Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
Nun winsele nicht, wenn es mal unangenehm aussieht. Du bist auf dich selbst gestellt und mußt dich damit abfinden.«
    Auf die psychischen Energien, die ihn von Colby Corners nach Artesia gebracht hatten, war nicht mehr zu hoffen, seit die Zentrale entdeckt hatte, daß er es war, der zwischen den Kontinua Wahrscheinlichkeitsbelastungen geschaffen hatte und ein Bremsgitter auf sich konzentriert hatte. Er mußte sehen, wie er zurechtkam.
    Mit einem letzten bekümmerten Blick zum Telefon begann Lafayette den schwierigen Abstieg zur Erde.
    Es war fast dunkel, als Lafayette sich die letzten drei Meter in ein trockenes Dickicht fallen ließ. Lebhaft schnüffelnd, machte er ein angenehmes Aroma von gebratenen Zwiebeln aus, das vom Dorf herrühren mußte. Er befingerte die Münzen in seiner Tasche; er könnte eine Gastwirtschaft suchen, etwas essen und vielleicht eine kleine Flasche Wein trinken, um seine Nerven zu beruhigen, bevor er Nachforschungen anstellte – auf eine diskrete Art und Weise, natürlich. Er machte sich auf den Weg zum Dorf, von einer leichten Verstauchung des linken Knöchels ein wenig hinkend. Anscheinend wurde er in seinen reiferen Jahren zunehmend gebrechlich. Es war lange her, daß er wie ein Akrobat herumgesprungen, über Dächer geklettert, Seile hinaufgeklettert und weite Strecken gelaufen war – und die schöne Daphne umworben und gewonnen hatte. Beim Gedanken an sie fühlte er einen Stich in der Herzgegend. Was würde sie denken, wenn er nicht wieder auftauchte? Das arme Mädchen, sie würde vor Kummer verzweifeln, das Herz würde ihr brechen …
    Wirklich? So wie er sie in letzter Zeit vernachlässigt hatte, war es denkbar, daß sie seine Abwesenheit für ein paar Tage nicht einmal bemerken würde. Wahrscheinlich schwatzte in diesem Augenblick einer der hübschen jungen Höflinge auf sie ein, einer von diesen Windbeuteln, die im Palast herumlungerten, um ritterliche Lebensart zu erlernen, tatsächlich aber ihre Zeit mit Weinflaschen, Glücksspielen und Kammerzofen hinbrachten …
    Lafayette ballte die Fäuste. Sie würden sich wie Geier auf die arme, schutzlose kleine Daphne stürzen, sobald sie merkten, daß er aus dem Weg war. Das naive, unschuldige Mädchen; sie würde dem einschmeichelnden Geplauder lauschen, und dann …
    »Nichts dergleichen«, tadelte er sich selbst. »Daphne ist treu wie Gold, selbst wenn es ihr ein wenig an Prüderie mangelt. Dem erstbesten Schlawiner, der ihr einen unanständigen Antrag macht, wird sie die Ohren abreißen!« Sie hatte lange genug einen Besen geschwungen, um auch einen kräftigen Schlag zu haben, und nachdem sie in die Kreise der Aristokratie aufgenommen worden war, hatte sie ihre feste kleine Gestalt durch viel Reiten, Schwimmen und Tennis in Form gehalten. Lafayette sah sie vor sich, wie sie, spärlich angetan, am Ende eines Sprungbretts stand, gebräunt, schlank und wohlgerundet an den richtigen Stellen –
    »Nichts da!« knurrte er. »Denk an deine unmittelbaren Probleme.«
    Die Hauptstraße des Dorfs war ein gewundener, ungepflasterter, holperiger Weg, kaum breit genug, um einen Ochsenkarren durchzulassen, flankiert von Misthaufen und übersät mit Abfällen aller Art – Plastikbeutel und Konservendosen gab es hier noch nicht, bemerkte er. Trübe Lichter schimmerten aus Fensterlöchern, die mit geöltem Pergament verschlossen waren. Ein paar zerlumpte und verstohlen blickende Einheimische beäugten ihn aus den Schatten, bevor sie sich in Seitengassen verzogen, die noch schmaler und dunkler waren als der Hauptweg. Ein Stück voraus knarrte ein unbeholfen gemaltes Wirtshausschild im kalten Wind vor einer schmutzbespritzten Tür, die zwei Stufen unter der Straßenebene war. Das Wirtshausschild zeigte einen mißgestalteten Mann in grauer Mönchskutte und mit einer Tonsur, der einen Krug hielt. Darüber stand in ungelenker Frakturschrift ZUM FRÖHLICHEN BETTLER. Lafayette unterdrückte einen Anflug von Melancholie angesichts dieser üblen Kaschemme, aber weil sie offensichtlich das einzige Lokal am Platz war, zog er den Kopf ein und stieß die niedrige Tür auf.
    Fettiger Rauch vernebelte die Luft und biß in seine Augen. Es roch nach saurem Bier, Holzkohle und verbrannten Kartoffeln, und in dieses überlagernde Duftgemisch mengten sich die Ausdünstungen ungewaschener Menschenleiber und andere, wenig ansprechende Gerüche. Er tappte über den unebenen Lehmboden, duckte Kopf und Schultern unter den niedrigen Deckenbalken, von denen getrocknete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher