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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman
Autoren: Heyne
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Falten.
    »Wenn ich nicht so viel zu tun gehabt hätte, dann hätte ich dich, mein treuer Alessandro, schon früher zu mir gebeten.« Immer die freundliche Sphinx - so kannte ihn Prospero, als einen Meister der trügerischen Schmeichelei.
    Der Papst deutete ein Lächeln an. »Aber jetzt, guter Freund, benötige ich deine Hilfe, die du dem Heiligen Vater loyal und gläubig gewähren wirst wie auch schon meinen verehrten Vorgängern.«

    »Worauf sich Eure Heiligkeit verlassen können.«
    »Alles, was wir besprechen, unterliegt bei Strafe der Exkommunikation der strengsten Geheimhaltung. Haben wir uns verstanden?« Sie nickten.
    »Gut. Die Großtante Kaiser Leopolds I., die selige Elisabeth von Bartaszoly, hat es verdient, zur Ehre der Altäre erhoben zu werden. Ich wünsche, dass die Akten schnell und zügig bearbeitet werden. Du, Lambertini, reist sobald als möglich in die Südsteiermark, wo die selige Elisabeth begraben liegt, um die Leiche, wie es vorgeschrieben ist, zu exhumieren und in Augenschein zu nehmen. Binnen eines Monats legt ihr mir die Akten mit der Schlussrelation vor, die unter allen Umständen ein Votum für die Heiligsprechung enthält. Haben wir uns verstanden?«
    »Aber wenn...«, wandte Prospero ein, kam aber nicht weiter, denn der Papst fiel ihm in herrischem Ton ins Wort.
    »Sie wird heiliggesprochen!«
    Prospero merkte, dass er zitterte. Was der Stellvertreter Christi von ihm verlangte, war ungeheuerlich. Es bedeutete, den Prozess der Heiligsprechung im Zweifelsfall zu beugen. Dabei hatten die Auditoren unparteiisch zu sein und ohne Ansehen der Person zu ermitteln. Jemanden zur Ehre der Altäre zu erheben, war eine sehr ernste Sache, die höchste Ehre, die die Kirche zu vergeben hatte.
    Klemens XI. funkelte ihn an. »Wir wollen dem Kaiser nur Unsere Liebe beweisen. Demut, Lambertini, Demut! Glaubst du nicht, dass der liebe Gott mächtig genug ist, jemanden, den er im Himmel nicht dulden will, des Paradieses zu verweisen? Wir haben zwar von unserem Herrn die Gewalt, auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden, übertragen bekommen, aber Wir sind nur die vorletzte, nicht die letzte Instanz.«

    In Prospero brodelte es. Klemens war offensichtlich immer noch das, was er schon als Kardinal gewesen war, ein Gauner, der sich immer alle Hintertüren offenhielt, und so letztlich nie für etwas verantwortlich gemacht werden konnte. Der junge Hilfsauditor zwang sich, seine Wut zu unterdrücken und freundlich und devot zu wirken, wie es einem Priester im Angesicht des Heiligen Vaters zukam. Caprara antwortete für ihn, und Prospero war ihm dafür dankbar. »Es wird geschehen, wie es Eure Heiligkeit wünschen.«
    Klemens XI. schlug ein Kreuz über den beiden Untersuchungsrichtern zum Zeichen, dass die Audienz beendet war. Die beiden Mitarbeiter der Rota verneigten sich. »Gelobt sei Jesus Christus.«
    Und der Papst antwortete: »In Ewigkeit. Amen.«
    »Ach, Lambertini?«, rief er ihm mit sanfter Stimme hinterher. Prospero blieb stehen und wandte sich erneut dem Pontifex zu. Der lächelte das allerliebenswürdigste Albani-Lächeln. »Streng dich an! Erzbischof Muzio Gaeta von Bari bat mich darum, ihm einen fähigen jungen Priester als Pfarrer für die Chiesa di San Rocco in Valenzano zu schicken. Ich bin mir noch nicht sicher, ob du in Rom oder in Valenzano besser aufgehoben wärst.«
    »Das liegt in Gottes Hand«, antwortete Prospero. Es verunsicherte ihn, dass Klemens XI. entgegen seines Naturells, das sich lieber im Ungefähren aufhielt, so deutlich geworden war. Er drohte unverhohlen damit, ihn in den trostlosesten Winkel Italiens abzuschieben, dorthin, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten.
    Auf dem Weg zur Kutsche schwieg Caprara eisern, denn im Vatikan besaßen die Wände Ohren. Sobald sie die Kutsche erreichten, wandte sich Prospero an seinen erfahrenen
Vorgesetzten. »Was treibt den Papst dazu, das Kanonisationsverfahren zu beugen? Vielleicht ist die selige Elisabeth wirklich eine Heilige. Aber ob heilig oder nicht, er will sie zur Ehre der Altäre erheben! Warum diese eindeutige Vorgabe?«
    »Ich weiß es nicht. Aber eine so schwere Sünde lädt man nur auf sich, wenn es um das schiere Überleben geht!« Prospero sah den alten Fuchs verwundert an. Zumindest in den letzten Jahrhunderten hatte sich kein Pontifex über seinen Sturz Gedanken machen müssen. Einmal gewählt blieb er es, bis Gott der Herr ihn zu sich nahm.
    Caprara begann laut nachzudenken. »Eines steht fest, die Heiligsprechung
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