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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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das fand ich völlig daneben. Da beichte ich ihm, dass ich das Wichtigste vermasselt habe, was ich je in meinem Leben tun musste und je werde tun müssen, dass ich meinen Daseinszweck auf dieser Erde verfehlt habe, und er lacht mich aus.
    «Was?», habe ich ihn angebrüllt. «Was ist daran so komisch?»
    «Mensch», sagte er. «Das ist ja wie so eine verrückte griechische Tragödie.» Ungläubig schüttelte er den Kopf. «Du hast stattdessen Tucker gerettet.»
    Womöglich habe ich dann Trottel oder so was zu ihm gesagt. Aber er hat immer weiter gelacht, bis ich ihn am liebsten verprügelt hätte, aber da bekam Mama auf ihre typische, unheimliche Weise Wind von der Aggression, die in der Luft lag, und sagte: «Schluss jetzt, alle beide», und ich bin ab in mein Zimmer.
    Wenn ich jetzt nur daran denke, kriege ich schon Lust, ihm eine reinzuhauen.
    «Na, was meinst du?», fragt Angela. «Kann er dazukommen?»
    Schwierige Frage. Aber ob verrückt oder nicht, ich würde ziemlich gern herausfinden, was genau er weiß. Und da wir in letzter Zeit nicht so richtig miteinander reden, könnte das hier die beste Lösung sein. Achselzuckend drehe ich mich zu Angela um. «Wieso nicht?»
    «Wir müssen das aber schnell über die Bühne bringen», sagt Jeffrey und wirft seinen Rucksack auf einen der Stühle. «Ich muss zum Training.»
    «Kein Problem.» Angela verkneift sich ein Lächeln. «Wir warten nur noch auf …»
    «Bin schon da.»
    Und da ist Christian. Mit den Händen in den Hosentaschen kommt er durch den Mittelgang auf uns zu. Er lässt den Blick über das Theater schweifen, als überlegte er, ob er ein Angebot für das Haus abgeben soll; prüfend mustert er die Bühne, die Sitze, die Tische, die Lampen und den Schnürboden.
    «Dann lasst uns mal anfangen», sagt er. «Was immer ihr vorhabt.»
    Angela verschwendet keine Zeit. «Kommt alle rauf zu mir.»
    Langsam begeben wir uns auf die Bühne und stellen uns mit Angela zusammen in einem Kreis auf.
    «Willkommen im Engelclub», verkündet sie melodramatisch.
    Von Christian hört man wieder dieses typische Lachen und gleichzeitige Ausatmen, dann sagt er: «Regel eins im Engelclub – es wird nicht über den Engelclub gesprochen.»
    «Regel zwei im Engelclub», stimmt Jeffrey mit ein. «Niemand darf über den Engelclub sprechen.»
    Au Backe. Das kann ja heiter werden.
    «Sehr witzig. Ich sehe, ihr versteht euch.» Angela sieht nicht gerade erheitert aus. «Aber mal im Ernst. Ich finde, wir sollten Regeln aufstellen.»
    «Wieso?», will Jeffrey wissen. Der hat doch immer was zu meckern, mein liebes kleines Brüderchen. «Wieso brauchen wir Regeln für einen Club?»
    «Vielleicht könnten wir ja erst mal erfahren, was der Sinn und Zweck dieses Clubs ist», fügt Christian hinzu.
    Angelas Augen blitzen auf; das kenne ich nur zu gut – es läuft gerade nicht nach ihrem sorgsam konstruierten Plan. «Sinn und Zweck», sagt sie knapp, «ist es, dass wir so viel wie möglich über diese ganze Engelblutsache in Erfahrung bringen, damit es uns nicht, ihr wisst schon, am Ende eiskalt erwischt.» Schon wieder pures Melodram. Sie klatscht in die Hände. «Na denn, wollen wir mal sehen, ob wir alle auf dem gleichen Stand sind. Vergangene Woche ist unsere gute Clara in den Bergen über einen Schwarzflügel gestolpert.»
    «Mit ihm zusammengestoßen trifft es wohl eher», flüstere ich.
    Angela nickt. «Na schön. Zusammengestoßen. Dieser Typ sendet also eine Art Kummergift aus, und weil Clara so empfindsam ist, hat ihr das die Leichtigkeit genommen, die sie zum Fliegen braucht. Deshalb ist sie gefallen, vom Himmel runtergestürzt, genau dahin, wo er sie haben wollte.»
    Jeffrey und Christian sehen mich an.
    «Du bist gefallen?», fragt Jeffrey. Diesen Teil der Geschichte muss ich wohl ausgelassen haben, als ich sie zu Hause erzählt habe.
    «Empfindsam?», fragt Christian.
    «Ich habe da so eine Theorie. Ich glaube nämlich, dass Schwarzflügel nicht fliegen können», fährt Angela fort. Diesen Moment hat sie offenbar nicht fürs Frage-Antwort-Spiel vorgesehen. «Ihr Kummer drückt sie zu sehr nieder, als dass sie sich in die Luft erheben könnten. Im Moment ist das wirklich nur eine Theorie, aber sie gefällt mir. Denn das bedeutet, wenn man je einem Schwarzflügel begegnet, könnte man ihm vermutlich entkommen, indem man einfach wegfliegt. Er könnte dann nämlich nicht hinterher.»
    Was sie braucht, denke ich, ist eine Schultafel. Dann könnte sie so richtig loslegen, mit Kreide
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