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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen
Autoren: Carter Brown
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ich mich gesetzt hatte, nahm sie die Beine auseinander und
preßte ihren Schenkel fest gegen den meinen, wobei sich ihr mokantes Lächeln
vertiefte.
    Eine Sekunde lang verspürte ich
das heftige Unbehagen, das jeden Mann befällt, wenn die Frau eines anderen
direkt vor der Nase des Gatten ihr frivoles Spiel treibt, doch dann kam mir zu
Bewußtsein, daß Lowell ja nicht sehen konnte. Lorraine bemerkte meine Reaktion.
Sie preßte sich mit einem boshaften Glitzern in den Augen noch stärker gegen
mich.
    »Das meiste von dem, was ich
Ihnen berichten muß«, sagte ich, »wird ein ziemlicher Schock für Sie sein. Aber
ich bin der Meinung, daß Sie es wissen sollten. Sie haben mehr Anrecht darauf,
es zu erfahren, als jeder andere, der von dieser Angelegenheit betroffen ist.«
    »In den vergangenen zwei Jahren
habe ich mich an Schocks gewöhnen müssen, Boyd.« Seine Lippen verzogen sich zu
einem bitteren Lächeln. »Ich glaube kaum, daß irgend etwas, das Sie mir
erzählen, drastische Reaktionen meinerseits hervorrufen wird.«
    »Okay«, sagte ich. »Francis
Hurlingford hatte mich beauftragt, Irene Mandell zu suchen oder etwas über
ihren Verbleib in Erfahrung zu bringen. Angeblich brauchte er das Material für
eine Zeitschriftengeschichte. Er gab mir eine Namensliste von Leuten, die ihr
nahegestanden hatten. Einer seiner Reporter, so sagte er, habe schon einige
Vorarbeit geleistet.
    Ich suchte eine Person nach der
anderen auf. Barney Meekers, den Agenten, der mir Jenny Shaws Namen nannte.
Jean Vertaine, ihre Freundin, und Jerome Williams, ihren Regisseur. Beide
behaupteten, sie wüßten nichts. Und dann auch Roger Lowell, den Mann, den Irene
heiraten wollte. Sie sagten genau wie die beiden anderen, daß sie an Irenes
Schicksal nicht interessiert seien.
    Ihr Hausmädchen führte sich
fast zu sehr wie ein Hausmädchen auf, und das machte mich plötzlich stutzig. So
schoß ich einen Versuchsballon ab und sagte ihr auf den Kopf zu, daß sie Jenny
Shaw sei. Sie versuchte gar nicht zu leugnen, sondern schien sogar fast
erleichtert, mit jemandem über Irene Mandell sprechen zu können. Wir
verabredeten uns für denselben Abend um zehn Uhr in meiner Wohnung. Und wie Sie
wissen, fand ich, als ich nach Hause kam, ihre Leiche vor.«
    »Nichts von alledem ist ganz
neu oder scheint mir wichtig genug, um eine Wiederholung mitten in der Nacht zu
rechtfertigen«, sagte Lowell ungeduldig. »Falls Sie irgendwelche neuen
Informationen haben, Boyd, kommen Sie, um Himmels willen, zur Sache.«
    »Ich bin ja schon dabei«,
beruhigte ich ihn.
    Ich berichtete über den ersten
Besuch Mannie Karshs mit der damit verbundenen
Drohung durch Lou Kestler und der Bestechungssumme. Und wie Jean Vertaine , Barney Meekers und Jerome Williams zwei Tage nach
dem Säureattentat auf Roger Lowell von Mannie Karsh aufgesucht und mit der
gleichen Behandlung bedroht worden waren, falls sie nicht vergessen würden, daß
Irene Mandell jemals existiert hatte.
    Dann erzählte ich Jerome Williams’
Geschichte von dem belauschten Gespräch zwischen Hurlingford und Kestler nach
der Party und was sich auf Hurlingfords Grundstück zwischen mir und Karsh
abgespielt hatte. Wie er die Schritte bis zu Eva Mandells Grab abgezählt und dabei beiläufig erklärt habe, daß sie, als sie begraben
werden sollte, noch gar nicht tot gewesen sei, so daß er ihr erst eine Kugel in
den Kopf habe verpassen müssen.
    Als ich schwieg, saß Lowell mit
kalkweißem Gesicht steif in seinem Stuhl. Dann löste sich seine Gespanntheit sichtlich,
und seine rechte Hand tastete unauffällig nach dem Aschenbecher neben ihm,
bevor er seine Zigarette ausdrückte.
    »Das klingt nach einer sehr
guten Story, Boyd«, sagte er leise. »Ich weiß nicht, ob dort wirklich eine
Leiche begraben liegt, oder um wen es sich handelt. Ich weiß nur eines, daß es
nicht Eva Mandell ist.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
fragte ich.
    »Ich weiß es eben«, erwiderte
er ausdruckslos.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit,
so etwas mit Sicherheit zu wissen«, stachelte ich ihn an. »Sie müßten Eva
irgendwann nach dieser Party noch einmal gesehen haben.«
    Ich fühlte, wie sich Lorraines
Finger plötzlich in meinen Arm gruben. Sie schüttelte warnend den Kopf und
lächelte mir dann strahlend zu, wobei sie meine Hand ergriff und sanft unter
den Rand ihrer losen Bluse führte, um sie gegen die warme Weichheit ihres
nackten Zwerchfells zu drücken.
    »Ich bin nicht in der Stimmung,
mich zu streiten, Boyd«, fauchte Lowell.
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