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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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für dich!“
         Sie fauchte und rannte auf Kyra zu, die vor Wut nur so kochte. Amelies Worte hatten in ihr einen nie gekannten Zorn aufflammen lassen, dem sie nicht mehr Herr wurde. Als die beiden Frauen sich erneut ineinander verkeilten, versuchte Amelie verbissen, den Siegelring von Kyras Finger zu streifen, doch Kyra ballte ihre Hand zur Faust und verpasste Amelie mit der anderen eine hübsche Kratzspur über den Hals. Amelie fauchte wie eine wilde Katze, verdrehte Kyra den Arm und öffnete ihre Faust. Kyra schrie vor Schmerz als sie spürte, wie Amelie an ihren Fingern herum fummelte und versuchte verzweifelt, ihre Hand wieder zur Faust zu schließen, als sie einen übermächtigen Schmerz spürte und laut aufheulte. Sie riss ihren Arm aus Amelies Griff und betrachtete ihre blutüberströmte Hand.
         Ihr Ringfinger fehlte. Amelie hatte ihn einfach abgebissen. Doch im Eifer des Gefechts war Amelie der Finger entglitten und dieser flutschte nun wie ein Stück nasse Seife über den Boden und kam schlitternd ein paar Meter weit weg zum Stillstand. Kyra zögerte keine Sekunde und rannte ihrem Finger hinterher, doch Amelie packte sie an den Haaren und zerrte sie zu Boden. Sie sprang über Kyra hinweg, die sich nach vorne beugte und Amelie an den Knöcheln festhielt. Diese strauchelte und fiel längs zu Boden, Kyra krabbelte über sie und sah, dass Amelies ausgestreckte Hand nur Zentimeter von dem Finger entfernt war. Kyra wurde noch wütender, wenn dies überhaupt möglich war. Schnaubend schlug sie mit der Faust auf Amelies Kopf, deren Gesicht beim Aufprall auf den Boden zu Matsch wurde. Ihre gierende Hand erschlaffte, Kyra sprang auf und grapschte nach ihrem Finger. Sofort riss sie den Ring herunter, steckte ihn sich in den Mund und verschluckte ihn. Ihre Hand tat höllisch weh und der Finger wollte nicht nachwachsen, gleichzeitig spürte sie, dass ihre Kräfte zu schwinden drohten. Ihr wurde schwindelig und sie tapste unbeholfen auf der Stelle, als Amelie sich wieder aufrichtete. Ihr Gesicht sah aus, als hätte ihr jemand die Haut abgezogen. Glänzendes, blutiges Fleisch schimmerte Kyra entgegen und sie stellte fest, dass auch bei Amelie die Wundheilung nicht mehr so zuverlässig verlief. Die Haut erneuerte sich nur langsam und Amelie nahm den Ausdruck eines rasenden Nashorns an.
         „Das war zu viel“, zischte sie. „Jetzt bist du fällig, Miststück!“
         Mit der Wucht eines Rammbocks schleuderte sie Kyra fünf Meter durch den Raum. Diese krachte hart gegen eine der Mauern und Steinbrocken und Staub fielen auf sie hinab. Vor ihren Augen tanzten kleine Sternchen und ein penetrantes Klingeln hob in ihren Ohren an. Sie hatte kaum Zeit sich aufzurichten, als sie ein erneuter Schlag an der Schläfe traf. Blut benetzte ihr Gesicht und raubte ihr die Sicht. Der Schmerz fuhr ihr in sämtliche Glieder und ließ ihren Körper steif werden. Amelie bearbeitete sie wie einen Punchingball. Kyra wurde hin und her geschleudert, knallte gegen Wände und auf den Boden, bis sie sich kaum noch rühren konnte. Flach lag sie auf dem Bauch, die Arme von sich gestreckt und suhlte sich in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Sie spürte, wie mit dem Blut auch ihre Lebensenergie aus ihrem Körper floss und sie von innen langsam austrocknete. Amelie packte sie am Schopf und riss ihren Kopf grob in die Höhe.
         „Es ist vorbei!“, rief sie wütend. „Du bist kaum mehr am Leben, Mädchen! Jetzt trägst du die Konsequenzen deines Verrats!“
         Sie riss ihren Mund weit auf, noch einmal flammten ihre Augen feuerrot auf, dann stieß sie sich hinab. Und würgte.
         Kyra hatte mit dem letzten bisschen Kraft, das noch in ihr steckte, die Finger um Amelies Kehle geschlossen und drückte zu. Amelie gurgelte und sank auf die Knie. Unverhohlene Überraschung stand in ihrem Gesicht und zum ersten Mal auch ein Anflug von Furcht. Kyra konnte sich selbst nicht erklären, woher sie plötzlich diese unbändige Stärke nahm. Sicher war nur, dass sie wusste, dass sie hier auf keinen Fall sterben durfte. Und erst recht nicht durch die Hand eines Vampirs. Blinder Hass vernebelte ihre Gedanken und steuerte ihr ganzes Dasein. Amelie musste sterben. Nur so konnte sie ihre Freunde retten.
         „Du solltest nicht vergessen“, zischte Kyra kaum hörbar, „dass auch du einst ein Mensch warst, genau wie ich. Du solltest deinen Vorfahren etwas mehr Respekt zollen, Amelie!“
         Amelie
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