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Universum der Roboter

Universum der Roboter

Titel: Universum der Roboter
Autoren: A. Bertram Chandler
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das sich entschieden mechanisch anhörte. Als er die Augen öffnete, dachte er zuerst, es sei bereits Morgen; Licht strömte durch den niedrigen, schmalen Hütteneingang. Dann sah er, daß es kein Sonnenlicht war, sondern künstliche Beleuchtung. Er erhob sich von seinem Lager, kroch vorsichtig zum Eingang und steckte den Kopf hinaus. Jemand – oder etwas – hatte die Fahrradscheinwerfer eingeschaltet und beide Räder so gelegt, daß die Lichtkegel direkt auf einen kleinen, glänzenden Gegenstand im Gras fielen.
    Es war ein durchaus prosaischer Gegenstand, aber hier, unter den obwaltenden Umständen, kam sein Erschienen einem Wunder gleich. Es war eine Flasche.
    Grimes verließ die Hütte und bewegte sich wachsam näher. Er beugte sich über die zylindrische Flasche und überlegte, ob sie aus Glas sei. In diesem Fall könnte er sie zerbrechen und die Scherben als Schneidwerkzeuge verwenden. Dies würde ihn in die Lage versetzen, Feuerstäbe zu schnitzen, und sobald er Feuer hätte, würde er das Leben im Garten viel angenehmer machen können. Kochen wäre möglich. Er dachte an gebratenen Fisch, an Hammelkeule ... Glas oder Plastik?
    Egal. Selbst eine Plastikflasche würde ihre Verwendungsmöglichkeit haben. Diese schien transparent und farblos zu sein. Vielleicht ließ der Flaschenboden sich als Brennglas verwenden. Es gab mehr Methoden, ein Feuer zu entfachen, als zwei Stecken aneinander zu reiben.
    Una kam heraus und gesellte sich zu ihm. Ihr Körper leuchtete weiß im Lampenschein. »Was ist?« fragte sie. »Was hast du du?«
    »Wir hatten Besuch vom Nikolaus«, sagte er. »Ich wußte nicht, daß du gestern abend die Schuhe vor die Tür gestellt hattest ...«
    »Mach keine Witze. Was ist es?«
    »Eine Flasche.«
    »Das sehe ich. Aber was ist darin?«
    »Sie hat kein Etikett«, sagte Grimes einfältig.
    »Dann gibt es nur eine Möglichkeit, es festzustellen«, sagte sie.
    Grimes bückte sich und hob die Flasche auf. Ihr Gewicht sagte ihm, daß sie voll sein müsse. Er hielt sie dem Lichtkegel einer Fahrradlampe entgegen. Sie war, wie er gedacht hatte, farblos und transparent, und auch der Inhalt war farblos. Er befühlte sie, drehte sie in den Händen. Sie fühlte sich wie Glas an, nicht wie Plastik, und sie hatte einen Schraubverschluß. Dieser ließ sich leicht öffnen, sobald er darauf gekommen war, daß es ein Linksgewinde war. Er nahm die Kappe ab und schnüffelte vorsichtig an der Öffnung. Whisky? Branntwein? Rum? Gin? Nein, es war kein Getränk, das ihm vertraut war, aber das Aroma war entschieden alkoholisch.
    Wo – und was – war der Haken dabei?
    Sie riß ihm die Flasche aus der Hand. »Laß mich mal riechen! Oh, phantastisch! Nach all diesen Wochen mit nichts als Wasser!«
    »Laß das sein!« rief er und streckte die Hand nach der Flasche aus.
    Sie sprang zurück und schwenkte ihre Beute übermütig. »Versuch doch, mich daran zu hindern, Dicker!« Sie hob die Flasche an den Mund und legte den Kopf zurück. Der Inhalt gluckerte fröhlich, als sie gierig trank. Dann seufzte sie zufrieden, setzte die Flasche ab, reichte sie ihm und sagte: »Hier, jetzt bist du dran, Casanova. Aber laß mir etwas übrig.«
    »War das klug, Una?« fragte er kalt.
    »Sei nicht verschnupft. Wer würde uns vergiften wollen? Na los, es ist gut. Es wird dich nicht umbringen.«
    Plötzlich drängte sie sich an ihn, rang mit ihm, versuchte, ihm den Flaschenhals zwischen die Lippen zu stoßen. Ihre Haut war glatt und heiß, ihr Körper weich und schmiegsam. Sein Verlangen war groß, sehr groß, und er brauchte sie nur zu nehmen. Ihr animalischer Moschusgeruch war in der windstillen Nachtluft überwältigend stark.
    Er konnte sie haben, wußte jedoch, daß er sie nicht nehmen durfte. Wieder ging ihm das schreckliche Vorstellungsbild einer Geburt ohne Hilfe und unter primitivsten Bedingungen durch den Sinn. Sie wollte ihn ebensosehr, wie er sie wollte, aber er mußte sie vor sich selbst schützen.
    Ihr Mund war auf dem seinen, und ihr Atem duftete nach dem Likör, den sie getrunken hatte. Sie versuchte, ihn festzuhalten, wand und drängte sich an ihn.
    Trotz seines festen Entschlusses war der instinkthafte Teil seines Bewußtseins ganz für Nachgeben und sagte ihm wieder und wieder, er solle der Natur ihren Lauf lassen. Aber die kleine, nüchterne Stimme des Verstands wiederholte hartnäckig: Nein, du darfst nicht! Er begriff, daß der Likör ein enorm wirksames Aphrodisiakum enthalten mußte, und daß sie sich beide in
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