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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition)
Autoren: GJ Moffat
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unfreundlich zu ihr gewesen zu sein. Sie hatten heute Abend beide ziemlich viel durchgemacht. Es half niemandem, wenn sie sich jetzt zankten.
    » Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. » Das war ein ganz schön aufregender Abend heute. Wahrscheinlich sind wir einfach beide durch den Wind.«
    Hannah blies die Backen auf und atmete dann vernehmlich aus. » Trotzdem finde ich, dass du vorher noch Logan anrufen solltest.«
    Rebecca sah ihre Freundin von der Seite an.
    » Er ist ein lieber Kerl«, sagte Hannah. » Das meine ich ernst. Und wenn du jetzt eure Beziehung aufs Spiel setzt, nachdem ihr so lange gebraucht habt, um zueinanderzufinden, bist du wirklich verrückt. Ruf ihn an.«
    » Das werde ich«, sagte Rebecca. » Wenn ich dort bin.«
    Hannah hielt vor dem Haupteingang des Krankenhauses und ließ den Motor laufen. Außer ihnen waren bereits zwei Aufnahmeteams von örtlichen Fernsehsendern eingetroffen. Sie luden gerade ihr Equipment aus und schickten sich an, auf dem Gelände zu filmen, was beim Sicherheitsdienst der Klinik nicht gerade auf Begeisterung stieß.
    » Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte Hannah und legte ihrer Freundin den Arm um die Schultern, um sie an sich zu drücken.
    » Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich werde es trotzdem tun.«
    » Das musst du wissen. Ich halte es trotzdem für keine gute Idee. Für mich macht das keinen Sinn.«
    Rebecca löste ihren Sicherheitsgurt und setzte sich so hin, dass sie Hannah ins Gesicht schauen konnte. » Du hast ihn doch auf der Bühne gesehen? Roddy, meine ich.«
    » Klar.«
    » Er sah schon nicht allzu gut aus, bevor er runtergefallen ist.«
    » Und?«
    » Seit ich bei der Polizei bin, habe ich das schon so verdammt oft miterlebt, dass ich aufgehört habe, die Junkies und Alkoholiker zu zählen, die ich hopsgenommen habe, weil sie entweder in eine tätliche Auseinandersetzung verwickelt oder zu sehr abgedreht waren, um noch zu wissen, was sie taten. Über Nacht kriegen sie in der Zelle dann Entzugserscheinungen, und am nächsten Morgen sind wir diejenigen, die die Kotze aufwischen dürfen und…« Sie sprach nicht weiter. Sie musste an den Geruch denken– und an das erbärmliche Los dieser verlorenen Seelen.
    » Jedenfalls«, nahm sie schließlich den Faden doch wieder auf, » bessert sich ihr Zustand selten. Woche für Woche bekommen wir die gleichen Gesichter zu sehen, bis sie weiterziehen oder sterben. Manche von denen schleppen sogar noch Kinder durchs Leben, die in diesem Chaos aufwachsen. Der Teufelskreis schließt sich, wenn die Mädchen im Teenageralter auf den Babystrich gehen, um ihre Sucht zu finanzieren…«
    Hannah starrte durch die Windschutzscheibe und strich mit den Händen über das Lenkrad. Rebecca tat es schon leid, ihrer Freundin diesen Vortrag gehalten zu haben– die meisten Menschen würden nie damit konfrontiert werden, was sie alles hatte mit ansehen müssen, als sie noch als uniformierte Streifenpolizistin ihre Runden gedreht hatte, und das war vielleicht auch gut so. Wenn man daran dachte, wie viele Polizisten sich wegen Stress oder Depressionen krankschreiben ließen, wurde nur allzu deutlich, dass es irgendwo eine Grenze für das Maß an Elend geben musste, das Menschen mit ansehen konnten, ohne selbst Schaden zu nehmen.
    » Ich bin nicht Mutter Teresa, die glaubt, jeden retten zu können. Ich weiß sehr wohl, dass ich das nicht kann. Aber ich kenne Roddy oder habe ihn zumindest gekannt, bevor er… so geworden ist.« Sie machte eine hilflose Geste mit der Hand. Es frustrierte sie, dass ihr keine besseren Worte einfielen.
    » Aber du glaubst, dass du dich um ihn kümmern solltest?«, ergänzte Hannah, » um ihn davor zu bewahren, sein Leben unnötig zu vergeuden.«
    » Keine Ahnung, ich kann’s rational nicht erklären. Aber als ich heute Abend in dem Chaos sein Gesicht gesehen habe, dachte ich, noch etwas von dem alten Roddy darin entdecken zu können.«
    » Was für dich ein Zeichen war, dass es vielleicht noch nicht zu spät für ihn sein könnte?«
    » Ja, so ungefähr.«
    » Ich sage ja nicht, dass das etwas Schlechtes ist… jemandem helfen zu wollen, meine ich. Es ist nur so, dass du jetzt gerade die Chance hast, glücklich zu werden– nach all dem Mist, den du dir von Tom gefallen lassen musstest.«
    » Ich komme schon klar«, versicherte Rebecca ihr. » Wir telefonieren dann morgen, okay?«
    » Nein, wir telefonieren noch heute«, erwiderte Hannah.
    8
    Rebecca winkte Hannah nach, als die vom Bordstein auf
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