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Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Titel: Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Autoren: Mary Janice Davidson
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nicht. Sie war genauso wütend und schockiert wie wir alle, aber sie war nicht vor Schreck erstarrt. Immer wieder fand ich es faszinierend, wie wenig das Äußere eines Vampirs etwas über sein Inneres verrät. In meinen Augen war Tina nur eine bezaubernde, junge Studentin gewesen.
    Nicht so heute Abend.
    Sie machte den Anfang, und schon tobte ein erbitterter Kampf um uns herum. Ich zog Marc und Jessica in meinen Rücken – sie waren zu geschockt, um zu kämpfen – und hielt mein Kreuz in die Höhe. Doch das war nicht nötig, denn ich sah, wie einige von Moniques Lakaien bereits aus der Hintertür schlüpften, um dem Kampf zu entfliehen.
    Klug von ihnen. Denn wenn Mr. Sinclair wieder zu sich kommen würde, wäre es kein guter Tag für alle, die auf Moniques Seite gestanden hatten.
    Als Mensch konnte ich dem Kampfgetümmel kaum folgen. Es war physisch unmöglich. Hier konnte ich einen silbernen Blitz, dort eine verschwommene Faust ausmachen, dann wieder rollte der Kopf eines Vampirs über den Boden. Und wie immer schlugen sich die Kinder wacker.
    Endlich war nur noch Monique übrig, und Jon, dem die Tränen in den Augen standen, zog sein Messer und ging auf sie zu. Er beachtete uns nicht, schaute nicht nach links und nicht nach rechts. Er schwang die Waffe zurück, und ich hörte, wie er sagte: »Das ist für Betsy, du Schlampe.«
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    Doch dann wurde er in der Bewegung von Tinas scharfem
    »Halt!« gestoppt.
    Mit der ihr eigenen unheimlichen und übermenschli-chen Schnelligkeit hatte sie sich zwischen Jon und unsere gemeinsame Feindin gestellt. In der einen Hand hielt sie ein Schwert – eigentlich Anis Schwert –, dessen Spitze auf Monique gerichtet war, mit der anderen bedeutete sie Jon, nicht näher zu kommen.
    Monique stand mit dem Rücken zur Wand, und trotz ihrer Zerbrechlichkeit war Tina einfach beeindruckend. Ani gab ihr Rückendeckung, was eigentlich überflüssig war.
    »Wir lassen den König über ihr Schicksal entscheiden«, sagte Tina, und damit war die Sache entschieden. Selbst der untröstliche Jon würde diesem Befehl nicht widersprechen.
    Ich hatte bemerkt, dass Moniques Gruppe der Mut verlassen hatte, als Eric Sinclair auf der Bildfläche erschienen war. Das war verständlich, wenngleich auch nicht nett und unfair gegenüber Betsy. Während sie nicht sehr königlich oder edel wirkte – obwohl sie es tatsächlich war, wenn man sich einmal die Mühe gemacht hatte, ihr wahres Wesen zu erkennen –, so gab es doch keinen Zweifel, dass Eric der rechtmäßige Anwärter auf den Thron war. Und niemand wollte sich mit dem mächtigsten Vampir des Planeten an-legen. Ganz besonders dann nicht, wenn er gerade seine Gemahlin aus Verrat und Treuebruch verloren hatte.
    Als der Letzte von Moniques Vampiren aus dem Raum schlüpfte, ließen wir ihn einfach gehen. Wir waren in der traurigen Minderzahl gewesen, wir hatten Glück gehabt.
    Während Tina Monique in Schach hielt, fielen wir anderen neben Betsy auf die Knie. Es war kein Blut zu se-257

    hen, und die ganze Szenerie wirkte – wie schon gesagt –
    unwirklich. Sie sah nicht aus wie tot. Die Geschichten konnten nicht stimmen. Die Filme konnten nicht stimmen.
    Sie war weder ein Häufchen Staub noch eine schrum-pelige Mumie. Ihre Augen waren geschlossen, obwohl sie die senkrechte Falte auf der Stirn hatte, die uns normalerweise ihre Verärgerung anzeigte. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick ihre Augen aufschlagen und Tee mit Milch und einer doppelten Portion Zucker verlangen.
    Nach einem langen Moment fragte Marc, ganz der praktische Arzt, was jetzt zu tun wäre. Jon antwortete nicht, und Tina schüttelte nur den Kopf. Monique versuchte etwas zu sagen, schwieg aber sofort wieder, als die Schwertspitze sich in ihre Kehle bohrte.
    Wir anderen wussten, dass es hoffnungslos war. Vampire kamen nicht zurück, wenn sie mit einem Holzpflock gepfählt worden waren. Es war unmöglich – selbst diese fantastischen Kreaturen der Nacht waren Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Aber keiner von uns hatte das Herz, es Marc und Jessica zu sagen. Wir nutzten die Zeit, um uns von dem Schock zu erholen.
    Ihr Tod kam, wie bei allen charismatischen Persönlichkeiten, zu plötzlich, zu schnell. Wir brauchten Zeit, um zu trauern.
    Jessica zupfte Betsys Ponyfransen zurecht, die etwas durcheinandergeraten waren, und ich sah, wie ihre Trä-
    nen auf Betsys unbewegtes Gesicht tropften.
    »Oh, Bets, Bets . . . das ist nicht gerecht. Wir sind schließ-
    lich doch drauf gekommen.
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