitung zu kontrollieren.
Sie erinnerte sich an die Stimme, weil sie fast unheimlich klang, wie sie
sagte. Ein rauhes Flüstern, das schon bei kurzem
Zuhören an ihren Nerven zerrte. Ach ja, sie hörte auch, wie der Eigentümer
dieser Stimme von seinem Gesprächspartner einige Male Mannie genannt wurde. Was
halten Sie davon?«
    »Die unbekannten Mächte«,
entgegnete ich feierlich. »Die geheimnisvollen Kräfte des Lebens nach dem Tode,
die eiserne Entschlossenheit eines Mannes, seine Aufgabe zu erfüllen, und sei
es aus dem Jenseits. Die mysteriösen...«
    »Ja«, unterbrach er mich grob.
»Ich habe auch eine Aussage von Ihrer Freundin Marie Soong.«
    »Wie nett«, sagte ich unsicher.
    »Sie erzählte mir, wie tapfer
Sie waren«, schnaufte er spöttisch. »Später sei die Reaktion aber doch gekommen.
Am Telefon hätten Sie völlig die Stimme verloren und die ganze Zeit flüstern
müssen.«
    »Daran erinnere ich mich
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