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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger
Autoren: Keith Laumer
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zertretene Zigarettenstummel waren alles, was darauf hindeutete, daß vor wenigen Augenblicken eine geräuschvolle Menge den Saal bevölkert hatte. Vom Korridor draußen wehten schwach die Stimmen der letzten Nachzügler herein. Lafayette sprang auf, rannte zur hohen, reich mit Schnitzwerk verzierten Flügeltür, riß am silbernen Handgriff und stürzte hinaus in den Korridor. Eine Gestalt – er dachte, es sei Lorenzo, oder vielleicht Lothario – verschwand eben um die halbdunkle Ecke. Er eilte durch das leere Stockwerk, spähte in die Räume.
    »Swinhild!« rief er. »Lorenzo! Niemand da?«
    Nur Echos antworteten ihm.
    »Es ist wieder passiert«, wisperte er. »Alle sind verschwunden und haben mich zurückgelassen. Warum? Wie?«
    Das Geräusch tappender Füße näherte sich in einem Seitengang. Eine kleine, rundliche Gestalt in grünen Lederhosen erschien an der Spitze eines Trupps von Ajax-Leuten.
    »Sprawnroyal!« begrüßte O’Leary den Kundendienstmann. »Dem Himmel sei Dank! Ich dachte schon, ich sei hier der einzige Überlebende!«
    »Hallo, Freund. Junge, du kommst in der Welt herum. Wir sind hier, um mit Krupkin zu reden …«
    »Der ist im Kerker!«
    »Sag mal, wir operieren eine halbe Phase außer Synchronisation mit Melange; gewöhnlich machen wir das, um die Menge zu meiden. Aber wie kommst du hierher? Als unser Mark XIII leer zurückkehrte, dachten wir, du hättest ins Gras gebissen!«
    »Das ist eine lange Geschichte – aber paß auf. Ich habe eine brillante Idee! Krupkin bestellte einen Kontinua-Transporteur bei euch, schickte euch die Unterlagen und alles. Könnt ihr ihn bauen – für mich? Dann könnte ich zurück nach Artesia, und …«
    Sprawnroyal hob abwehrend die Hände. »Ausgeschlossen, Freund. Wenn wir das machten, würde die Zentrale uns auf den Kopf steigen.«
    »Die Zentrale! Das ist es! Bringt mich mit der Zentrale in Verbindung, damit ich erklären kann, was geschehen ist, und …«
    »Tut mir leid. Pinchcraft hatte gerade erst die größten Schwierigkeiten mit einem Bürokraten namens Femwick oder so ähnlich. Dabei ging es nur um die unbewiesene Behauptung, daß wir Krupkin Informationen über ein absolutes Geheimnis gegeben hätten. Wir konnten die Sache nach langem Hin und Her endlich beilegen, aber in diesem Wespennest werden wir die nächste Zeit nicht herumstochern, das kannst du mir glauben!«
    »Aber – wo sind alle?«
    »Wir meldeten der Zentrale, was hier für ein Affentheater ist. Anscheinend verwendete Krupkin Dinge, die wir ihm verkauft hatten, um ein Gerät zu bauen, mit dem er im Wahrscheinlichkeitsgeflecht herumpfuschen konnte. Er holte damit einen Kerl namens Lorenzo her; wollte ihn als Köder gebrauchen, um die Gräfin Andragorre in seine Finger zu kriegen, was weiß ich. Aber als er das tat, löste er eine Kettenreaktion aus; er bekam Lorenzo, aber mit ein paar Dutzend anderen Unruhestiftern aus verschiedenen Realitäten. Welch ein Schlamassel! Aber die Zentrale zog an ihren Fäden und schickte die Verschleppten zurück, wohin sie gehören. Ich weiß nicht, wie es kommt, daß sie dich hier in der Halbphase sitzen ließen. Es gibt hier überhaupt kein Leben, weißt du.«
    Lafayette ließ sich gegen eine Wand sinken und schloß die Augen. »Ich bin verdammt«, murmelte er. »Alles ist gegen mich. Aber vielleicht – vielleicht, wenn ich mit euch ginge und die Sache Pinchcraft und den anderen auseinandersetzen könnte, würden sie sich etwas einfallen lassen.«
    Er bekam keine Antwort. Als er seine Augen aufriß, war Sprawnroyal verschwunden. Der Korridor war leer. Der dicke blaue Teppich zeigte nicht einmal die Abdrücke von Füßen, wo der kleine Mann gestanden hatte.
    »Blau?« fragte er sich benommen. »Aber ich dachte, der Teppich sei rot gewesen. Der einzige Ort, wo ich jemals so einen blauen Teppich gesehen habe, war Lods Palast …«
    Er rannte durch den Korridor und die Treppe hinunter, raste durch eine weiträumige Halle und hinaus auf eine sandüberwehte Rasenfläche. Dort blieb er stehen und wandte sich um. In zerbrochenen, lavendelfarbenen Neonbuchstaben flackerte der Name LAS VEGAS HILTON.
    »Das ist es«, schluckte er. »Das Gebäude, das Goruble diesem Lod zur Verfügung stellte. Und es bedeutet – ich bin wieder in Artesia … oder nicht?« Er blickte über die dunkle Wüste hinaus. »Oder bin ich noch immer in einer Art Niemandsland?«
    »Es gibt nur eine Methode, das zu klären«, sagte er sich. »Zwischen hier und der Hauptstadt sind dreißig
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