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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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Mit Teamgeist und individueller Bewegungsfreiheit.
    Mit wechselnden Anforderungen in unterschiedlichen Bereichen.
    Das schnelle Großstadtleben stellt die Aufgaben.
    Sie können sie lösen.
    Lust zum Lernen gehört schon dazu.
    Dann bestimmen Sie mit Ihrer Leistung Ihre Perspektiven.
    Und wenn Schulterklappen bei Ihnen kein Achselzucken hervorrufen, dann machen Sie bei der Berliner Polizei Karriere. Mit Sicherheit.
    Das ist Ihre Chance.
    Polizei Berlin
     
    «Und warum mache ich keine Karriere?» Ich sah Yaiza Teetzmann an.
    «Weil de alle nervst statt ihnen in’n Arsch zu kriechen!»
    Frohnau. Ich hatte Lust, auszusteigen und mit dem 125er Bus nach Tegel zu fahren. Knappe zwanzig Minuten. Sylvester die Flasche geben, mit Heike schlafen. Ging aber nicht, Luise Tschupsch. Mit ihrer Freundin war zu reden, diesem Schweriner die eine oder andere Frage zu stellen.
    Zuerst aber mußte ich etwas tun, damit Yaiza aufhörte zu schmollen. Wir fuhren gerade über den alten Todesstreifen. Da geschah es ganz spontan. Ich beugte mich zu ihr und küßte sie ganz schnell auf ihren linken Backenknochen.
    «Sonst hätte ich nie das Vergnügen gehabt, mit dir... Mit der DDR früher und mit der politisch selbständigen Einheit Westberlin hätten wir vielleicht aufeinander geschossen.»
    «So schießen wa uns lieba aufeinander ein.» Sie rieb sich die Stelle, wo ich sie geküßt hatte. «Ick bin janz weg. Weita bitte...»
    «Ich brauch nicht noch ’ne Geliebte, ich brauch ’ne Babysitterin. »
    «Immer zu Diensten.»
    Hohen Neuendorf. Wir waren im anderen Bundesland.
    «Steige hoch, du roter Adler!» sagte ich. «In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!»
    «Kleist, nein, danke.»
    «Schwermer, ja, bitte.» Es wurde Zeit, das Dienstliche auch noch durchzukauen. Borgsdorf war passiert, wir hielten schon auf Lehnitz zu.
    «Schwermer, mein Schwarm...» Yaiza Teetzmann stöhnte wie Jane Birkin. Die Leute drehten sich um.
    «Kennst du den denn? »
    «Nur vom Fernsehen her, war mal wat im ORB. Fand ick eijentlich toll den Typ. Kohle hatta ooch. Wenn der mich anmacht, brauchta bestimmt nich mehr in’n Puff zu jehn.»
    Ich sagte es wie in einer Kinowerbung: «Sperma von Schwermer – das isses!» Wieder empörte Blicke der Rentnerinnen aus dem Oranienburger Umland.
    Kurz hinter dem Bahnhof Lehnitz kreuzte die Strecke nach Oranienburg den Oder-Havel-Kanal. Ich stand auf und trat an die Tür. Immer wenn die S-Bahn über eine alte Brücke fuhr, gab es dieses hohle Orgeln, das wir schon als Kinder nachgemacht hatten. Ich genoß es.
    Da war die Stelle, an der sie Luise Tschupsch erschossen hatten. Vor etwa fünfzehn Stunden...
    Mein Blick fiel auf einen Mann, der unten an der Böschung etwas zu suchen schien. Von irgendwoher kannte ich ihn.
    Richtig, der war da an den Massengräbern im Schmachtenhagener Forst herumgeschlichen. Dieser Alkoholiker in der eigelben Jacke, der wie Herbert Wehner redete. Ich haßte Herbert Wehner. Als altes SPD-Mitglied und Brandt-Anbeter.
    Ich hoffte, daß er der Täter war.

6. Szene
Häuschen am Treidelweg
    Ingeborg Bücknitz war völlig in Tränen aufgelöst, als sie uns in ihrem windschiefen Häuschen am Treidelweg empfing.
    Vom Kanal stieg feuchte Kälte hoch, und ich verfluchte mich, weil ich in meiner Eitelkeit weder Strumpf- noch lange Unterhosen trug, sondern nur dünne schwarze Jeans. Natürlich mußte ich nun dauernd pinkeln. Die schluchzende Freundin der Tschupschin dieser Situation nach der Toilette zu fragen, ging aber nicht.
    «Herr Meinhardt, ich hab Sie schon erwartet...»
    «Mannhardt, ja, die Mordkommission...» Ich stellte ihr Yaiza Teetzmann vor. «Wenn Sie mit ihr schon mal... Ich will mir noch schnell die Örtlichkeiten ansehen...»
    Yaiza Teetzmann ging mit Frau Bücknitz in die bessere Laube hinein, während ich ans Ufer trat und die Schadstoffbelastung des Oder-Havel-Kanals ein wenig in die Höhe trieb.
    Hier mußte Luise Tschupsch gestern abend auch gestanden haben. Allerdings aber eher in Finsternis. Jetzt am frühen Nachmittag konnte ich unter der Eisenbahnbrücke hindurch den Lehnitzsee erkennen. Auf der Karte sah das aus, als würde sich der Kanal, nahm man ihn als Speiseröhre, knappe dreihundert Meter hinter der Brücke zum Magen ausweiten. Rechts von mir führte eine abbruchreife Straßenbrücke das südliche Oranienburg mit der Ortschaft Lehnitz zusammen. Hier entlang waren es bis zur S-Bahn fünfhundert sichere Meter. Und wahrscheinlich hatte Luise Tschupsch diesen Weg auch gehen
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