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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel
Autoren: Hellen May
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gehöre in die Küche und hätte den Mann zu bedienen.
Dummerweise erwartete er das auch von mir während unseres kleinen
Candle-Light-Dinners im Strandhaus seiner Eltern. Ich musste schnell
feststellen, dass das Denken nicht Scotts Stärke war und er sich viel zu sehr
auf die Gedanken seiner Großmutter verließ.
Meine Mutter hatte mich immer zu Rücksicht und Verständnis erzogen und so tat
ich, was Scott von mir verlangte. Bis zu dem Moment, als er sich seine
Belohnung für diesen Abend abholen wollte. Ich stand in der kleinen Küche im
Strandhaus, leise Musik lief zum beruhigenden Rauschen des Meeres und ich wusch
die Teller ab, von denen wir Blaubeerkuchen mit Schlagsahne gegessen hatten.
Plötzlich fühlte ich seine Hände auf meinem Po. Ich drehte mich um, sah seinen
Mund immer näher kommen, duckte mich und entkam einer peinlichen Kollision.
Scott lächelte und ich hatte Angst, er würde das eher als Aufforderung sehen
und nicht als Ablehnung.
„Warte!“, rief ich damals.
„Was ist, Kleines? Willst du mich nicht küssen?“, fragte er ungeduldig.
„Ich darf nicht“, stieß ich hervor.
„Warum nicht?“
„Weil wir dann heiraten müssen“, log ich.
„Ist das so, bei euch in Deutschland?“
„Ja, so ist das bei uns. Wer sich küsst, heiratet und gründet eine Familie.“
„Aber ich kann noch keine Familie haben, ich will Basketballprofi werden.“
„Dann sollten wir uns nicht küssen.“
„Richtig.“ Scott trat einen Schritt zurück und starrte mich eine ganze Weile
wortlos an. Es hätte nur noch gefehlt, dass er sich als Denkhilfe gegen den
Kopf schlägt. Plötzlich sagte er: „Dann bringe ich dich besser zurück.“
„Eine gute Idee.“
Ich glaube, er weiß bis heute nicht, dass es diese Regel in Deutschland nicht
gibt. Ich glaube aber auch, dass es für ihn nicht wichtig ist. Seine Welt
scheint sich nicht viel verändert zu haben. Er nennt mich immer noch „Kleines“
und ich lass ihn, denn das stört mich nicht.
 
    „Rita-Sue freut sich sehr, dass du
kommst“, sagt mir Scott, als wir auf dem Weg ins Parkhaus des Flughafens sind,
„und all die anderen natürlich auch. Du siehst hübsch aus Kleines, gefällt mir,
was du aus dir gemacht hast.“ Scott lässt mir kaum Zeit auf seine Worte zu
reagieren und so lasse ich ihn reden und höre nur zu, wie früher. „Das ist
bestimmt komisch für dich wieder hier zu sein oder? Mach dir keine Sorgen, es
hat sich nicht viel verändert.“
Scott stellt meinen Koffer auf die Ladefläche des Dodge Pickup und bittet mich
einzusteigen. Es ist zwei Uhr nachts und die Luft ist sehr warm und trocken.
Ich lasse das Fenster während der Fahrt offen und es fühlt sich wie damals an,
als mich meine Gasteltern Jamie und Glen Larson vom Flughafen in L.A.abgeholt hatten. Auch wenn die Straßen nur spärlich
beleuchtet sind, sauge ich jedes Straßenschild, jeden Baum und jedes Haus mit
den Augen in mich auf.
„Wie geht es dir Scott?“, frage ich in einer seiner Atempausen.
„Sehr gut, nicht die Basketballkarriere, die ich mir erhofft hatte, aber ich
arbeite jetzt bei Paul Walker, als Mechaniker.“
„In der Autowerkstatt?“
„Ja, das mit den Autos liegt mir und weil keiner seiner Kinder den Betrieb
übernehmen will, bin ich jetzt seine rechte Hand.“
„Glückwunsch, das ist klasse.“
Paul Walker , denke ich, Alex Walkers Vater und seine Werkstatt .
In dieser Werkstatt hatte ich viel Zeit verbracht und sowohl ölige als auch wunderschöne
Momente erlebt. Ich muss lächeln.
„Ich habe ein Haus und eine tolle Frau“, unterbricht Scott meine Gedanken. „Du
kennst sie, Vicky.“
„Vicky, die Freundin von Rita-Sue?“
„Ja genau.“
Ich weiß nicht sehr viel über die kleine blonde Vicky. Wir hatten früher kaum
ein Wort miteinander gewechselt. Für besonders schlau hielt ich sie aber auch
nicht, daher denke ich, dass sie für Scott alle Kriterien einer perfekten Haus-
und Ehefrau erfüllt und es freut mich, dass sie glücklich sind. Scott beginnt, mir
aus seinem Alltagsleben zu berichten, viele Informationen über Autos, Werkzeuge
und noch mehr Autos, die ich nur nebenbei wahrnehme. Ich weiß, dass es
unhöflich ist, aber ich kann zu diesen Themen nicht viel erzählen und Scott
scheint sowieso keinen Beitrag von mir zu erwarten.

2.       Kapitel
     
    Als wir in Carmel hineinfahren, hänge ich wie damals
meinen Kopf aus dem Fenster, um mir anzuschauen, was aus der kleinen
zauberhaften Stadt geworden ist. Ich erkenne viele Holz- und
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