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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du
Autoren: Mary Higgins Clark
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allen Wasser gewaschen. Ein Naturtalent.«

    »Und danach hat sie eine Beziehung mit Ihnen angefangen«, bohrte Sunday nach.
    »Genau. Doch dann hatte ich ein kleines Mißverständnis mit Vater Staat und landete für eine Weile im Knast. Sie hat sich einen Job bei einer schicken PR-Agentur besorgt, und als sie vor ein paar Jahren die Gelegenheit bekam, sich ins Büro nach Washington versetzen zu lassen, hat sie sofort zugegriffen.«
    Barker zog heftig an seiner Zigarre und hustete dann laut. »Arabella war einfach nicht zu bremsen. Nicht, daß ich das je versucht hätte. Als ich im letzten Frühling rauskam, rief sie mich ständig an und erzählte mir von diesem Blödmann. Shipman war offenbar eine gute Partie. Er schenkte ihr Schmuck, und sie lernte durch ihn wichtige Leute kennen.« Barker beugte sich vor.
    »Auch den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Henry Parker Britland IV.«, meinte er mit vielsagender Miene.
    Dann lehnte er sich zurück und sah Sunday vorwurfsvoll an. »Wie viele Leute in diesem Land kriegen je die Chance, mit dem amerikanischen Präsidenten an einem Tisch zu sitzen? Sie etwa?«
    »Nein, nicht mit dem Präsidenten«, antwortete Sunday wahrheitsgemäß. Sie erinnerte sich an ihren ersten Abend im Weißen Haus, als sie Henrys Essenseinladung abgelehnt hatte.
    »Verstehen Sie, was ich meine?« schloß Barker triumphierend.
    »Also gut. Offenbar hat Außenminister Shipman Arabella ausgezeichnete Kontakte vermittelt. Aber Mr. Shipman behauptet, er selbst habe die Beziehung beendet, nicht Arabella.«
    »Na und?«

    »Warum sollte er sie dann umbringen?«
    Barker lief rot an und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe Arabella gewarnt, ihm nicht mit dieser Klatschgeschichte zu kommen. Ich sagte, diesmal würde sie sich übernehmen. Doch da sowas bereits früher geklappt hatte, wollte sie nicht auf mich hören.«
    »Sie ist schon einmal damit durchgekommen?« rief Sunday aus. Das entsprach genau ihrer Vermutung.
    »Wen hat sie noch zu erpressen versucht?«
    »Ach, einen Typen aus ihrem Büro. Seinen Namen kenne ich nicht. Kleine Fische. Aber sich mit einem Kerl von Shipmans Kaliber anzulegen, ist keine gute Idee. Wissen Sie noch, was er mit Castro gemacht hat?«
    »Wie viel hat sie Ihnen von ihren Epressungsaktionen erzählt?«
    »Kaum etwas. Und außer mit mir hat sie mit niemandem darüber geredet. Ich habe sie angefleht, die Finger davon zu lassen, aber sie war scharf auf das Geld.« Tränen stiegen unvermutet in Alfred Barkers Augen. »Ich hatte sie wirklich sehr gern. Warum mußte sie bloß so stur sein?
    Sie hat nicht auf mich gehört.«
    Gedankenverloren hielt er inne. »Ich habe sie gewarnt und ihr sogar ein Zitat gezeigt.«
    Unwillkürlich schreckte Sunday hoch.
    »Ich mag Zitate«, fuhr Barker fort. »Ich lese sie zum Spaß und um die Dinge besser zu verstehen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Sunday nickte. »Mein Mann hat Zitate auch sehr gern.
    Er sagt, man könne viel daraus lernen.«
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Was macht Ihr Mann denn beruflich?«

    »Im Moment ist er arbeitslos«, antwortete Sunday mit gesenktem Kopf.
    »Das ist aber ein Jammer! Kennt er sich mit Sanitärinstallationen aus?«
    »Nicht besonders.«
    »Und mit Pferdewetten?«
    Traurig schüttelte Sunday den Kopf. »Nein, er bleibt meistens zu Hause. Er liest viel und befaßt sich vor allem mit Zitaten«, sagte sie, um das Gespräch wieder zum ursprünglichen Thema zu bringen.
    »Genau. Das, was ich Arabella vorgelesen hatte, paßte so gut, daß es schon fast unheimlich war. Sie konnte nämlich einfach nicht die Klappe halten. Und als ich auf das Zitat stieß, habe ich es ihr gleich gezeigt. Ich habe ihr immer gesagt, daß ihr loses Mundwerk sie mal in Schwierigkeiten bringen würde, und so ist es ja auch gekommen.«
    Barker durchwühlte die oberste Schublade seines Schreibtisches und zog ein zerfleddertes Stück Papier heraus. »Hier ist es. Lesen Sie.« Die Seite, die er Sunday zuschob, stammte offenbar aus einer Zitatensammlung. Ein Absatz war rot eingekreist.
    Hier ruht Arabella Young
    In der Gruft, der kalten,
    im schönen Monat Mai
    hat sie endlich den Mund gehalten
    »Es ist die Inschrift eines alten englischen Grabsteins. Ist das zu fassen? Abgesehen vom Monat paßt alles.«
    Mit einem tiefen Seufzer lehnte sich Barker zurück. »Ich werde Arabella furchtbar vermissen. Es war schön mit ihr.«

    »Sie waren doch am Abend vor ihrem Tod mit ihr beim
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