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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger
Autoren: Keith Laumer
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zum Schlechten. Fürst Rodolfo, dieser alte Ziegenbock, erhöhte die Steuern und die Abgaben. Die Heuschreckenplage machte die Tabak- und Hanfernte kaputt, dann verdarb der Mehltau zwei Jahre hintereinander die Weinlese, und dieses Jahr war die Trockenheit so groß, daß alles Getreide lange vor der Ernte verdorrte. Keine Gerste zum Bierbrauen, kein Weizen zum Brotbacken, kein Heu für das Vieh, nichts. Der Fürst hat wegen der Hungersnot die Kornspeicher öffnen lassen, aber das reicht nicht hin und nicht her. Seitdem haben wir nur noch Dünnbier und Kartoffeln. Kannst von Glück sagen, daß im Dorf eine Kuh eingegangen ist; davon ist die Blutwurst.«
    »Richtig«, sagte Lafayette. »Ich habe noch nichts gegessen. Blutwurst klingt gut.«
    »Junge, du mußt wirklich hungrig sein.« Swinhild holte die Bratpfanne aus der Durchreiche, stocherte in der Glut des Küchenherds und gab einen Klumpen grauen Talg in die Pfanne. Dann holte sie eine halbpfündige Blutwurst aus der Speisekammer, schnitt den schimmlig aussehenden Darm auf und schabte den schwärzlichen Inhalt in die Pfanne.
    »Sagen Sie mir, Swinhild«, sagte Lafayette, »wie fange ich es an, eine Audienz bei diesem Fürsten Rodolfo zu erhalten?«
    »Laß das lieber sein«, riet sie ihm. »Er hat einen schlechten Ruf.«
    »Wenn jemand weiß, was hier vorgeht, dann er«, sagte er sinnend, dann beugte er sich über den zersprungenen Teller, den sie ihm vorgesetzt hatte, und schnüffelte zweifelnd an seiner Mahlzeit.
    »Sagten Sie Blutwurst?« fragte er vorsichtig.
    »Was sonst? Laß es dir schmecken. Du siehst aus, als könntest du einen wannen Bissen vertragen.«
    »Warum nennen Sie mich nicht Lafayette?« schlug er vor, nachdem er von dem Gericht gekostet hatte. Es schmeckte nach ranzigem Talg und stinkendem, geronnenem Blut, aber die Tatsache, daß es übermäßig mit Pfeffer gewürzt war, ließ es halbwegs genießbar erscheinen.
    »Das ist zu lang«, sagte sie. »Wie wäre es mit Lafe?«
    »Lafe klingt nach einem Hinterwäldler mit zerrissenen Hosen und ohne Schuhe.«
    »Hör zu, Lafe«, sagte Swinhild streng. »Je eher du deine komischen Ideen vergißt und dich der Landschaft hier anpaßt, desto besser für dich. Wenn Rodolfos Männer dich als einen Fremden ausmachen, werden sie deine Geheimnisse mit einer neunschwänzigen Katze aus dir herauskitzeln.«
    »Geheimnisse? Was für Geheimnisse? Mein Leben ist ein offenes Buch. Ich bin ein unschuldiges Opfer der Umstände …«
    »Klar, du bist bloß ein harmloser Irrer. Aber davon mußt du Rodolfo erst überzeugen, und er ist ein mißtrauischer alter Teufel.«
    »Ich bin sicher, daß Sie übertreiben«, sagte Lafayette mit fester Stimme. »Der direkte Weg ist immer der beste. Ich werde zu ihm gehen und ihm erklären, daß ich durch unerklärliche Umstände aus meinem eigenen Universum hierher befördert wurde. Und dann werde ich ihn fragen, ob er jemanden kennt, der unautorisierte Experimente mit der Manipulation psychischer Energie macht. Vielleicht ist er sogar selbst mit der Zentrale in Verbindung …«
    »Das willst du ihm sagen?« unterbrach ihn Swinhild. »Mich geht es nichts an, Lafe – aber ich würde es an deiner Stelle nicht tun, hörst du?«
    »Morgen früh werde ich mich auf den Weg machen«, murmelte Lafayette. »Wo residiert dieser Fürst?«
    »In der Hauptstadt, ungefähr vierzig Kilometer westlich von hier. Die Stadt liegt auf einer Insel mitten in einem See.«
    »Hmm«, sagte Lafayette zu sich selbst. »Seltsam, wie der Wasserspiegel von einem Kontinuum zum anderen variiert. In Colby Corners ist diese ganze Gegend unter dem Wasser der Bucht. In Artesia ist sie trocken wie die Sahara. Hier scheint es etwas zwischen den Extremen zu sein …« Er kratzte seinen Teller aus und schob ihn fort. »Wie dem auch sei«, sagte er mit erhobener Stimme, »ich muß mich nach einem Nachtlager umsehen. Können Sie mir ein Fremdenzimmer geben, Swinhild? Nichts Besonderes; ein bescheidendes Zimmer mit Bad, möglichst nach Osten. Ich habe es gern, wenn die Morgensonne zu den Fenstern hereinscheint, wissen Sie …«
    »Ich kann etwas frisches Stroh in den Ziegenstall werfen«, sagte Swinhild. »Keine Sorge«, fügte sie auf Lafayettes erschrockenen Blick hinzu. »Er ist leer, seit wir die Ziege schlachteten.«
    »Sie meinen – es gibt keine Fremdenzimmer im Dorf, kein Hotel oder so?«
    »Für einen Burschen mit Dachschaden kapierst du ziemlich schnell«, sagte sie. »Komm mit.« Swinhild führte ihn zur Hintertür
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