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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Autoren: Granger Ann
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Übelkeit kehrte zurück. Alison ließ den Brief auf den Tisch fallen, und die makellose Weißheit des Papiers stand in grellem Kontrast zu dem dunkel gewordenen Eichenholz. Sie rannte zur Toilette im Erdgeschoss und übergab sich heftig in die Kloschüssel, bis ihr Zwerchfell schmerzte. Hitze stieg brennend in ihr auf, und Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um sich Linderung zu verschaffen, und wischte es mit einem Handtuch trocken. Sie schielte in den kleinen Spiegel und sah, dass ihre Haut zwar noch fleckig war, doch ansonsten sah sie einigermaßen normal aus – normal genug für Jeremy jedenfalls.
    Jeremy! Sie hatte den Brief auf dem Esszimmertisch liegen lassen, und ihr Ehemann würde bald nach Hause zurückkehren! Alison rannte zurück ins Esszimmer.
    Es war zu spät. Da ihr Kopf in der Kloschüssel gesteckt hatte, hatte sie seine Rückkehr nicht bemerkt. Jeremy stand am Tisch und hielt das kleine weiße Blatt in den Händen. Er blickte zu ihr, als sie eintrat.
    »Wie lange geht das verdammt noch mal schon so?«
    Es war Donnerstag. Gründonnerstag, um genau zu sein. Nach dem Mittagessen würde Meredith ihren Schreibtisch im Londoner Foreign Office aufräumen und für ein langes Osterwochenende nach Hause fahren, um erst am folgenden Dienstag wieder arbeiten zu gehen. Der Gedanke erweckte Hochstimmung in ihr. Das Wetter war die ganze Woche lang gut gewesen, und mit ein wenig Glück würde sich daran auch über die Feiertage nichts ändern. Sie würde Zeit finden, sich mit Alan zu entspannen, über das Haus zu reden, das sie kaufen wollten, und all die Dinge zu erledigen, die sie aufgeschoben hatte. Der Druck der Arbeit würde schwinden, und sie beide hatten die Pause nötig. Auf der anderen Seite des Raums packte Polly, mit der sie ihr geräumiges Büro teilte, bereits ihre Sachen zusammen. Meredith streckte die Hand nach dem Eingangskorb auf ihrem Schreibtisch aus, wo ein Sonnenstrahl auf eine einzelne dünne Akte fiel. Sobald sie diese bearbeitet hatte, konnte sie ebenfalls packen und wäre frei.
    Der Sonnenstrahl erlosch abrupt. Jemand stand vor ihrem Schreibtisch. Meredith blickte auf.
»Toby!«, rief sie aus. »Woher um alles in der Welt kommst du denn diesmal wieder?«
»Peking«, antwortete Toby Smythe. »Ich hab gerade meine Dienstzeit dort beendet. Jetzt bin ich zu Hause und mache erst mal Urlaub, bevor sie mich wieder woanders hinschicken. Oder wenigstens hoffe ich, dass sie mich woanders hinschicken …« Seine Miene wurde ein wenig betrübt. »Ich hab mich heute Morgen um eine weitere Abordnung ins Ausland beworben. Ich will nicht für Ewigkeiten in London hinter einem Schreibtisch versauern wie du.«
Das war zwar nicht besonders höflich, doch es entsprach der Wahrheit. Meredith saß inzwischen seit einer ganzen Weile hinter ihrem Schreibtisch. Seit ihrer Rückkehr vor einer Reihe von Jahren aus der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien genau genommen. Sie war dort Konsulin gewesen. Doch jetzt war sie nichts weiter als eine Sachbearbeiterin an einem Schreibtisch in diesem Raum. Das Jugoslawien, das sie gekannt hatte, war auseinander gefallen, und es schien ihr, als wäre ihre Karriere parallel dazu zum Stillstand gekommen. Trotz wiederholter Eingaben und Anfragen hatte man ihr keinen neuen längerfristigen Posten im Ausland angeboten, nichts außer einigen immer nur wenige Wochen dauernden Jobs als Ersatz für jemanden, der krank geworden war, oder als Verstärkung in einem Notfall. Zuerst war sie überzeugt gewesen, fest überzeugt, dass es irgendeinen geheimen Grund geben musste, warum sie in London festgehalten wurde, irgendeinen Grund, den sie niemals erfahren würde. Irgendwo war sie irgendjemandem auf die Füße getreten, oder sie hatte sich einen Ruf verschafft, der ihre Vorgesetzten unruhig machte. Doch nun hatten sich die Umstände geändert. Sie verspürte nicht länger das Bedürfnis, »aus dem Land zu flüchten«, wie Alan Markby ihr Verlangen, im Ausland zu arbeiten, stets zu beschreiben pflegte. Alan hatte nie gewollt, dass sie wegging. Sie lächelte vor sich hin bei dem Gedanken, dann hob sie den Blick und lächelte zu Toby auf.
»Es macht mir nichts aus, in London zu sein«, sagte sie. »Ich heirate im Sommer.«
Toby zuckte theatralisch zurück, beide Hände erhoben, die Handflächen nach außen gestreckt. »Doch nicht etwa den Kriminalbeamten, mit dem du schon seit einer Reihe von Jahren herumhängst?«
»Sein
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