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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
Autoren: Mary Janice Davidson
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um die Ecke und stieß mit mir zusammen. Ganz offensichtlich wollte sie bei der Schlägerei nicht mitmachen. Als ich ihren Arm ergriff, kreischte sie und zuckte vor mir zurück.
    »Wo sind die Biester?«
    »Bitte nicht. Bitte tun Sie mir nicht weh!«
    »Die Biester, Dummkopf. Wo hält dein Boss sie? Ich weiß, dass sie hier irgendwo eingeschlossen sind.«
    Sie blinzelte mich an, und als ich sie näher betrachtete, fühlte ich mich elend. Sie war bei ihrem Tod vielleicht vierzehn Jahre alt gewesen, wog, grob geschätzt, achtzig Pfund, war sehr dürr und hatte die größten braunen Augen, die ich je außerhalb einer Tierhandlung gesehen hatte.
    Für immer ein Teenager. Für immer in der Pubertät. Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. Sinclair war ein Schwein, aber er tötete keine Teenager. Wenn ich nicht schon entschlossen gewesen wäre, Nostro zu bekämpfen, 320

    bis seine Knochen unter der Erde lägen, dann wäre jetzt der Zeitpunkt dafür gewesen.
    »Der Käfig befindet sich hinter der Scheune«, sagte sie mit dünnem Stimmchen. »Ich kann es Ihnen zeigen, nur bittebittebittenichtwehtun.«
    »Entspann dich, Süße. Heute ist dein Glückstag. Bleib besser an meiner Seite. Drinnen ist es gefährlich.«
    »Gefährlich? Erzählen Sie mehr. Ich dachte immer, der Koreakrieg wäre gefährlich gewesen.« Sie entspannte sich ein wenig, als sie sah, dass ich mein Schwert nicht dazu benutzen wollte, ihr den Kopf vom Körper zu trennen. »Ich bin übrigens . . . Alice.«
    »Ich bin die Königin, Alice.« Mal sehen, Koreakrieg . . .
    dann war sie jetzt vierzig? Fünfzig? Ich würde mich nie daran gewöhnen. »Schön, dich kennenzulernen. Los jetzt.«
    Die Biester gerieten in Aufruhr, als sie mich sahen. Ich tastete nach meinem Kreuz und war erleichtert, dass Dennis es mir nicht abgenommen hatte. Wahrscheinlich hatte er es nicht berühren können. Oder er hatte es einfach vergessen. Ich hielt es den Biestern entgegen, und wie erwartet schreckten sie vor mir zurück. Widerlich.
    Sollte ich das wirklich tun? Mein Plan konnte leicht nach hinten losgehen, und dann wäre ich geliefert.
    Na ja, geliefert war ich ohnehin. Ich holte tief Luft, zer-schlug mit der Faust die Schlösser an ihrem Käfig – das tat weh, war aber nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich beim Zerreißen meiner Handfesseln erduldet hatte – und dann trat Stille ein.
    »Äh . . . Eure Hochwohl. . . Eure Majestät . . . oder wie das heißt . . . ich würde nicht . . . «
    321

    »Es ist schon in Ordnung.« Zumindest hoffte ich das.
    Wenn nicht, würde ich meine Entscheidung nicht lange bedauern müssen. Nicht mehr als fünf Sekunden, höchstens. »Ich denke, wir kennen uns.« Ich hielt meine blutigen Handgelenke in die Höhe. Anscheinend konnte ich dort noch aus einer Arterie bluten, wenn auch nicht so stark und so heiß wie zu Lebzeiten. Es floss dick und schwerfällig und war dunkelrot, fast schwarz. Mir wurde ein bisschen schlecht, als ich auf meine Hände sah.
    Die Biester krochen auf mich zu, berochen mich von oben bis unten und leckten dann an meinen Händen. Ihr Atem war kalt, und sie rochen unbeschreiblich schlecht.
    »Was sind das für Kreaturen?«
    »Es sind Vampire, denen es nach ihrer Auferstehung nicht erlaubt war, Blut zu saugen.« Alice hielt die Gitterstäbe umklammert und beobachtete uns mit großen, ängst-lichen Augen. »Wenn das passiert, werden sie zu Tieren, sie verlieren das Bewusstsein von sich selbst. Alles, was sie dann kennen, ist Hunger.«
    »Oh.« Ich fühlte mehr Mitleid mit ihnen denn je. Einst waren diese Kreaturen Menschen gewesen! Selbst wenn sie die Ursache für meine neue Existenz waren, fühlte ich doch Mitleid. »Kann man es rückgängig machen?«
    Lange Pause. »Ich . . . ich weiß nicht. Noch nie hat das jemand geschafft. Ich meine, mein Herr Nostro wür-de . . . «
    »Sprich nicht weiter. Und hör auf, ihn Herr zu nennen.
    Alice, es scheint zu funktionieren. Also werde ich jetzt etwas versuchen und wahrscheinlich nicht getötet werden.
    Vielleicht aber doch. Wäre nicht das erste Mal. Also, bist 322

    du für mich oder gegen mich? Es ist in Ordnung, wenn du lieber draußen bleiben willst.«
    »Draußen bleiben? Und Euch alleine da reingehen lassen?« Sie dachte einen Augenblick lang über das verlocken-de Angebot nach und schüttelte sich dann wie ein kleiner Hund. »Ich glaube . . . ich glaube, ich bin für Euch.« Sie starrte mich durch die Gitterstäbe hindurch an und senkte dann ihren Blick auf das Kreuz
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