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Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Titel: Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
Autoren: Mary Janice Davidson
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dass die Werbesendungen nach meinem Tod weniger werden würden, aber wie bei so vielem, das ich über den Tod zu wissen geglaubt hatte, lag ich auch hier falsch.
    »Einladung«, meldete sich Jessica und setzte sich ebenfalls.
    »Keine Anzeige, eine Einladung.«
    »Nun . . . aber du wirst doch nicht kommen können. Weil es doch . . . du weißt schon . . . tagsüber stattfindet.«
    »Ich würde gerne statt ihrer kommen«, sagte Sinclair mit der ganzen Wärme einer brünstigen Kobra. »In der Tat wäre es angebracht, wenn ich käme. Weil ich . . . «, er grinste, was erschreckend und komisch zugleich aussah, »doch praktisch zur Familie gehöre.«
    Ich hatte Mitleid mit meinem Vater. Für eine Sekunde dachte ich, er würde in Ohnmacht und kopfüber in meine Post fallen. Da er schon lange tot war, konnte Sinclair auch tagsüber wach bleiben, vorausgesetzt, er war nicht direktem Tageslicht ausgesetzt. Für den Weg zum und vom Taxi könnte er sich vielleicht eine Feuerschutzdecke ausleihen.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich den breitschultrigen Sinclair in einem seiner schlichten Anzüge steif auf einem von Ants dick gepolsterten Sofas sitzen, auf seinem Schoß ein Geschenk mit pinkfarbener Schleife . . . das war zu viel für mich.
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    Auch wenn mich der Mistkerl, wie üblich, ärgerte, war es doch süß, wie er meinen Dad für mich herunterputzte. Ein Schwiegersohn aus der Hölle.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich Dad und unterdrückte ein Grinsen. Jessica hatte diesen Kampf schon aufgegeben, wie ich sah.
    »Ich . . . ich . . . ich . . . «
    »Du könntest den schwarzen Gucci-Anzug tragen«, schlug Jessica Sinclair vor, »den habe ich gerade gestern aus der Reinigung abgeholt und er ist ausgehbereit.«
    »Wie nett von dir, meine Liebe, aber ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du keine Besorgungen für mich machen sollst.«
    »Ich . . . ich . . . ich . . . «
    »Ich musste sowieso dorthin, meine eigenen Sachen abho-len.« Sie zuckte mit den Schultern. »Kein Problem.«
    »Ich . . . ich . . . ich . . . «
    »Das ist zu freundlich, Jessica.«
    »Schon in Ordnung, Dad.« Ich überwand mich, ihm beruhigend auf die Schulter zu klopfen. »Er kommt nicht, wenn du es nicht möchtest, ich passe schon auf.«
    »Aber ich liebe Baby-Partys!«, protestierte Sinclair und hatte die Frechheit, verletzt zu klingen. »Babys sind zum Anbei-
    ßen.«
    »Ich wollte nur . . . « Mein Vater holte tief Luft und versuchte sich aufzurichten. Ich hörte auf, ihn zu tätscheln. »Ich wollte nur sichergehen, dass du . . . die Anzeige erhalten hast. Und ich wollte dich daran erinnern . . . dass deine Stiefmutter . . .
    sehr empfindlich ist . . . sehr . . . gestresst, du verstehst . . .
    das Baby . . . und das Frühlingsfestival . . . sie hat doch den 39

    Vorsitz im Organisationskomitee . . . und ich denke nicht . . .
    denke nicht . . . «
    »Stress.« Jessica schnaubte. »Ja, das wird das Problem sein.
    Was sagt denn der Seelenklempner du Jour?«
    »Dr. Brennan hat einen sehr guten Ruf«, sagte mein Vater und dann überkam es ihn und er fügte hinzu: »Er ist sehr exklusiv und teuer, aber er hat Antonia noch in seine Kartei aufgenommen. Er glaubt, sie sollte Stress vermeiden . . . und alles Unerfreuliche.«
    »Dann sollte sie wohl besser nicht mehr in den Spiegel schauen«, schlug Jessica vor und ich biss mir auf die Unterlippe, sehr fest, damit ich nicht lachen musste. Während unserer kleinen Zusammenkunft in der Morgendämmerung hatte ich so viel Spaß wie in der ganzen vergangenen Woche nicht.
    Vielleicht war es doch gut, dass Sinclair zurück war.
    Stopp, so etwas wollte ich gar nicht denken!
    Mein Vater wandte Jessica den Rücken zu, sagte aber nichts.
    Da sie schwarz war, nahm er sie nicht ganz ernst. Da sie aber gleichzeitig die reichste Frau des ganzen Bundesstaates war, konnte er es sich nicht leisten, sie vollends links liegen zu lassen. »Du verstehst mich doch, Betsy?«, bettelte er beinahe.
    »Na klar. Ich soll ein Geschenk schicken, aber nicht kommen.«
    Sinclair stand auf, aber mein Vater, der mit dem Rücken zu ihm stand, bemerkte es nicht. So war er eben, mein Vater: Au-
    ßerhalb der Vorstandsetage waren seine Überlebensinstinkte nicht berauschend. Jessica griff nach ihm und zog an seiner Jacke, aber Sinclair rührte sich nicht.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich und bedeutete Sinclair mit der Hand, dass er sich wieder setzen konnte. Aber er 40

    rührte sich immer noch nicht, die dickköpfige Zecke. »Ich wollte
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