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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger
Autoren: Keith Laumer
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… vorzustellen … einige Worte richten … Aufmerksamkeit schenken …«
    Mehr höflicher Applaus, dann eine plötzliche und vollkommene Stille.
    »Ich werde keine langen Vorreden halten«, erklang Gorubles Stimme. »Wir befinden uns in einer Situation des äußeren und inneren Notstands, die nach sofortigen und durchgreifenden Maßnahmen verlangt …«
    Als die Stimme weiterdröhnte, begann das Seil über O’Leary zu schwanken. Sekunden später erschien Lorenzo und kam rasch herab.
    »… aus diesem Grund habe ich beschlossen, die erwähnte Dame zu ehren, indem ich sie zu meiner Braut mache«, verkündete Goruble mit salbungsvoller Stimme. »Sie wurden auserwählt, diesem glücklichen Ereignis als Zeugen beizuwohnen, was Sie als einen Beweis für die Wertschätzung ansehen mögen, die ich Ihnen allen als Gegengabe für Ihre Loyalität darbringe.« Er machte eine Pause und blickte herausfordernd in die Runde. »Nun, ist jemand anwesend, der irgendeinen Grund vorbringen kann, warum ich heute nicht mit der Gräfin Andragorre in den heiligen Ehestand treten sollte?«
    »Was? Die schmutzige, elende Ratte!« platzte Lafayette heraus.
    »Was? Du elender Schwindler und Betrüger!« rief eine zornige Stimme im Saal, die unverkennbar Fürst Rodolfo gehörte. »Das war nicht Teil unseres Abkommens, du schleimiger kleiner Emporkömmling!«
    »Faßt den Verräter!« rief Goruble.
    »Was ist los?« fragte Lorenzo, als im Ballsaal ein Höllenlärm ausbrach.
    »Krupkin will die Gräfin Andragorre heiraten, der Schwindler! Rodolfo hat Einspruch erhoben, und Krupkin läßt ihn festnehmen.«
    Das Stimmengewirr im Ballsaal nahm zu. Gorubles gebrüllte Befehle vermischten sich mit Schreien und Flüchen, und Rodolfos entrüstetem Bellen. Lorenzo kam am Seil herunter, schubste Lafayette herum und brachte ein Bein auf den Fenstersims.
    »Aus dem Weg!« schrie er. »Warte, bis ich den rachitischen Hurensohn in die Finger kriege!«
    »Hei Vorsicht!« rief Lafayette, als Lorenzo ihn wieder anstieß, so daß er um ein Haar seinen Halt verloren hätte.
    »Ich erwürge ihn, den lausigen kleinen Schürzenjäger!« Lorenzos schwingender Stiefel traf die Fensterscheibe; sie zerplatzte mit explosivem Krachen. Einen Augenblick später war der ergrimmte Lorenzo durch die wirbelnden Gardinen in den Saal gesprungen.
    Im letzten Moment drehte Goruble sich um – gerade rechtzeitig, um einen gezielten Schwinger auf das rechte Auge zu empfangen. Als er zurücktaumelte, verschwand Lorenzo hinter gummiknüppelschwingenden Uniformierten.
    »Jetzt machen sie ihn fertig«, murmelte Lafayette. »Aber wenigstens hat er ihm eine gedrückt…«
    »Du bist es, Lorenzo?« brüllte Goruble, ein großes, spitzenumsäumtes Taschentuch gegen das verletzte Auge haltend. »Na warte, ich habe Pläne für dich, mein Junge! Gorog wurde heute schon gefüttert, aber er wird einen weiteren Imbiß nicht verschmähen! Und bevor du stirbst, wirst du das Vergnügen haben, Zeuge meiner Eheschließung mit der Dame zu werden, die du mit deinen unerwünschten Aufmerksamkeiten zu belästigen pflegtest!«
    »D-die Gräfin Andragorre«, verkündete die zittrige Stimme eines verstörten Palastdieners in der plötzlichen Stille. Die Menge teilte sich. Eine dunkelhaarige, dunkeläugige Vision von Lieblichkeit erschien, in bräutliches Weiß gehüllt und geleitet von zwei stämmigen Matronen in den Kostümen von Brautjungfern, die die Polizeifunktion ihrer Trägerinnen nicht verbergen konnten.
    »Vorwärts mit der Zeremonie!« brüllte Goruble, der nun allen Anschein höfischer Sitte fallengelassen hatte. »Heute meine Trauung; morgen die Eroberung des bekannten Universums!«
    Lafayette, stand auf dem schmalen Fenstersims, heftig zitternd in dem eisigen Wind, der sein Hemd peitschte. Seine Hände waren taub wie Enterhaken, doch weit weniger zuverlässig, seine Zehen waren ohne Gefühl. Er preßte seine Wange gegen die unbeschädigte Seite des Fensters und lauschte dem eintönigen Sermon des Geistlichen, der die Trauungszeremonie intonierte.
    Plötzlich kam es zu einem unerwarteten Ausbruch: »Beverly – sag nein!« heulte Lorenzos Stimme. »Selbst wenn er mir die Kehle durchschneiden läßt!« Lorenzos Ratschläge wurden von einem Klatschen abgelöst, dem ein dumpfer Schlag folgte.
    »Er ist nur betäubt, meine Liebe«, sagte Goruble ölig. »Fahre fort, du!«
    »Wollen Sie … Gräfin Andragorre … diesen … diesen Prinzen …«
    »Nein«, ächzte Lafayette. »Dies ist zu schrecklich.
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