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Universum der Roboter

Universum der Roboter

Titel: Universum der Roboter
Autoren: A. Bertram Chandler
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hätte sie den Admiral nie zu sehen bekommen. Der alte Herr war höflich und gastfreundlich, schien das Geplauder mit ihr zu genießen und reichte sie an den Direktor der logistischen Abteilung weiter. Der Konteradmiral, der dieses Amt innehatte, verachtete die »zivile« Polizei, hielt aber um so mehr von seiner eigenen Technik, mit weiblichen Polizeiagentinnen fertig zu werden. Dazu gehörte ein intimes Abendessen in seiner ziemlich luxuriösen Dienstwohnung (wo er über eine bemerkenswert gut ausgestattete Hausbar verfügte) bei schummriger Beleuchtung, einschmeichelnder Musik und allem anderen.
    In der Vergangenheit mochte es dann und wann gewirkt haben, bei Una Freeman aber wirkte es nicht. Sie ging aus der Balgerei, wenn auch derangiert, so doch mit intakter Tugend und dem starken Verdacht hervor, daß sie vom Direktor der logistischen Abteilung wenig oder keine Unterstützung zu erwarten hatte.
    Sie suchte abermals den Admiral auf und wurde an den Direktor der Transportabteilung weitergereicht, der nur den Rang eines Kommodores bekleidete. Er begnügte sich mit unbestimmten Zusagen und schickte sie zu seinem Stellvertreter.
    So ging es weiter.
    Sie fand Aufnahme in der Offiziersmesse und erhielt ein Quartier im Gästehaus des Stützpunkts. In der Offiziersmesse ließ man sie deutlich fühlen, daß sie weit davon entfernt war, ein willkommener Gast zu sein. Wäre sie keine Polizeiagentin gewesen, so hätte man sie wie jede andere attraktive Frau mit offenen Armen aufgenommen. Doch im ganzen Stützpunkt herrschte der Eindruck vor – wenn er auch nicht offen ausgesprochen wurde –, daß sie eine Außenseiterin sei, die dem Dienst zeigen solle, wie er seine Arbeit zu tun habe.
    Eines Abends ging sie nach einsam verzehrter Mahlzeit in den Gesellschaftsraum, um in der Stunde bis zum Schlafengehen in den ausliegenden Zeitschriften zu lesen. Außer ihr war nur ein Mann anwesend. Seine Rangabzeichen wiesen ihn als einen Oberleutnant aus. Bei ihrem Eintreten blickte er vom Tisch auf, und sein Lächeln machte das nicht eben hübsche Gesicht plötzlich anziehend. »Ah«, sagte er, »Miß Freeman ...«
    »Höchstpersönlich«, erwiderte sie verdrießlich. »Und warum sind Sie nicht draußen und spielen mit den anderen Jungen und Mädchen, Oberleutnant?«
    »Manche Spiele«, sagte er, »langweilen mich. Ich lese lieber ein gutes Buch, statt zuzusehen, wie zwei Mannschaften von schlammbespritzten Dummköpfen hinter einem Ball herrennen. Es bedeutet mir nichts, ob die Marine oder das Nachschubkorps den Lindisfarne-Pokal gewinnt.«
    »Ein gutes Buch?« fragte sie und blickte auf die bunte Zeitschrift, die aufgeschlagen vor ihm lag.
    Seine abstehenden Ohren wurden rot. »Na ja, Entspannung muß auch sein. Und manches darin ist recht lehrreich. Sehr bemerkenswert, wie die Bewohner einiger von den früheren Kolonien sich von dem entfernt haben, was wir als die physiologische Norm betrachten. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, daß es Männer gibt, die Frauen mit vier Brüsten attraktiv finden würden.«
    »Und Sie, Oberleutnant?«
    »Grimes, John Grimes.«
    Sie lachte. »Ich habe von Ihnen gehört, Oberleutnant Grimes. Hin und wieder läßt sich jemand herab, mit mir zu sprechen. Sie sind der Mann, der ständig in Schwierigkeiten gerät – und sich wieder herauswindet.«
    Er schmunzelte. »Ja, ich genieße diesen zweifelhaften Ruf. Wie Sie erraten haben werden, bin ich bei meinen Vorgesetzten nicht übermäßig beliebt.«
    »Dann haben wir etwas gemeinsam«, sagte sie und reichte ihm die schmale, kräftige Hand.
    Er schlug ein. »Ich finde, diese Gründung der Pariagewerkschaft muß begossen werden«, sagte er und rief mit einem Knopfdruck den mechanischen Kellner. Die Maschine rollte herein. Nachdem er sich erkundigt hatte, was sie wollte, stellte er die Nummernkombination für zwei Scotch mit Soda ein, dann kritzelte er seine Unterschrift auf das Quittungsfeld.
    Sie nahm ihr Glas und sagte mit wichtiger Miene: »Konteradmiral James hat eine viel reichhaltigere Hausbar.«
    Grimes zuckte mit den Schultern. »Er ist schließlich Admiral. In dieser Messe verkehren nur Offiziere bis zum Major. Die höheren Ränge haben natürlich ihre Privilegien.«
    »Es gibt ein Privileg, das diesem hochrangigen Herrn versagt blieb«, sagte sie. »Das wird der Grund dafür sein, warum ich hier zu den Unberührbaren gehöre. Sie und alle die anderen jüngeren Offiziere befürchten, daß Sie sich bei James unbeliebt machen, sollten Sie
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