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Underground

Titel: Underground
Autoren: Kat Richardson
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angeblich nicht rechtzeitig ins Warme kamen und erfroren.
    Ich glaube nicht, dass die Polizei das Bein auf der Baustelle mit den Toten um den Pioneer Square in Verbindung gebracht hat. Aber ich habe die Toten gesehen. Die sahen alle irgendwie so aus wie dieser Mann. Als hätte man sie
angenagt … an ihren Gliedern herumgebissen. Die Cops meinten, dass es sich um Hunde handeln müsse. Aber du hast das Bein dieses Typen gesehen. Das ist kein Hundebiss. Das Bein auf der Baustelle sah genauso aus. Irgendjemand ernährt sich von diesen Leuten.«

ZWEI
    E in Ungeheuer im Untergrund …
    Während ich auf die Polizei wartete, dachte ich angestrengt nach. Ich hatte nicht vor, der Polizei diese Idee unter die Nase zu reiben. Es war offensichtlich, dass die Leiche im Great-Northern-Tunnel etwas mit dem Grau zu tun hatte. Aber ich wusste aus Erfahrung, wie sinnlos es war, irgendwelche wilden Geschichten über das Paranormale zu erzählen. Man würde mich nur für verrückt halten.
    Wie ich Quinton aus dem Ganzen heraushalten sollte, war mir noch nicht klar. Ich wusste auch nicht, warum ich mich überhaupt dazu bereit erklärt hatte. Aber ich wollte mein Bestes tun. Ich war mir im Grunde ziemlich sicher, dass er nichts mit der Leiche zu tun hatte, sondern nur zufällig über sie gestolpert war, und ich nahm nicht an, dass es etwas bringen würde, ihn der Polizei zu verraten. Warum ich überhaupt hier stand und noch immer wartete, konnte ich selbst nicht so recht sagen. In dem großen Bahnhof war es eiskalt. Ich wartete in der Nähe der Gleise und zitterte. Um mich warm zu halten, hüpfte ich auf und ab und versuchte mir währenddessen eine Geschichte zurechtzulegen, die ich der Polizei bei ihrem Eintreffen plausibel machen konnte. Gleichzeitig passte ich darauf auf, dass der Arm nicht von einer kleinen Gruppe neugieriger
Krähen gepackt wurde. Es waren die größten Krähen, die ich jemals gesehen hatte.
    Drei der Vögel flogen auf die Gleise hinunter und spazierten dann über den Kies, um die Lage zu sondieren. Sie verteilten sich um mich herum, sodass ich größte Mühe hatte, alle im Auge zu behalten. Einer der Vögel legte den Kopf schief und starrte mich aus einem unheilvoll wirkenden gelben Auge an. Er krächzte laut und klapperte immer wieder mit dem Schnabel.
    »Zieh Leine, Lenore«, fuhr ich ihn an. »Such dir irgendwo einen Schriftsteller, den du nerven kannst mit deinem Nimmermehr!«
    Ich hörte, dass der Kies hinter mir knirschte. Die Krähen kreischten enttäuscht und erhoben sich flatternd in die Lüfte. Ich drehte mich um und entdeckte eine kleine Gruppe von Polizisten, Kommissaren und Bahnangestellten, die auf mich zukamen. Als ich sah, wer die Truppe anführte, unterdrückte ich einen genervten Seufzer. Es war natürlich Detective Solis.
    »Sprechen Sie neuerdings mit Vögeln?«, fragte er, als er näher kam.
    »Die haben angefangen.«
    Ich schätzte Solis. Er war klug, er war ehrlich, und er war beharrlich. Er besaß also all die Eigenschaften, die ich momentan überhaupt nicht ertragen konnte. Das Einzige, was meine Stimmung etwas hob, war die Tatsache, dass der drahtige Kolumbianer unter der Kälte noch mehr zu leiden schien als ich. Irgendwie hoffte ich, das zu meinem Vorteil nutzen zu können. Er knurrte etwas Unverständliches und sah sich dann interessiert um.
    »Ist das der Arm?«, fragte er, als er das abgetrennte Körperglied neben mir entdeckte.

    »Ja, ist er.«
    Er winkte einen seiner Männer heran und befahl ihm, sich mit dem Arm zu befassen, während er mit mir einige Schritte beiseitetrat. »Wie sind Sie denn darüber gestolpert?«
    Nun konnte die Vorstellung beginnen …
    »Ich bin da oben über die Brücke gegangen«, sagte ich und zeigte zur Straße hinauf. »Und da sah ich, wie der Arm unter einem Zug herausflog.«
    »Und wieso sind Sie dann hierhergekommen? Wollten Sie sich das aus der Nähe anschauen?«
    »Irgendwie sah es unheimlich aus. Zuerst habe ich gar nicht erkannt, dass es sich um einen Arm handelt, aber die Form sah so seltsam aus. Als ich genauer hinsah, war mir klar, was es war. Ich konnte den Arm doch nicht einfach hier liegen lassen. Deshalb bin ich dann auf die Schienen hinuntergestiegen.«
    »Sind Sie die ganze Zeit hier gewesen, seitdem Sie uns angerufen haben?«
    »Ja – seitdem ich angerufen habe. Aber vor dem Anruf bin ich noch etwas in den Tunnel hineingelaufen, ehe mir klar wurde, dass ich das eigentlich nicht sollte. Also bin ich umgedreht und in den Bahnhof
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